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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Riesiger Hype um "Hogwarts Legacy" Umstrittenes Spiel überrascht gleich zu Beginn
Ab heute ist mit "Hogwarts Legacy" das bislang wohl beste Harry-Potter-Spiel für alle verfügbar. Wir haben es angespielt – und waren überrascht.
Alles beginnt in einer finsteren Nacht: Der junge Zauber-Adept, dessen Aussehen der Spieler kurz zuvor bis ins kleinste Detail an seine Vorstellungen anpassen konnte, hat eine Einladung in die legendäre Magierschule Hogwarts erhalten.
Ein älterer Herr – offenbar sein Mentor und einer der Zauberlehrer der Schule – lobt, wie talentiert der neue Schüler in der Vorbereitung doch war. Schließlich sei es unerhört, dass der Teenager in seinem hohen Alter die Ausbildung an der renommierten Schule beginnen könne und direkt ins fünfte Jahr eingeschult werde.
Dann taucht noch ein Bekannter des Professors auf, ein Mitarbeiter des Zauberei-Ministeriums. Zu dritt besteigen sie die Kutsche, die wenig später gen Himmel davonjagt – hinter einem Gespann aus unsichtbaren Zugtieren.
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Die ersten Szenen von "Hogwarts Legacy" sind wenig bemerkenswert: Bekannte Figuren des Potter-Universums gibt es eigentlich nicht, schließlich spielt das Ganze rund 100 Jahre vor den Ereignissen der erfolgreichen Romanreihe – und doch schafft es das Spiel, dass man von der ersten Minute an hineingesogen wird in diese magische, verspielte und doch dunkle Welt der jungen Hexen und Zauberer, die neben Harry, Hermine, Ron und Voldemort schon immer eine der heimlichen Hauptattraktionen der Bücher von J. K Rowling und deren erfolgreicher Verfilmungen war.
Überraschend offen und unpolitisch bei Charaktererstellung
Für ein Spiel, das Gegenstand einer so hitzig geführten Debatte um die Äußerungen der Ideengeberin hinsichtlich der Genderthematik ist, geht es übrigens überraschend offen und unpolitisch mit dem Thema um.
Bei der Charaktererstellung haben Spieler nicht nur freie Wahl, wie sie Gesichtsform und Frisur gestalten – ob dies nun männlich oder weiblich ist oder sein soll, wird an keiner Stelle beschrieben oder abgefragt.
Auch die Stimmen, eine männliche und eine weibliche, zwischen der man sich entscheiden muss, heißen hier lediglich "Stimme 1" und "Stimme 2". Erst ganz am Ende wählt man aus, ob man eine Hexe oder ein Zauberer sein möchte: Der Text erläutert, dass dies darüber entscheide, in welchem Schlafsaal man untergebracht ist und wie man angesprochen wird. Nach all den hitzigen Diskussionen im Vorfeld ist diese maximal unaufgeregte Umsetzung des Gender-Themas erfrischend. Sie schließt niemanden aus, zeigt aber auch, dass es den Machern nicht um politische Statements geht und überlässt so die Bühne ganz dem Spiel selbst.
Welt ist so magisch wie die Bücher
Und das ist auch technisch ziemlich toll: In den knapp drei Stunden mit "Hogwarts Legacy" auf der Xbox Series X und einer zehnstündigen Anspielsitzung auf der Playstation 5, begegneten uns keine Performanceprobleme oder Bugs. Das Spiel mag grafisch nicht dieselbe Qualität wie ein Cyberpunk haben – es sieht auf den Konsolen der aktuellen Generation dennoch aber sehr gut aus. In Hogwarts gibt es in der höchsten Grafikeinstellung oft hübsche Raytracing-Spiegelungen auf Boden und Wänden sowie realistischen Schattenwurf zu sehen, auch die Umgebung vom Zauberschloss ist stimmungsvoll inszeniert.
Kleinere, in Vorabtests genannte Kritikpunkte, etwa dass der Handlungsbogen der Hauptgeschichte etwas flach sei oder die Gegnervielfalt zu klein, spielten in unseren ersten Spielstunden noch keine Rolle.
Was für Potter-Fans aber vermutlich viel wichtiger ist: Der Geist und die Atmosphäre der Magiewelt wurden nahezu perfekt im Spiel umgesetzt – ganz gleich, ob man die zahllosen Gänge, Treppen und geheimen Kammern in Hogwarts erkundet, in den kleinen Geschäften von Hogsmeade stöbert oder die Welt rund um Hogwarts erkundet.
Eine offene Welt, die zum Erkunden einlädt
Die Atmosphäre überträgt sich auch auf die offene Welt des Spiels, die sich hinter den Schlossmauern von Hogwarts erstreckt. Idyllische Dörfer, tiefe Dungeons und dunkle Wälder laden zum Erkunden ein. Auch wenn die große Zahl an Nebenaufgaben manchmal wie die abzuhakende Checkliste aus einem x-beliebigen Ubisoft-Spiel wirkt: Größtenteils fügen sich die kleinen Extraaufgaben atmosphärisch gut in die Spielwelt ein und wirken selten fehl am Platz.
Zusätzlich an Fahrt gewinnt "Hogwarts Legacy", nachdem man sich zum ersten Mal auf den Besen geschwungen hat. Zwar ist die Steuerung zunächst gewöhnungsbedürftig, nach den ersten Minuten geht das Fliegen allerdings leicht von der Hand – und verwandelt die offene Welt in einen wahren Spielplatz, auf dem Fans der Vorlage nach Herzenslust entdecken, kämpfen und neue Ausrüstung sammeln können.
Neue Kleidung für ihren Zauberlehrling sammeln Spielende dabei wirklich an jeder Ecke der Spielwelt. Von Umhängen bis hin zu Hüten ist alles dabei, was das Herz eines Hogwarts-Fans begehrt. Ein großer Gewinn für das Spiel ist das Transmog-Feature, mit dem sich das Aussehen der angelegten Gegenstände verändern lässt – denn einige Ausrüstungsgegenstände sehen entweder ziemlich albern aus oder passen nicht zum sorgsam zusammengestellten Style des angelegten Outfits.
Fazit: Diese magische Welt lohnt den Besuch
Die Harry-Potter-Reihe ist sicherlich eine der einflussreichsten Buch- und Filmreihen der vergangenen 30 Jahre. Millionen Kinder, Jungendliche und Erwachsene träumen sicherlich seitdem davon, selbst einmal Zeit in dieser zauberhaften Welt verbringen zu können.
Mit "Hogwarts Legacy" kommen Spieler diesem Wunsch so nah wie noch nie. Ob man passionierter Videospieler ist oder nicht, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Für Potter-Fans ist dieser Titel ein Muss – und für alle, die ein Herz für zauberhafte Ideen, witzige Details sowie kleinere und größere Abenteuer haben, auch.
- Eigene Recherche