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"Ariane 6" startet ins All: Zu spät und zu teuer


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Erstflug der "Ariane 6"
Der fliegende Misserfolg

MeinungVon Steve Haak

10.07.2024Lesedauer: 2 Min.
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Nach etlichen Rückschlägen hebt die "Ariane 6" endlich ab. (Quelle: reuters)

Der Jungfernflug der "Ariane 6" war erfolgreich. Für die krisengeplagte europäische Raumfahrtagentur ist das ein Befreiungsschlag. Ein Grund zum Jubeln ist es trotzdem nicht.

Europa hat seit gestern Abend wieder einen eigenen Zugang zum All. Die Trägerrakete "Ariane 6" konnte erfolgreich vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana starten und soll künftig eigene Satelliten und die von Auftraggebern in Erdumlaufbahnen schießen.

Was ein Befreiungsschlag für die krisengeplagte europäische Raumfahrtagentur Esa ist, die seit fast einem Jahr ohne flugfähige Raketen auskommen musste, ist für Europa ein Grund zu nur verhaltener Freude. In Wahrheit ist die mit vier Jahren Verspätung gestartete Trägerrakete nämlich ein Relikt aus einer vergangenen Zeit – und damit kaum noch wettbewerbsfähig.

In der zehnjährigen Entwicklungszeit der "Ariane 6" haben private Raumfahrtunternehmen wie SpaceX von US-Milliardär Elon Musk und Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos die gesamte Branche umgekrempelt. Ihr Erfolgsrezept sind wiederverwendbare Materialien und dadurch im Vergleich zu bisherigen Raketen günstigere Startkosten.

Entwicklungskosten: 4 Milliarden US-Dollar

Was der Flug einer "Ariane 6" kostet, ist zwar nicht bekannt. Um die Vorgängerrakete "Ariane 5" flugfähig zu machen, waren aber etwa 170 Millionen US-Dollar nötig. Beim Nachfolger wollte Betreiber Ariane Group die Startkosten um etwa 40 Prozent reduzieren. Aber von den rund 70 Millionen US-Dollar für den Flug einer "Falcon 9" von SpaceX dürfte die "Ariane 6" trotzdem weit entfernt sein.

Allein die Entwicklungskosten der neuen europäischen Trägerrakete sollen bei etwa 4 Milliarden US-Dollar gelegen haben. Die "Falcon 9" hat SpaceX nach eigenen Angaben etwa 300 Millionen US-Dollar gekostet. Ein Bruchteil dessen also.

Dass selbst europäische Unternehmen misstrauisch gegenüber der neuen Ariane-Rakete sind, zeigt ein Fall von vor zwei Wochen. Da hatte sich die Europäische Wettersatellitenbehörde (Eumetsat) laut Medienberichten entschieden, ihren Meteosat-Satelliten "MTG-S1" nicht mit der "Ariane 6", sondern mit einer "Falcon 9" ins All zu befördern. Ein 2020 geschlossener Vertrag zwischen Eumetsat und Ariane Space – einem Tochterunternehmen der Ariane Group – war gekündigt worden. Ein Schlag ins Gesicht für die europäische Raumfahrt und alle beteiligten Unternehmen.

Europa braucht schleunigst wiederverwendbare Raketen

Trotz aller Kritik an der "Ariane 6" zeigt der erfolgreiche Start der Rakete aber auch, dass es einen Hoffnungsschimmer für die europäische Raumfahrt gibt: Die Esa ist trotz ihrer jahrelangen Krise in der Lage, komplexe Raumfahrtmissionen zu meistern.

Aus diesem Erfolg sollte sie darum Motivation für die Entwicklung neuer und innovativer Technologien schöpfen. Insbesondere die Pläne für die Entwicklung von wiederverwendbaren Komponenten sollten schleunigst umgesetzt werden. Denn nur das bringt den Befreiungsschlag, den die gesamte europäische Raumfahrt braucht, um gegenüber Ländern wie den USA und China wieder wettbewerbsfähig zu werden.

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