Antragsstau im Verkehrsministerium Spieleentwickler bangen um die Fördermillionen
Fördergelder in Höhe von insgesamt 50 Millionen Euro hatte die Bundesregierung der deutschen Spielebranche versprochen. Doch bislang wurde kaum etwas davon bewilligt. Schuld sei ein Bürokratiestau im zuständigen Ministerium, sagen die Verbände.
Die Bundesregierung hat ihre Liebe zu Computerspielen entdeckt. Kein Wunder, schließlich spielt die Games-Branche weltweit inzwischen mehr Geld ein als die Filmindustrie. Die Gewinne fließen aber überwiegend ins Ausland, wo die Blockbuster entwickelt werden. Die großen Erfolgsgeschichten werden fast ausschließlich in den USA geschrieben.
Das soll sich ändern. Für 2020 sind dafür sogar erstmals Fördermittel im Haushalt vorgesehen. Rund 50 Millionen Euro will die Bundesregierung insgesamt für die Förderung von Spielen "made in Germany" ausgeben. Zwischen Juni und August 2019 konnten sich deutsche Spieleentwickler um eine Projektförderung von bis zu 200.000 Euro bewerben.
Nur fünf Prozent der Anträge wurden bearbeitet
Laut der Branchenzeitung "Games Wirtschaft" sollen rund 380 Bewerbungen beim zuständigen Verkehrsministerium eingegangen sein. Bislang wurden aber nur 21 Anträge bewilligt, das sind nur etwas mehr als fünf Prozent. "Würde dieses Tempo beibehalten, wäre der Stapel in frühestens sechs Jahren abgearbeitet", heißt es in dem Bericht. Auch die Fördersumme ist mit 2,7 Millionen Euro weit von dem entfernt, was die Bundesregierung ausgeben wollte.
Ähnlich wie beim Breitbandausbau heißt es also: Geld ist genug da. Die Mittel werden nur nicht abgerufen.
Schuld sei ein Bürokratiestau im zuständigen Verkehrsministerium, denn das Bewerbungsverfahren sei aufwändig. Betroffene Firmen klagen über das Antragsformular, das keine Uploads von Dokumenten erlaubt und nur eine begrenzte Zeichenzahl vorgibt. Auf die Antragsstellung folge oft "E-Mail-Ping-Pong" mit den Ministeriumsmitarbeitern zu in der Branche eher unüblichen Detailfragen.
Die lange Bearbeitungszeit sei für die Entwicklerstudios existenzbedrohend, klagt das Branchenblatt. Vor allem Startups und Newcomer hätten sich auf die Zusicherung von Fördergeldern verlassen und müssten nun zittern.
Wann das Geld ausbezahlt wird, bleibt ungewiss
Das Verkehrsministerium gibt die Bearbeitungszeit der Förderanträge mit drei bis sechs Monaten an. Demnach müssten alle Bewerbungen spätestens Ende Februar abgearbeitet sein. Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum unterstützt das Verkehrsministerium bereits als Projektträger bei der Abarbeitung. Trotzdem werden wohl weitere Maßnahmen nötig sein, um das Tempo zu erhöhen.
Doch selbst nach einer erfolgreichen Prüfung der Anträge, könnte es noch dauern, bis die ersten Förderbeträge ausbezahlt werden. Denn ohne die Zustimmung der EU-Kommission darf die Bundesregierung die 50 Millionen laut "Games Wirtschaft" gar nicht wie geplant ausgeben. Die entsprechenden Verhandlungen mit Brüssel liefen bereits seit fast einem Jahr. Das Ministerium hoffe auf einen positiven Bescheid in den kommenden Wochen.
- Games Wirtschaft: "Großbaustelle Computerspiele-Förderung: Digitales Däumchendrehen"