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Gettr: Die neue Heimat für Querdenker und Rechte im Netz


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Microbloggingdienst Gettr
Die neue Heimat für Querdenker und Rechte im Netz


Aktualisiert am 07.01.2022Lesedauer: 4 Min.
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Twitter hatte das Konto von Marjorie Taylor Greene gesperrt. Jetzt hat die Rechtspopulistin einen Account bei Gettr. (Quelle: Andre M. Chang via www.imago-images.de)

Mit Gettr haben Rechte und Verschwörungstheoretiker eine neue Heimat gefunden und erreichen dort bereits Hunterttausende Follower. Was macht das soziale Netzwerk aus?

Er freue sich auf viele freie Diskussionen auf Gettr, hat der umstrittene Journalist Boris Reitschuster vor wenigen Tagen getwittert. Und damit für das Netzwerk geworben, auf dem sich in letzter Zeit immer mehr Rechte und Corona-Leugner aufhalten.

Während Plattformen wie Twitter die Accounts von Rechtsextremen sperren, ist der Microblogging-Dienst Gettr beliebt wie nie zuvor. Warum das so ist und wieso Millionen heimatlose Verschwörungstheoretiker und Populisten bei Gettr auf eine neue virtuelle Heimat hoffen, offenbart ein Blick auf die Geschichte des Netzwerks und die Entwicklung seit der Gründung.

Was ist Gettr?

Gettr ist eine Social-Media-Plattform, die am 4. Juli 2021 – dem Nationalfeiertag der USA – offiziell gestartet ist. Der Name Gettr ist ein Portmanteau, ein sogenanntes Kofferwort, das sich aus den englischen Worten "getting together" zusammensetzt und soviel wie "zusammenkommen" bedeutet.

Laut eigenen Angaben steht der Dienst für freie Meinungsäußerung, unabhängiges Denken und beruht auf der "Ablehnung von politischer Zensur sowie Löschkultur".

Auf Gettr können Nutzer Texte- oder Bildbeiträge posten, Artikel von Blogs oder Magazinen teilen und Live-Videos übertragen. Nutzer können sich gegenseitig folgen und Beiträge kommentieren, liken und mit den eigenen Followern teilen.

Gettr gibt es als App für Android und iOS. Nutzer können die Plattform auch über den Browser aufrufen. Auf der Startseite zeigt der Dienst die letzten Beiträge der Personen an, denen der Nutzer folgt. Eine Benachrichtigungsfunktion informiert den Nutzer über Aktivitäten wie zum Beispiel neue Follower oder wenn eigene Beiträge von anderen Personen kommentiert werden.

Wer hat das Netzwerk gegründet?

Nach dem Sturm auf das Kapitol der Vereinigten Staaten am 6. Januar 2021 wurde der damalige Präsident Donald Trump auf einigen Social Media-Plattformen gesperrt. Trump war daraufhin auf der Suche nach anderen Netzwerken, die er zur Kommunikation nutzen konnte. Bereits damals kam die Idee auf, ein eigenes soziales Netzwerk zu gründen. Mehr über "Truth Social", so der Name von Trumps zukünftigem Netzwerk, erfahren Sie in unserem Artikel zum Thema.

Trumps damaliger Berater und Sprecher Jason Miller verließ im Juni vergangenen Jahres das Trump-Team, um Geschäftsführer eines Technologie-Startups zu werden. Aus diesem Startup entwickelte sich die soziale Plattform Gettr. Neben Miller ist auch Trumps ehemaliger Kampagnensprecher Tim Murtaugh als Medien- und Kommunikationsberater für das Unternehmen tätig.

Finanziert wird Gettr durch ein Konsortium internationaler Investoren. Das Unternehmen ist nicht an der Börse notiert und befindet sich in Privatbesitz. Einer der Investoren ist laut Aussagen von Miller der chinesische Dissident Guo Wengui.

Guo ist ein wohlhabender Unternehmer und floh in die Vereinigten Staaten, weil er in seinem Heimatland wegen mehrerer Vergehen, unter anderem Korruption und Geldwäsche, gesucht wird. Ebenfalls ist er mit Steve Bannon, dem ehemaligen Berater und Chefstrategen Donald Trumps, befreundet und arbeitete bereits in der Vergangenheit mit ihm zusammen. So gründeten beide gemeinsam ein regimekritisches, chinesischsprachiges Mediennetzwerk.

Wer ist auf Gettr aktiv?

Laut einer Studie der Stanford Universität stammt ein Großteil der Gettr-Nutzer aus den USA und Brasilien. Es gibt aber auch eine größere arabischsprachige Community auf der Seite. Nach eigenen Angaben hat die Plattform mehr als drei Millionen Nutzer weltweit. 250.000 sollen aus Deutschland sein.

Auf Gettr haben sich vor allem Populisten angemeldet. Es finden sich Profile von Brasiliens umstrittenem Präsidenten Jair Bolsonaro und Donald Trumps ehemaligem Chefstrategen Steve Bannon. Donald Trump hingegen hat weder einen Account auf Gettr, noch ist er dort aktiv.

Auch deutsche Rechtspopulisten wie Matthias Matussek und AfD-Politikerin Beatrix von Storch sind auf Gettr vertreten. Wie die AfD versucht, Gettr als Propagandawerkzeug zu nutzen, haben wir hier aufgeschrieben. Der frühere Verfassungsschutzpräsident und CDU-Mitglied Hans Georg Maaßen hat ebenfalls einen Account auf der Plattform.

Vor Kurzem wechselte Boris Reitschuster, der in den letzten Monaten vor allem mit der Verbreitung von Fake News zur Corona-Pandemie aufgefallen ist, von anderen sozialen Netzwerken zu Gettr. So schrieb er bei einem konkurrierenden Kurznachrichtendienst, dass er sich "auf viele freie Diskussionen auf Gettr" freue. Reitschuster hat dort bereits mehr als 140.000 Follower.

Gettr ist für Populisten und Rechtsextreme ein Zufluchtsort geworden, da diese zumeist auf anderen Plattformen wie Facebook oder Twitter gesperrt wurden. Der Großteil der Gettr-Nutzer lässt sich laut einer Studie ebenfalls dem rechten bis rechtsextremem politischen Spektrum zuordnen.

Das Netzwerk zielt aber auch vermehrt auf Nutzer ab, die sich in den sogenannten "Mainstream-Medien" nicht mehr vertreten sehen und davon überzeugt sind, dass die etablierten Medien ihre Ansichten und Meinungen gezielt unterdrücken oder nicht widerspiegeln. Aus diesem Grunde finden dort auch Impfgegner und Corona-Leugner ein neues Zuhause.

Was macht Gettr anders als die Konkurrenz?

Wie alle sozialen Netzwerke finden sich auch in den Nutzungsbedingungen von Gettr Richtlinien für Inhalte, die nicht geteilt werden dürfen. So wird verstörender oder illegaler Content wie persönliche Anfeindungen oder rassistische Beiträge entfernt. Videos, die explizit Gewalt darstellen, sind ebenfalls verboten.

In einer Untersuchung der Stanford Universität wurde aber deutlich, dass es sehr wenige Mechanismen gibt, Spam, gewaltverherrlichende Inhalte, Pornographie oder sonstigen verbotenen Content aufzuspüren. Gettr verlässt sich hierbei vor allem auf die Meldefunktion, die Nutzer zum Anzeigen von strafbaren und verbotenen Beiträgen verwenden können.

Hauptkonkurrent von Gettr ist vor allem der Kurznachrichtendienst Twitter, dem die Plattform auch nachempfunden ist. Optisch unterscheidet die beiden Plattformen nicht viel voneinander. Beide bieten ihren Nutzern die gleichen Funktionen: das Schreiben und Veröffentlichen von Textnachrichten, das Kommentieren und Teilen von Beiträgen und die Möglichkeit, anderen Nutzern zu folgen.

Die auffälligsten Unterschiede sind die Logos der beiden Plattformen und die Länge der Texte, die Nutzer veröffentlichen können. Während Twitter die Zeichenanzahl einer Nachricht auf 280 Zeichen begrenzt hat, können Gettr-Nutzer Beiträge mit höchstens 777 Zeichen verschicken.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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