Mit dem Strom fahren Premium-SUV mit Nachholbedarf: Der Mercedes EQ C im Test
Berlin (dpa-infocom) - Jetzt steht auch der Stern unter Strom. Denn Mercedes macht ebenfalls Jagd auf Tesla. Als erstes von einem knappen Dutzend Elektroautos bringen die Schwaben nun endlich den EQ C an den Start.
Als SUV der gehobenen Mittelklasse fährt der Nachzügler in einer Liga mit Audi E-Tron, Jaguar i-Pace und dem Tesla Model X, hat aber für Mercedes einen verhältnismäßig günstigen Preis. Mit 71.281 Euro ist er zum Teil deutlich billiger als die Konkurrenz - hat allerdings in verschiedener Hinsicht weniger zu bieten. Im Vergleich mit den anderen Mercedes-Modellen ist er hingegen eher teuer: Für das gleiche Geld gibt es etwa auch ein AMG-Modell des GLC, der dem elektrischen Erstling als Basis gedient hat.
Ein paar Chancen vertan
Während Jaguar auf dem Weg ins Elektrozeitalter einen großen Sprung gemacht hat, ist Mercedes nah am bekannten geblieben: Außen, wo vor allem ein neuer, geglätteter Grill, blauer Zierrat in Leuchten und Rädern und das um zehn Zentimeter gestreckte Heck mit coupehaftem Schwung und durchgehender Lichtleiste den Unterschied machen, geht das noch in Ordnung. Doch innen verschenken die Schwaben damit ein paar Möglichkeiten, die nur ein Elektroauto bietet: Es gibt ohne ersichtlichen Grund auch weiterhin eine wuchtige Mittelkonsole, die Fahrer und Beifahrer gewaltig einengt.
Im Fond schmälert der überflüssig gewordenen Mitteltunnel der Kardanwelle den Fußraum. Und wo die Konkurrenten unter der vorderen Haube eine große Ablage etwa für das Ladekabel bieten, hat der EQ C nur eine Abdeckung über dem Kabelgewirr und dem Hilfsrahmen, der den Motor hält. Außerdem ist mit der Batterie im Wagenboden die Sitzposition so hoch, dass es unter dem unveränderten Dach etwas knapp fürs Haupthaar wird - obwohl der EQC mit 4,76 Metern ein stattliches Auto ist, fühlt man sich darin deshalb vergleichsweise beengt.
Perfektes Familienauto für umweltbewusste Besserverdiener
Davon abgesehen ist der EQC ziemlich nah am perfekten Familienauto für Besserverdiener mit einem gewissen Umweltbewusstsein. Das Ambiente ist nobel wie eh und je. Die Bedienung mit dem leicht modifizierten MBUX-System erfordert wenig Aufmerksamkeit. Wer sich mit Siri und Alexa gut versteht oder sein iPad beherrscht, der kommt auch mit diesem Elektroauto zurecht - programmiertes laden, intelligente Navigation und die Suche nach der nächsten Schnellladesäule inklusive.
Überhaupt, der Elektroantrieb: Dass der EQ C mit Strom statt Sprit fährt, hat man schon nach dem Anfahren wieder vergessen. Klar sind die beiden zusammen 300 kW/408 PS starken E-Maschinen flüsterleise. Zudem setzen ihre 760 Nm Drehmoment viel spontaner ein als bei jedem AMG-Modell, so dass man sich schon wegen des Sprints beim Anfahren auf jede rote Ampel freut. Von den 2,5 Tonnen Gewicht ist nichts zu spüren, und auch die Reichweitenangst ist bei 80 kWh Akkukapazität kein Thema. Wer die Finger von den fünf Fahrprogrammen und ebenso vielen Rekuperationsstufen lässt, der fährt den EQ wie jedes andre SUV. Nur bei Vollgas auf der Autobahn muss man sich umgewöhnen. Denn bei 180 km/h ist hier Schluss.
Viel Einfluss auf die Reichweite
Auf dem Prüfstand verspricht Mercedes eine Reichweite von 471 Kilometern. Normal bewegt, dürfte sie bei rund 300 Kilometern liegen. Alles dazwischen hat der Fahrer mit den Fahrprogrammen und der Rekuperation selbst in der Hand. Je nach Einstellung fährt der EQ C besonders sparsam, bremst schon dann spürbar ab, wenn man nur den Fuß vom Gas nimmt und richtet von der Navigation über die Abstandsregelung bis hin zur Klimaautomatik alles auf maximale Effizienz aus.
Wenn die Akkus irgendwann trotzdem leer sind, verspricht Mercedes maximalen Komfort beim Laden. Erstes, weil man den gesamten Ladevorgang über eine App vom Handy aus steuern kann, und zweitens, weil es schnell geht. An der AC-Säule oder einer Wallbox braucht der EQ C zwar elf Stunden für den Sprung von zehn auf 100 Prozent. Doch wer einen DC-Charger findet, wie sie Mercedes gemeinsam mit Ionity gerade in ganz Europa aufstellt, kommt in 40 Minuten von 20 auf 80 Prozent.
Fazit: Knapp vorbei ist auch daneben
Tolles Fahrverhalten, unerreichter Komfort, ein nobles Ambiente und eine alltagstaugliche Reichweite: Auf den ersten Blick ist der EQ C ein typischer Mercedes, der es mit der Stromer-Konkurrenz aufnehmen kann. Doch je länger man mit dem Auto fährt, desto stärker leidet man unter Kompromissen wie der Mittelkonsole oder der fehlenden Ablage und stellt deshalb fest, dass knapp vorbei, auch daneben ist.
Datenblatt: Mercedes EQ C 400 4Matic
Motor und Antrieb | |
Je ein Elektromotor pro Achse | |
Hubraum: | 0 ccm |
Max. Leistung: | 300 kW/408 PS |
Max. Drehmoment: | 760 Nm |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | Eingang-Automatik |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 4761 mm |
Breite: | 1884 mm |
Höhe: | 1623 mm |
Radstand: | 2973 mm |
Leergewicht: | 2495 kg |
Zuladung: | 445 kg |
Kofferraumvolumen: | ca. 500 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 180 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 5,1 s |
Durchschnittsverbrauch: | k.a |
Reichweite: | 471 km |
CO2-Emission: | 0 g/km |
Kraftstoff: | Strom |
Batteriekapazität | 80 kWh |
Kosten: | |
Basispreis der Modellreihe: | 71 281 Euro |
Kfz-Steuer pro Jahr: | k.a. EU |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Front-, Seiten- und Vorhangairbags, Tempomat mit Abstandsregelung, LED-Scheinwerfer |
Komfort: | Klimaautomatik, Klimatisierte Sitze, Navigationssystem |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke