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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Scholz wettert gegen die AfD? Indizien entlarven kurioses "Kanzler"-Video
Ein Video vom "Zentrum für politische Schönheit" wirbt mit dem Bundeskanzler für ein AfD-Verbot. Doch der Clip ist ein Fake – darauf weisen mehrere Auffälligkeiten hin.
Olaf Scholz überrascht mit einer Regierungserklärung, in der er das Verbot der AfD fordert und die Bevölkerung um Mithilfe beim Sammeln von Beweismaterial bittet. Was auf den ersten Blick wie ein kurioser Auftritt des Bundeskanzlers wirkt, ist in Wirklichkeit eine Satire eines Berliner Künstlerkollektivs.
In dem viel diskutierten Video ist nämlich nicht der Kanzler selbst zu sehen und zu hören – sondern ein Deepfake, also eine täuschend echte Kopie von ihm. Der Clip wurde aufwendig mithilfe einer Künstlichen Intelligenz produziert.
Für die Bundesregierung ist diese Aktion ein Anlass, um den Schutz vor Desinformationen im Netz zukünftig durch Experten zu sichern. Denn nicht für jeden Zuschauer ist bei einem solchen Video sofort erkennbar, dass es sich um einen Fake handelt. Dabei deuten einige Indizien deutlich darauf hin, wie t-online zeigt.
Videotranskript lesen
Eine Regierungsansprache von Bundeskanzler Olaf Scholz - das scheint dieses Video zu zeigen. Doch der Clip erregt Aufsehen, denn wer hier spricht und zu sehen ist, ist gar nicht der Kanzler selbst.
Es handelt sich um einen Deepfake, also um ein mit künstlicher Intelligenz erstelltes Video. Das ist anhand einiger Indizien zu erkennen …
… die im Vergleich mit einer echten Ansprache von Olaf Scholz deutlich werden.
So monoton wie im Deepfake spricht selbst der Bundeskanzler also gar nicht. Und: Scholz macht auch nicht so viele Pausen in seinen Sätzen. Im Deepfake fehlt außerdem jegliches Luftholen, Räuspern und Schlucken beim Sprechen.
Zudem sind im Deepfake sehr kurze Bildsequenzen von Scholz’ Rede gewählt worden, auf die schnell anderes Bildmaterial folgt. Das könnte auf die Verschleierung von Qualitätsmängeln in der Lippensynchronisation hinweisen.
Denn so ganz synchron sind Ton und Lippenbewegungen nicht. Die Mundwinkel scheinen an einigen Stellen zu zucken, was unnatürlich wirkt. Zudem sind sie etwas verschwommen, wie man bei genauem Hinschauen sieht.
Ein weiterer Hinweis auf den Deepfake: Gestik ist hier ebenso wie Mimik kaum vorhanden. Das ist sonst anders, wie dieses echte Video von Scholz zeigt. Im Fake scheinen seine Arme dagegen gänzlich bewegungslos zu sein.
“Den AfD-Faschismus beseitigen” - auch diese Aussage würden wir wohl so nicht von Olaf Scholz hören. Trotzdem versucht die Website afd-verbot.de, die das Deepfake-Video veröffentlichte, diesen Anschein zu wecken - zu eigenen Zwecken. Denn dahinter steckt die Artists for Democracy GmbH, eine linke Organisation, die das Verbot der AfD erwirken will.
Gründer ist der Aktionskünstler und Philosoph Philipp Ruch.
Ob er davon ausging, dass der Deepfake nicht auffliegt? Wohl kaum, denn abgesehen davon, dass es an den technischen Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz hier und da noch hapert, ist auch eines sicher: Eine Regierungserklärung des Bundeskanzlers würde niemals mit dramatischer Musik und symbolstarken Bildern unterlegt sein. Und auch einen Spendenaufruf würden wir wohl so nicht von Olaf Scholz hören.
Welche Hinweise auf einen Deepfake im vermeintlichen Scholz-Video zu finden sind und warum nicht nur die KI, sondern auch die Machart des Clips Aufschlüsse geben – sehen Sie hier oder oben.
- Video über afd-verbot.de
- Bildmaterial über YouTube