Das ist geplant EU beschließt Verbrenner-Aus
Bis 2050 will die Europäische Union CO2-neutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sich die Autobranche verändern: Elektroautos sind die Zukunft. Die EU-Kommission erhöht nun den Druck.
Benzin- und Dieselfahrzeuge haben ausgedient, die Zukunft ist elektrisch – wenn es nach den Plänen der EU-Kommission geht. Am kommenden Mittwoch stellt die Behörde ihre Pläne zur Reduzierung von CO2-Emissionen neuer Fahrzeuge vor: Sie sollen bis Mitte des nächsten Jahrzehnts auf null gehen. Denn die EU will bis zum Jahr 2050 CO2-neutral sein.
Benzin- und Dieselfahrzeuge sind derzeit immer noch das beliebteste Verkehrsmittel in der EU. Zudem haben angesehene und erfolgreiche Autohersteller in der Union ihren Sitz. Die hier hergestellten Verbrennungsmotoren gelten als die leistungsstärksten der Welt.
2035: Stichdatum für den Umstieg auf Elektro
Die Kommission will nun, so übereinstimmende Angaben aus Brüsseler Quellen, die Fahrzeugemissionen ab dem Jahr 2035 auf null drücken. Das wäre dann für alle Konzerne das voraussichtliche Stichdatum zum Umstieg auf die Elektromobilität.
Nach geltenden EU-Vorgaben darf die Fahrzeugflotte eines Konzerns seit 2020 im Schnitt nur noch 95 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer ausstoßen. Dieses Ziel könnte bis 2030 um 60 Prozent sinken, bis 2035 dann um 100 Prozent. Die genauen Zielwerte sind den Quellen zufolge aber noch umstritten.
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E-Autos trotzen den Corona-Folgen
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben die Autohersteller mehr oder weniger stark getroffen – Elektroautos sind dabei aber die große Ausnahme. Batteriebetriebene Autos machten mit 356.000 neuen Fahrzeugen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres acht Prozent der Neuzulassungen in Westeuropa aus. Das waren schon mehr als im gesamten Jahr 2019, erläutert Automarkt-Analyst Matthias Schmidt.
Die neuen Vorgaben werden diesen Trend verstärken – und dürften auch Plug-in-Hybride, die Verbrennungsmotor und Batterie verbinden, vom Markt verdrängen. Ein Grund zur Sorge in der Autobranche, die noch stark auf diese Übergangstechnologie setzt.
Autolobby fordert Unterstützung
Die Autolobby fordert für den Umbau Unterstützung von der EU, besonders durch den Ausbau von Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Dann "sind wir offen für zusätzliche CO2-Reduzierungen bis 2030", erklärte kürzlich Oliver Zipse, Vorsitzender des europäischen Automobilherstellerverbands und Chef von BMW.
Doch die Branche ist tief gespalten. Einige Mitglieder warnen, dass ein zu schneller Umstieg auf Elektrofahrzeuge die Preise hochtreiben, Arbeitsplätze zerstören und Vorteile für die chinesische Konkurrenz mit ihrem Vorsprung in Batterietechnologie bringen werde.
Europas größter Hersteller Volkswagen dagegen befürwortet eine vollständig elektrische Zukunft – nach dem Dieselskandal 2015 habe VW "in Richtung Elektro gepusht, um sein Image zu verbessern", sagt Analyst Schmidt. "Die Gruppe hat viel investiert und hat nun Produkte, die der CO2-Gesetzgebung entsprechen." Volkswagen sei in der "perfekten Position", um Marktanteile zu gewinnen und einige Konkurrenten gegen die Wand fahren zu lassen.
VW plant Verbrenner-Ausstieg in den 2030ern
Im Juni kündigte der Konzern an, ab dem Zeitraum 2033 bis 2035 keine Verbrennungsmotoren mehr in Europa zu verkaufen. "Ein Auto ist im Schnitt 15 Jahre im Verkehr. Wenn man bis 2050 einen vollständig abgasfreien Verkehr haben will, muss das letzte Auto mit Verbrennungsmotor spätestens 2035 verkauft werden", rechnet Diane Strauss von der Nichtregierungsorganisation Transport & Environment vor.
In einem im Juni veröffentlichten Bericht bescheinigte die Organisation VW und Volvo eine gute Vorbereitung auf den Wandel. Auch Renault und Hyundai schnitten gut ab. Daimler, BMW und Stellantis seien hingegen "wenig ambitioniert".
Das Ende des Verbrennungsmotors 2035 sei "ein guter Kompromiss", findet Pascal Canfin, Vorsitzender des Ausschusses für Umweltfragen im EU-Parlament: 2030 wäre zu früh für die Industrie und ihre Beschäftigten, 2040 "zu spät für die Klimaziele der EU". Canfin spricht sich für einen Hilfsfonds für die Branche aus, Höhe: "mehrere Milliarden Euro".
- Nachrichtenagentur AFP