Mit ChatGPT-Technologie Wird Bing jetzt das bessere Google?
Die ChatGPT-Technik steckt nun in Microsofts Suchmaschine Bing. Aktuell noch in einer Testversion, bald können alle sie nutzen. Hat Google ein Problem?
Die Veröffentlichung von OpenAIs ChatGPT Anfang Dezember 2022 hat die Welt aufgerüttelt. Jetzt könnte die Technologie den Suchmaschinen-Markt durcheinander bringen. Microsoft zeigte gestern Abend nämlich die neueste Version seiner Suchmaschine Bing – erweitert mit OpenAIs Technologie.
"Das Rennen startet heute und wir werden uns bewegen und das schnell" – versprach Microsofts CEO Satya Nadella anlässlich der Vorstellung. Denn mit Technologien wie ChatGPT ändert sich die Art, wie wir Suchmaschinen nutzen erstmals seit Jahrzehnten grundlegend.
Denn statt einfach Websites anzuzeigen, die mehr oder weniger gut zu den eingegebenen Suchbegriffen passen, kann man dem neuen Bing ganz konkrete Fragen stellen – und erhält daraufhin auch konkrete, ausformulierte Antworten. Denn anders als bisher verweist Bing nicht auf bestehende Inhalte, sondern es generiert aus diesen neue, genau auf die gestellte Frage passende Antworten.
Um es mal vereinfacht auszudrücken: Bisher waren Suchmaschinen ein extrem gut geführter Karteikasten in einer Bibliothek. Im Wesentlichen konnten Suchmaschinen also nur den Weg zum passenden Buch zeigen. (Tatsächlich können sie schon etwas mehr, aber das sei hier einmal vernachlässigt).
Erste Beispiele des neuen Bing sind beeindruckend
Suchmaschinen wie das neue Bing sind dagegen sind vielmehr der Universalgelehrte, der jedes einzelne der Bücher auch gelesen hat – und darauf basierend selbst eine Antwort auf die gestellte Frage gibt. Dabei führt er sein kumuliertes Wissen passend zur Frage zusammen. Der Unterschied ist enorm.
Erste Beispiele, die Microsoft bei der Präsentation zeigte, sind entsprechend beeindruckend: Die Frage "Ich plane eine Reise für unseren Hochzeitstag im September. An welche Orte kann man fahren, die innerhalb von drei Stunden per Flugzeug von London Heathrow aus erreichbar sind?", beantwortet das neue Bing mit einer Übersicht von Reisezielen, knapp nach verschiedenen Schwerpunkten zusammengefasst und mit einem Link versehen.
Eine dieser verschiedenen Antworten lautet übersetzt etwa "Wenn du Strände und Sonnenschein magst, kannst du nach Malaga in Spanien fliegen. Es hat ein angenehmes Klima, eine lebhafte Kultur und eine wunderschöne Küste. Dort gibt es sandige Strände, historische Monumente und köstliche Tapas. Malaga ist außerdem ein hervorragender Ausgangspunkt um Attraktionen in der Umgebung erkunden, etwa Granada, Sevilla und Cordoba."
Es folgen noch mehrere weitere Vorschläge, die etwa eher auf "Berge und Seen" oder "Kunst und Geschichte" abheben. Aus diesem Überblick könnte man sich ein Beispiel heraussuchen und einen konkreten Reiseplan erarbeiten lassen oder ähnlich gelagerte Beispiele erbitten – alles in Sekunden, auch wenn nie jemand im Internet einen exakt passenden Artikel zu diesem Thema verfasst hat. Die Zeitersparnis ist enorm.
Anders als ChatGPT soll Bing dabei auch auf aktuelle Informationen zugreifen können. Das Portal "The Verge" hatte live vor Ort die Möglichkeit das neue Bing auszuprobieren und berichtet etwa, dass es auch Antworten auf den eigenen Start liefern konnte, inklusive passender Links zu Artikeln, die erst eine Stunde zuvor online erschienen waren.
Damit könnte Bing erstmals dem übermächtigen Suchmaschinen-Giganten Google gefährlich werden – denn der Mehrwert gegenüber der klassischen Suche ist riesig. (Wie genau KIs Suchmaschinen künftig revolutionieren können, erfahren Sie hier.)
Ausprobieren können das neue Bing bislang aber nur wenige. Auf der Seite der Suchmaschine kann man derzeit nur ein paar Beispielfragen stellen und sich auf eine Warteliste setzen lassen, um das neue Bing in einem Beta-Test bereits früher ausprobieren zu können. Wie lange es dauert, bis die neue Version allgemein verfügbar ist, ist nicht bekannt. Lange dürfte es aber nicht mehr dauern.
Auch deshalb weil auch Google gerade angekündigt hat, ähnliche Funktionalitäten auf Basis der eigenen KI-Technik LaMBDA bald in die Google-Suche integrieren zu wollen. Die konkrete Anwendung heißt Bard und soll ebenfalls auf aktuelle Informationen zugreifen können.
Damit ist das Rennen um die beste und beliebteste Suchmaschine neu eröffnet. Ob am Ende weiter Google oder vielleicht doch Microsofts Bing zur beliebtesten Anwendung wird, ist erstmals wieder eine offene Frage. Eine vorläufige Antwort dürfte es vielleicht schon in wenigen Monaten geben.