TV-Tipp "Das Quartett" ermittelt in Leipzig und Kiew
Leipzig (dpa) - An Verdächtigen mangelt es in diesem Mordfall wirklich nicht. Die Tote hatte vor allem mit allerhand Männern Kontakt, die ein Motiv hätten oder sich zumindest mal suspekt verhalten.
Dabei sah es am Anfang für einen kurzen Moment noch so aus, als sei die Medizinstudentin aus freien Stücken vom Balkon eines Leipziger Studentenwohnheims gesprungen. Doch schnell merkt das vierköpfige Ermittlerteam um Maike Riem, das hier etwas nicht stimmt.
Das ZDF lässt "Das Quartett" am Samstag (20.15 Uhr) zum dritten Mal ermitteln. In der Folge "Die Tote vom Balkon" glänzen dabei auch die Episodenrollen wie Dominic Raacke, der einen etwas schmierigen Medizin-Professor gibt, oder Andreas Hoppe, der den ebenfalls nicht ganz sauberen Hausmeister im Wohnheim spielt. "Ist doch nicht mein Job, die Tote vom Asphalt zu kratzen", raunzt er die Kommissare an.
Die Ermittlungen führen die Kriminalisten bis nach Kiew. Hier haben Forscher der Uni für ein Pharma-Start-up zu "intelligentem Insulin" geforscht. Dabei müsse der Patient keine Blutzuckerwerte mehr messen, erläutert der Professor. Wie viel einer Dosis der Körper brauche, steuere das Mittel von selbst. Es soll ein voller Erfolg sein und Anlass für eine milliardenschwere Fusion.
In Zeiten von Corona und schnell entwickelten, in ihrer Art aber methodisch völlig neuen Impfstoffen könnte das Thema kaum aktueller sein. Und Pharmaskandale gibt es ja immer mal wieder.
Auch die Schauspieler haben sich damit befasst. "Wir alle wissen, was für eine Boom-Branche die Pharmaindustrie ist und dass man mit neuen Medikamenten nicht nur Gutes tut, sondern auch sehr viel Geld verdienen kann", sagt Raacke nach Senderangaben. Regierungen steckten Milliarden in die Entwicklung von Impfstoffen, Pharmaunternehmen kooperierten global, Medikamente würden per Eilverordnung zugelassen, Länder kämpften um Nachschub oder erhielten nicht die zugesagten Mengen. "Das hat inzwischen schon kriegerische Züge angenommen."
Anja Kling, die Riem spielt und einst eigentlich Medizin studieren wollte, sagt laut Presseheft, als Ärztin wäre sie gerne in der Forschung tätig gewesen. "Gerade in Zeiten wie diesen, da es so existenziell für die Weltbevölkerung geworden ist, das wirksamste Impfmittel gegen diese schreckliche Pandemie zu entwickeln."
Die Welt retten, das wollte auch das Mordopfer. Krankheiten auslöschen, erzählt eine Wohnheim-Nachbarin. Eine lebenslustige Frau, die im Urlaub Wale und Delfine beobachten wollte. "Wenn Katharina einen anguckt, dann scheint die Sonne", soll ihr Freund über sie gesagt haben. Doch dieser Freund liegt irgendwann nach einer Flucht aus Deutschland in seine ukrainische Heimat auch nicht mehr ansprechbar in einem Krankenhaus. Hatten die Ermittler ihn einst unter Verdacht, verdichten sich nun die Anzeichen dafür, dass auch er ein Opfer ist.
Die ZDF-Reihe unter Regie von Vivian Naefe ist für den Mainzer Sender ein Quotenhit. Die beiden vorherigen Teile im Oktober 2019 und Dezember 2020 sahen jeweils rund 5,8 Millionen Zuschauer. Das war an beiden Abenden der jeweilige Spitzenreiter.
Auch wenn man Folge drei versteht, ohne die Vorgeschichte zu kennen, entwickeln sich die Charaktere der Hauptermittler weiter. Riem erzählt von ihrem Beziehungsende ("Er kam mit meinen Arbeitszeiten nicht zurecht."). Christoph Hofherr (Shenja Lacher) will nach einem Schicksalsschlag in der Familie mit dem Rauchen aufhören.
Etwas arg strapazieren die Autoren, dass der nerdige Linus Roth (Anton Spieker) penetrant und ohne Gespür für Zwischenmenschliches Zeugen ungefragt in den unpassendsten Situationen ins Gesicht fotografiert. Und nicht ganz klar wird, warum Pia Walther (Annika Blendl) auffallend ausgedehnt mit einem Informanten flirtet. Aber vielleicht werden diese privaten Geschichten noch fortgeschrieben.