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Darum sind in dem LTE-Netz immer noch Lücken


Große Lücken bei LTE
Warum es mitten In Deutschland immer noch kein schnelles Netz gibt

dpa, Khang Nguyen, Elena Metz

04.09.2017Lesedauer: 3 Min.
Auf dem Land gibt es oft Probleme mit dem schnellen Mobilfunkstandard 4G/LTE.Vergrößern des Bildes
Auf dem Land gibt es oft Probleme mit dem schnellen Mobilfunkstandard 4G/LTE. (Quelle: Felix Kästle/dpa-bilder)

Schnelles Internet immer und überall in Deutschland? Schön wär`s. Viele Nutzer klagen über Lücken im schnellen Mobilfunk. Dabei soll 4G/LTE für 93 Prozent der Menschen verfügbar sei. Doch nicht nur auf dem Land, auch im Nah- und Fernverkehr sieht die Realität anders aus.

Bauer Wilhelm Heine ist gefrustet über das mobile Internet auf seinem Smartphone: Je nachdem, wo der Landwirt auf seinem Hof bei Bad Waldsee im baden-württembergischen Landkreis Ravensburg steht, ist der Empfang von LTE ("Long Term Evolution") mal besser oder schlechter. "Wirklich gut ist es aber nie", klagt der Landwirt. Gerade wartet der 53-Jährige auf zwei E-Mails, er hatte Pflanzenschutzmittel bestellt. Auch seine Familie ärgert sich über die langsame Internetgeschwindigkeit auf den Handys. Heine vermutet, der Netzausbau sei in der Region schlecht.

Laut der Netzabdeckungskarte von T-Mobile sollten LTE und auch UMTS, der frühere Standard, hier eigentlich verfügbar sein. Rund um Bad Waldsee gibt es aber gleich mehrere Versorgungslücken. Auf Nachfrage erklärt T-Mobile, 93 Prozent der deutschen Bevölkerung erreichen zu können. Vodafone schaffe laut eigener Aussage auf 90 Prozent, O2 rund 80 Prozent.

Bau einer LTE-Sendestation nicht überall möglich

Heine ist nicht der einzige, der Probleme mit dem Netz hat: "Bin so viel i(n) D(eutschland) unterwegs wie selten – und wundere mich, wie schlecht Mobilfunknetz flächendeckend ist", empört sich Finanzstaatssekretär Jens Spahn (CDU) auf Twitter und verweist auf T-Mobile und Vodafone.

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Ein Blick auf die Netzabdeckungskarte von T-Moblie zeigt, dass es im nördlichen und südlichen Umland von Berlin, zwischen Celle und Uelzen, im Schwarzwald und dem südlichen Breisgau, sowie rund um Wuppertal Versorgungslücken bei LTE gibt. Bei Vodafone und O2 tun sich bei genauer Betrachtung der jeweiligen Netzkarten noch größere weiße Flecken auf.

Weiße Flecken auf der Netzkarte

Daraus machen die beiden Betreiber keinen Hehl: "Aus wirtschaftlichen und topographischen Gründen wie Hügeligkeit, Berge oder Bewaldung ist der Bau einer LTE-Sendestation nicht überall möglich", sagt ein Vodafone-Sprecher. Auch in Zukunft könnten daher nicht alle Löcher geschlossen werden. O2 schiebt die "vorübergehenden Auswirkungen" indes auf die "laufende Netzintegration" von E-Plus.

Tatsächlich führt auch die Fachzeitschrift "connect" das schlechte Abschneiden von O2 beim "Netztest 2017" auf den Netzzusammenschluss zurück. Das Unternehmen des Telefónica-Konzerns belegt nach der Telekom und Vodafone den dritten Platz. Die größten Engpässe machen die Experten von "connect" aber auf der Schiene aus: Wer in der Bahn sitzt, kann sich auf keinen der drei Betreiber wirklich verlassen. Hier sehen die Autoren bei allen Nachholbedarf, trotz der laufenden Ausbauinitiative der Deutschen Bahn in ICE-Zügen.

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LTE ist kein einheitliches System

Ein weiteres Problem: Die oftmals beworbenen Höchstgeschwindigkeiten gibt es nur in wenigen Großstädten. Diese liegen je nach Anbieter zwischen 50 Mbit (O2) und 375 Mbit pro Sekunde (Vodafone). Spätestens an den Stadtgrenzen ist aber in vielen Fällen mit Highspeed Schluss. Nutzer im ländlichen Raum haben oft das Nachsehen. Dabei war LTE ursprünglich als "schneller Landfunk" vorgesehen.

Die Netzbetreiber nutzen bei LTE unterschiedliche Frequenzen, sogenannte Bänder. Je nach Hersteller arbeiten Smartphones, Laptops und Tablets mit verschiedenen Modems, die nur mit bestimmten Bändern kommunizieren können. Im schlimmsten Fall bedeutet das: Theoretisch wäre LTE verfügbar, das Endgerät kann es nur nicht empfangen. Wo die Anbieter auf welchen Frequenzen senden, sucht man aber vergeblich.

Auch im internationalen Vergleich der LTE Verfügbarkeit und Geschwindigkeit ist es um Deutschland nicht gut bestellt. Wie Daten des britischen Unternehmens "Open Signal" zeigen, kommt die Bundesrepublik nur auf eine Geschwindigkeit von 20,46 Megabits pro Sekunde (Mbps) bei einer Verfügbarkeit von unter 60 Prozent – das ist vergleichbar mit Tunesien.

Ähnlich schlecht ist die Verfügbarkeit in Frankreich und Irland. Dass es auch schneller geht zeigt etwa Ungarn, wo das Netz mit 42,61 Mbps fast doppelt so schnell wie hier ist. Die LTE-Verfügbarkeit liegt in Ungarn bei über 80 Prozent, wie auch in Schweden, Lettland, Norwegen oder den Niederlanden.

Zu LTE kommt 5G als neuer Standard

Ein Vergleich von "connect" mit den europäischen Nachbarländern kommt auf ähnliche Ergebnisse: Selbst der langsamste Anbieter in den Niederlanden, Tele2, erzielt mehr Punkte als die in Deutschland führende Telekom. Als Grund machen die Tester zum einen die Topographie aus, aber auch teure Mobilfunklizenzen in Deutschland.

Von Problemen beim Ausbau in Deutschland will der Digitalverband Bitkom nichts wissen. "LTE ist für mehr als 96 Prozent der Haushalte verfügbar", sagt Nick Kriegeskotte, Bereichsleiter für Telekommunikationspolitik. Neben LTE sei künftig der neue Standard 5G für vernetzte Fahrzeuge oder das Internet der Dinge wichtig. Zu der Netzabdeckung einzelner Provider äußere man sich nicht.

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