Erpressung durch Software Weltweite Cyber-Attacke trifft auch Deutsche Bahn
Weltweit fallen nach einer verheerenden Hacker-Attacke ganze Firmennetzwerke aus, Kliniken müssen den Betrieb teilweise einstellen. Nun ist auch die Deutsche Bahn von der Erpresser-Software betroffen.
Die Bahn bestätigte am frühen Morgen, es gebe wegen "eines Trojanerangriffs im Bereich der DB Netz AG" Systemausfälle in verschiedenen Bereichen. "Der Bahnbetrieb ist durch den Trojaner nicht beeinträchtigt. Es gibt keine Einschränkungen im Fern- und Nahverkehr", heißt es in einer Mitteilung.
Anzeigentafeln gestört
An den Bahnhöfen gebe es derzeit noch technische Störungen an den digitalen Anzeigentafeln. Zuvor waren auf Twitter Fotos aus verschiedenen Bahnhöfen aufgetaucht, auf denen Anzeigentafeln der Bahn mit Fehlermeldungen zu sehen waren.
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Die Bahn arbeite mit Hochdruck daran, die Störung zu beheben, doch sei bis zum Nachmittag mit Beeinträchtigungen zu rechnen.
Zehntausende Rechner betroffen
Seit Freitag waren weltweit zehntausende Computer von einer großangelegten Attacke mit sogenannten Erpressungstrojanern betroffen. Die Schadsoftware verschlüsselt die Rechner und fordert Lösegeld, um sie wieder freizugeben.
Die IT-Sicherheitsfirma Avast entdeckte rund 75.000 betroffene Computer in 99 Ländern, mit einem Schwerpunkt auf Russland, der Ukraine und Taiwan. In der Nacht zum Samstag wurde die Angriffswelle gestoppt, weil ein IT-Sicherheitsforscher auf eine Art "Notausschalter" in der Schadsoftware stieß.
Software verlangt Lösegeld
Die Computer wurden von sogenannten Erpressungstrojanern befallen, die sie verschlüsseln und Lösegeld verlangen. Dabei wurde Experten zufolge eine Sicherheitslücke ausgenutzt, die ursprünglich vom US-Abhördienst NSA entdeckt worden war, aber vor einigen Monaten von Hackern öffentlich gemacht wurde.
Die Schwachstelle wurde zwar bereits im März grundsätzlich von Microsoft geschlossen - aber geschützt waren nur Computer, auf denen das Update installiert wurde.
Sicherheitsexperte entdeckt "Notbremse"
Die Angreifer scheinen eine Art Notbremse in ihr Programm eingebaut zu haben - und die Attacke wurde abgewürgt, nachdem ein IT-Forscher den Mechanismus auslöste. Der Betreiber des Blogs "MalwareTech" fand nach eigenen Angaben einen Web-Domainnamen im Computercode der Schadsoftware und registrierte ihn. Das reichte aus, um die Ausbreitung zu stoppen.
Denn das Angriffsprogramm versucht bei jeder Infektion eines neuen Rechners, diese Webadresse anzusteuern, erklärte die Sicherheitsfirma Malwarebytes in einer Analyse. Ist sie aktiv, bleibt die Attacke aus.
Hacker könnten zurückschlagen
Der Sicherheitsforscher von "MalwareTech" selbst räumte ein, dass ihm anfangs nicht bewusst gewesen sei, dass er mit dem Schritt die Attacke stoppen würde. Er sei ein "Held durch Zufall", sagte Ryan Kalember von der IT-Sicherheitsfirma Proofpoint der Zeitung "Guardian".
Zugleich warnten Experten, dass die Angreifer mit einer modifizierten Version ihrer Software zurückkommen könnten. Deshalb müsse man die Ruhe jetzt dringend nutzen, um den Schutz der Computer auf den neuesten Stand zu bringen.