Vorab angespielt Der "Flight Simulator 2020" ist ein technischer Meilenstein
Der neue "Flight Simulator" von Microsoft erscheint am Dienstag und bietet noch nie dagewesenen Realismus. Wir zeigen, was im Titel steckt und warum sich auch für Nicht-Simulator-Fans ein Blick lohnt.
Wer mal das Pilotendasein erleben will, kann entweder für mehr als 10.000 Euro einen Pilotenschein machen oder sich einen Flugsimulator kaufen. Auf den Markt gibt es viele Angebote, beispielsweise das kostenlose "FlightGear" – doch ausgerechnet die wohl älteste und prestigeträchtigste Serie, der "Flight Simulator" von Microsoft, bietet seit über zehn Jahren keine aktuelle Version mehr an. Am Dienstag ändert sich das wieder. Wie die neue Ausgabe aussieht, sehen Sie oben im Video oder hier.
1982 erschien die erste Version der Flugsimulation und lange gehörte das Spiel zum festen Repertoire von Microsoft – wie Windows oder Office. 2006 veröffentlichte das Unternehmen den"Flight Simulator X". Doch 2009 schloss Microsoft das Entwicklerstudio Aces Game Studio, das bisher für die Flugsimulation verantwortlich war. Ob jemals wieder ein "Flight Simulator" folgen würde, war darum lange offen.
Auf der Spielemesse E3 verkündete Microsoft im vergangenen Jahr aber überraschend einen neuen Teil: den "Flight Simulator 2020." Am 18. August erscheint der Titel, entwickelt wird er vom französischen Entwickler Asobo Studios. Die Flugsimulation will vor allem mit Umfang und Realismus beeindrucken. Wir zeigen, was Fans ab Dienstag erwarten können.
Landschaft mithilfe von Bing Maps erstellt
Wer sich eines der Preview-Videos auf YouTube anschaut, dem wird sofort der hohe Detailgrad der Simulation auffallen: Nicht nur die Flugzeuge und das Cockpit, sondern auch die Landschaft kann mit sehr detaillierter Grafik in bis zu 4K-Auflösung beeindrucken. Ein erster kurzer Vorabtest der t-online.de-Redaktion bestätigte diesen Eindruck: So realistisch, so umfangreich und so beeindruckend war bislang keine Flugsimulation für den heimischen PC.
Um die Landschaft so realistisch wie möglich darzustellen, hat das von Microsoft beauftragte Asobo Studios für den neuen "Flight Simulator" realistisches Kartenmaterial sowie Luftbilder von Bing Maps benutzt, wie die Entwickler in einem Interview erklären. Die 3D-Umgebung wird von Microsofts Cloud-Service Azure generiert. Das funktioniert aber nur, wenn Spieler während des Fliegens mit dem Internet verbunden sind. Wer den Titel offline nutzen will, muss entsprechende Inhalte vorher herunterladen.
Wie spektakulär gut das aussieht, erwies im Kurztest ein Flug über das virtuelle Berlin: Bisweilen meint man, aus einem echten Flugzeug zu schauen – im Tiefflug sieht man kleine Autos und zigtausende, teils realistisch nachgebildete Gebäude Berlins. Den Berliner Fernsehturm erkennt man schon aus kilometerweiter Entfernung, auch der umliegende Alexanderplatz samt zugehörigem Bahnhof mit rundem Glasdach ist unzweifelhaft zu identifizieren. Sogar das Gebäude, das die t-online.de-Redaktion in Berlin beherbergt, ließ sich schon beim ersten Tiefflug über die Torstraße klar ausmachen – insgesamt sehr beeindruckend. Schiebt man während des Fluges den Tageszeiten-Regler weiter nach rechts, wird die Welt in die goldene Abendsonne getaucht, schiebt man noch weiter, leuchtet durch das Cockpitfenster das strahlende Lichtermeer des nächtlichen Berlins. Spätestens jetzt ist die Illusion perfekt – und der ein oder andere Gänsehautmoment garantiert.
Wirklich spektakulär wird es dann, wenn man sich etwa mit einer kleinen Cessna tief in die Straßenschluchten von New York City wagt. So toll und realistisch sah die Metropole noch in keinem anderen Flugspiel aus. Beeindruckend ist dabei: Hier sind nicht nur ein paar Metropolen von Hand nachgebildet worden – der ganze Globus lässt sich auf diese Weise erkunden!
Fliegen bei jedem Wind und Wetter
Wind und Wetter sollen so realistisch wie möglich dargestellt sein. So werden Dinge wie die Windgeschwindigkeit, Windrichtung oder auch Luftfeuchtigkeit berechnet. Nutzer können auch auf Windphänomene wie Steig- und Fallwinde sowie Jetstream stoßen, wie die "Gamestar" berichtet. Flugzeuge, die den Jetstream nutzen, können beispielsweise Treibstoff sparen.
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Für das Wetter nutzt der Flugsimulator Echtzeitdaten des Schweizer Wetterdienstes meteoblue. Auch gibt es einen Tag-Nacht-Wechsel. Spieler können viele Einstellungen wie die Tageszeit oder die Wetterverhältnisse während es Spiels anpassen.
Dazu können Nutzer auch auf Live-Flugdaten zugreifen und so auf Flugzeuge stoßen, die sich aktuell tatsächlich in der Luft befinden. Allerdings werden im Umkreis von 200 Kilometern nur 50 Flugzeuge gleichzeitig dargestellt, um die Systeme nicht zu überlasten.
Ein Spiel zum Erkunden
Spieler können laut Microsoft mehr als zwei Millionen Städte besuchen, verschiedene Tiere entdecken und auch überall dort landen, wo es im echten Leben möglich ist – also auch abseits von Flughäfen. Dass die Server Karten- und Satellitendaten auch heute noch nicht perfekt in ein dreidimensionales Abbild übersetzen können, sieht man meist erst beim Tiefflug über gut bekanntes Terrain. Die kleine Küstenstadt Flensburg etwa ist zwar unzweifelhaft wiederzuerkennen – allerdings sind nicht alle Kaianlagen perfekt, nicht alle dreidimensionalen Gebäude korrekt umgesetzt. Zudem hat der Algorithmus sehr großzügig Bäume im Stadtbereich gepflanzt. Tatsächlich existieren viele davon nicht.
Wirklich stören tut das allerdings nicht – schon ab ein paar Tausend Fuß Höhe ist die Illusion auch für Ortskundige perfekt.
An tausenden Stellen haben die Entwickler aber auch Hand angelegt um die Bereiche noch echter zu gestalten. Mehr als 37.000 Flughäfen haben die Entwickler etwa händisch nachbearbeitet. Bis zu 40 Flughäfen wurden sogar detailliert nachgebaut. Microsoft hat angekündigt, das Spiel für mindestens zehn Jahre mit Updates zu versorgen. Die Welt soll anhand neuer Daten stetig verbessert werden. Und eine Virtual-Reality-Unterstützung soll noch 2020 folgen.
Für Anfänger geeignet
Um Spieler Herausforderungen zu bieten, gibt es im "Flight Simulator 2020" Aktivitäten wie Landing Challenges. Hier können Nutzer ihre Flugfähigkeiten beweisen und mit anderen Spielern auf einer Highscore-Tabelle konkurrieren. Eine klassische Kampagne bietet der neue "Flight Simulator" aber nicht. Im Mehrspieler-Modus selbst können Nutzer mit anderen Spielern oder nur mit Freunden nach eigenen Regeln fliegen.
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Auch Anfänger sollen sich in dem Flugsimulator schnell zurechtfinden können. Das Spiel bietet verschiedene Assistenzsysteme, die beispielsweise die Instrumente prüfen und oder den Funkverkehr übernehmen. Die Unterstützung lässt sich sehr fein einstellen. Das ermöglicht auch Einsteigern schon in den ersten Stunden spektakuläre Flüge über Großstädte und Naturwunder. Wer sich sicherer fühlt, kann mehr Systeme selbst übernehmen. Ein gut gemachtes Tutorial führt Neulinge in einer Cessna an die Grundlagen des Fliegens heran. Wer später Jets ohne jegliche Unterstützung fliegen möchte, muss sich allerdings auf dutzende Lernstunden einstellen. Allein die Zahl der Tastaturbefehle ist zu Beginn schnell überwältigend.
Teures Steuerzubehör muss es zum Start erstmal nicht sein – auch wenn das natürlich die optimale Art ist, um die Flugzeuge zu steuern. Nur auf Tastatur und Maus sollte man sich allerdings auch nicht verlassen – damit lassen sich die Flugzeuge kaum ausreichend präzise Steuern. Ein Gamepad mit Analogsticks stellt aber einen guten Einstieg dar.
Drei Versionen verfügbar
Der "Flight Simulator 2020" erscheint am 18. August für Windows 10. Er ist im Windows Store, auf Steam oder auch als physische Kopie erhältlich, es müssen jedoch Inhalte nachgeladen werden. Eine Version für Xbox One und Xbox Series X soll noch 2020 folgen. Microsoft rät etwa 150 Gigabyte Festplattenspeicher freizuhalten.
Der "Flight Simulator" ist in drei Versionen erhältlich: Standard, Deluxe und Premium Deluxe Edition. Die Versionen unterscheiden sich im Inhalt: Die Standard-Version kostet knapp 70 Euro, enthält 20 Flugzeuge und 30 handgefertigte Flughäfen. Die Deluxe-Edition kostet knapp 90 Euro und enthält 25 Flugzeuge sowie 35 handgefertigte Flughäfen In der Premium Deluxe Edition sind 30 Flugzeuge und 40 handgefertigte Flughäfen enthalten, diese Version kostet aber auch knapp 120 Euro. Nutzer können gegen Aufpreis ihre Version auch im Nachhinein aufrüsten.
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- Eigene Recherche
- Gamestar.de: "5 Gründe, warum der neue Flight Simulator unglaublich spannend ist"