TV-Tipp Arte-Doku über Superstar Jackie Chan
Berlin (dpa) - Für spektakuläre Actionfilme und halsbrecherische Stunts ist Jackie Chan genauso berühmt wie für Slapstick-Humor und Klamauk vor der Kamera. Meistens hat der chinesische Filmstar ein ansteckendes Lächeln auf dem Gesicht. Und ob man seine Filme nun mag oder nicht, es fällt schwer, Jackie Chan nicht sympathisch zu finden.
Doch es gibt auch Kontroversen im Leben des 67-Jährigen, der als Stuntman, Schauspieler, Produzent, Drehbuchautor, Regisseur, Sänger und Geschäftsmann eine unglaubliche Karriere vorzuweisen hat.
Die Macher der Doku "Jackie Chan - Mit Humor und Schlagkraft" am Freitag um 21.50 Uhr auf Arte haben versucht, in einer knappen Stunde ein vielschichtiges Bild des Mannes zu zeichnen, den seine Eltern einst Pao Pao (Kanonenkugel) nannten, weil er schon als Kind gern kämpfte.
Auf einem Internat, das als Künstlerfabrik gilt, erhält der kleine Jackie eine strenge und harte Ausbildung mit 15 Stunden Training am Tag. Bei einem TV-Auftritt mit Mitschülern wird der begabte Akrobat Anfang der 1960er Jahre entdeckt. Mit 17 wird er Stuntman.
Nach dem Tod von Topstar Bruce Lee versuchen Filmstudios erfolglos, die Lücke mit Nachahmern zu füllen. Jackie ist einer von ihnen. Doch erst als er neben der Kampfkunst auch sein Talent für Situationskomik vor der Kamera zeigt, kommt seine Karriere in Fahrt. Sein Witz und sein Tempo beeinflussen bald auch das westliche Actionkino. Und: Jackie Chan macht die gefährlichen Stunts selbst. "Je mehr ich mich verletze, desto mehr Stunts will ich machen", sagt er.
Heutige Kultklassiker wie "Die Schlange im Schatten des Adlers", "Drunken Master" (beide 1978) oder der Actionkracher "Police Story" (1985) sind in den USA und Europa damals nur auf Video erhältlich, sorgen in Asien aber für klingelnde Kinokassen. Versuche, in den 1980ern den Durchbruch in den USA zu schaffen, scheitern. Das gelingt erst in den 90ern dank Filmen wie der US-Actionkomödie "Rush Hour".
Zuletzt spielte Chan ernstere Rollen. Im Thriller "The Foreigner" überzeugte er als verzweifelter Vater, der seine Tochter bei einem Bombenattentat verloren hat und nun die Drahtzieher sucht. "Ich will ein Schauspieler sein, der kämpfen kann, kein Kämpfer der auch schauspielern kann", betont der Workaholic, der traditionell zu viele Projekte annimmt. Die Qualität der weit über 100 Filme, in denen er bis heute mitgewirkt hat, schwankt deshalb gewaltig.
Für seine Frau, die Schauspielerin Feng-Jiao Lin, und den gemeinsamen Sohn soll er kaum Zeit gehabt haben. Sein Privatleben ist in der Dokumentation jedoch nur ein Randaspekt. Seine uneheliche Tochter, die aus einer viel beachteten Affäre hervorging, wird nicht erwähnt.
Die Kontroversen um sein Verhältnis zur chinesischen Führung werden etwas ausführlicher behandelt. Seine Eltern waren einst vor den Kommunisten geflohen. 1989 sang Chan in Hongkong bei einem Konzert zur Unterstützung der demokratischen Proteste auf dem Tiananmen-Platz in Peking. Doch heute scheint er mit dem Regime zu sympathisieren. "Ich bin jemand, der seinem Land gegenüber loyal ist, unabhängig vom Präsidenten", erklärt er. "Ich bin ein einfacher Mensch und spreche nicht über Politik." Fragen dazu sind ihm sichtlich unangenehm.
Doch bei prodemokratischen Demonstrationen in Hongkong äußert er zuletzt Unterstützung für die chinesische Regierung. Dabei spielt sicher eine Rolle, dass Chan in China ein riesiges Geschäftsimperium mit Fitnessstudios, Kinos, Restaurants und Produktionsfirmen aufgebaut hat, um das er womöglich fürchten muss. Ist er Patriot aus Überzeugung oder aus Pflicht? Was Chan wirklich denkt, weiß wohl nur er selbst. Die Arte-Doku nennt ihn einen "Doppelagenten des Kinos".
"Jackie Chan - Mit Humor und Schlagkraft" würdigt den Star als Erneuerer des Actionkinos und als Wegbereiter einer asiatischen Gegenkultur, lange bevor Mangas, Anime, K-Pop und asiatisches Kino hierzulande populär wurden. Er zeichnet gleichzeitig das Bild eines Junggebliebenen, der permanent auf der Suche nach Anerkennung ist.
Leider haben die Filmemacher nicht mit Jackie Chan gesprochen und nur Ausschnitte aus alten Interviews verwendet, deren Herkunft nicht immer ganz klar wird. Trotz schöner Archivaufnahmen vermisst man einen echten Einblick in die Filmindustrie im Hongkong der 70er und 80er Jahre. Chans erfolgreiche Karriere als Popsänger in Asien ist ebenfalls nur eine Randnotiz. So bleibt die Arte-Dokumentation etwas zu oberflächlich. Unterhaltsam ist sie aber dennoch.