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Nobelpreisträger Klaus Hasselmann: Wer ist der deutsche Klimaforscher?


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Deutscher Nobelpreisträger
"In letzter Zeit war ich ein bisschen faul"


Aktualisiert am 05.10.2021Lesedauer: 4 Min.
Klimaforscher Klaus Hasselmann steht auf dem Balkon seiner Wohnung: Den Nobelpreis für Physik teilt sich der Deutsche mit Syukuro Manabe (USA) und dem Italiener Giorgio Parisi.Vergrößern des Bildes
Klimaforscher Klaus Hasselmann steht auf dem Balkon seiner Wohnung: Den Nobelpreis für Physik teilt sich der Deutsche mit Syukuro Manabe (Japan / USA) und dem Italiener Giorgio Parisi. (Quelle: Georg Wendt/dpa)
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Er warnte schon vor mehr als 40 Jahren vor der Klimakrise. Nun hat

Ohne ihn würde die Zukunft womöglich noch Gas, Öl und Kohle gehören. Dass stattdessen Elektroautos und grüne Energie angesagt sind, ist auch der Verdienst von Klaus Hasselmann.

Der Hamburger gilt als einer der bedeutendsten Klimaforscher weltweit – obwohl der 89-Jährige seit einigen Jahren im Ruhestand ist. Für seine Forschung wurde Hasselmann nun mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.

Wer ist Klaus Hasselmann?

Klaus Hasselmann ist emeritierter Gründungsdirektor des renommierten Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg. Über viele Jahre leitete er außerdem das Deutsche Klimarechenzentrum. Dort bekommen Klimaforscherinnen und -forscher die technische Unterstützung, Hochleistungscomputer und Datenspeicher, die nötig sind, um mögliche Klimawandelszenarien zu berechnen.

1931 wurde Hasselmann in Hamburg geboren, wuchs jedoch in der Nähe von London auf: Da sein Vater Sozialdemokrat war, emigrierte die Familie bereits 1934 nach England, um den Repressionen durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Der Physiker bezeichnet Englisch daher als seine erste Muttersprache. Kurz vor seinem 18. Geburtstag im Jahr 1949 kehrte Hasselmann nach Deutschland zurück, um in Hamburg ein Physik- und Mathematikstudium zu beginnen.

Nach abgeschlossenem Diplom promovierte er 1957 an der Universität Göttingen, kam jedoch bald an die Universität Hamburg zurück, wo er seine Habilitation machte und einige Jahre später eine Professur für theoretische Geophysik bekam. Hasselmanns Forschung konzentriert sich darauf, über meereskundliche und meteorologische Indikatoren die Erderwärmung zu modellieren. Der Klimaforscher ist verheiratet, hat drei Kinder und neun Enkel. Am 25. Oktober wird er 90 Jahre alt.

Wofür erhält er den Nobelpreis?

Das Nobelkomitee hat Klaus Hasselmann für seine "zuverlässige Vorhersage der Erderwärmung" geehrt, so die Akademie der Wissenschaften in Stockholm. Wie der ebenfalls ausgezeichnete Syukuro Manabe habe Hasselmann mit seinen Modellierungen zum allgemeinen Verständnis beigetragen, wie das Erdklima funktioniert und wie der Mensch es beeinflusst, hieß es zur Begründung.

Hasselmann konnte nachweisen, dass der Temperaturanstieg in der Atmosphäre auf den Kohlendioxidausstoß des Menschen zurückzuführen ist. Seine erste bahnbrechende Studie zu diesem Thema aus dem Jahr 1979 gilt inzwischen als einer der wichtigsten Meilensteine in der Klimaforschung. Außerdem gelang es Hasselmann, Wetter und Klima in einem Modell zu verknüpfen und so zu zeigen, dass Klimamodelle zuverlässig zukünftige Szenarien vorhersagen können, obwohl Wetterereignisse häufig chaotisch sind.

In diesem Wissen warnte Hasselmann bereits 1988 in einem Interview vor den verheerenden Folgen des menschengemachten Klimawandels: "In 30 bis 100 Jahren, je nachdem, wie viel fossiles Brennmaterial wir verbrauchen, wird auf uns eine ganz erhebliche Klimaänderung zukommen. Klimazonen werden sich verschieben, Niederschläge anders verteilen. Dann wird man nicht mehr von Zufallsergebnissen reden können." Der Wissenschaftler mahnte schon damals, man solle sich bewusst machen, dass "wir in eine Situation hineinkommen, wo es keine Umkehr mehr gibt."

Erst 23 Jahre später haben diese Erkenntnisse auch Eingang in die Veröffentlichungen des Weltklimarates IPCC gefunden. Dessen jüngster Wissenschaftsbericht von August 2021 hält erstmals fest, dass der Klimawandel unbestreitbar menschengemacht ist.

Wie hoch ist das Preisgeld?

Insgesamt beläuft sich das Preisgeld für jede Nobelpreiskategorie auf zehn Millionen schwedische Kronen – umgerechnet rund 985.000 Euro. Hasselmann und sein Fachkollege Manabe teilen sich die eine Hälfte, die andere geht an den Italiener Giorgio Parisi für dessen Forschung zu komplexen physikalischen Systemen. Die Verleihung der Nobelmedaillen und -diplome findet traditionell am 10. Dezember statt, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel.

Was sagt der Preisträger?

"Ich bin noch ganz überrascht. Ich will gar nicht aufwachen, für mich ist das ein schöner Traum", sagte Hasselmann der Nachrichtenagentur Reuters, nachdem er am Dienstag per Telefon von der Auszeichnung erfahren hatte. "Ich bin ja jetzt pensioniert und in letzter Zeit war ich ein bisschen faul. Ich freue mich über die Ehre. Die Forschung geht weiter."

Wie reagiert sein Institut?

"Der Preis ist eine großartige Bestätigung nicht nur der Arbeit von Klaus Hasselmann selbst, sondern unseres ganzen Instituts und des gesamten Forschungsbereichs", sagte der Direktor des Max-Plank-Instituts für Meteorologie, Jochem Marotzke, gegenüber t-online. Der Preis bestätige, dass Klimaforschung und Klimamodellierung sich als Teil der Grundlagenforschung in moderner Physik etabliert hätten. Und das aus gutem gutem Grund.

So wäre beispielsweise der Kampf gegen den Klimawandel ohne Hasselmanns Forschung kaum möglich. "Durch seine Arbeit wurde die menschengemachte Erwärmung von einer plausiblen Hypothese zu einem Faktum", so Marotzke. "Ohne diese Tatsache wäre eine globale Einigung wie im Pariser Klimaabkommen undenkbar gewesen."

Für die Max-Planck-Gesellschaft als Ganzes ist es bereits der zweite Physik-Nobelpreis in Folge. Bereits im vergangenen Jahr war der Astrophysiker Reinhard Genzel mit der Auszeichnung geehrt worden. Er ist Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching. Den Preis teilte er sich mit dem Briten Roger Penrose und der US-Wissenschaftlerin Andrea Ghez für ihre Forschungen zu Schwarzen Löchern.

Was sagen Klimaaktivisten?

Aus Sicht der Klimaaktivistin Luisa Neubauer ist das Wissen des frisch gekürten Physik-Nobelpreisträgers zu lange ignoriert worden. "Vor unfassbaren 42 Jahren hat Klaus Hasselmann entscheidende Zusammenhänge der Klimakrise veröffentlicht", schrieb Neubauer am Dienstag bei Twitter.

"Es ist so großartig, dass er und andere nun mit dem Nobelpreis geehrt werden. Und so dramatisch, wie gnadenlos all das Wissen über die Krise seit 40+ Jahren ignoriert wird."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
  • Nachrichtenagentur Reuters
  • Nachrichtenagentur dpa
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