TV-Tipp "Das Quartett" ermittelt wieder: Hightech und Samowar
Leipzig (dpa) - Die eine wachst ihre Schuhe, die andere steht auf dem Crosstrainer. Der eine bereitet Tee im Samowar zu, die andere setzt sich mit einem Glas Wein an den Rechner.
In Corona-Zeiten haben sich viele ans Homeoffice gewöhnt und die damit einhergehende Vermischung von Zuhause und Arbeitsplatz. Dass in diesen Zimmern aber die Mordkommission ermittelt, sieht man eher am Vernehmungsraum nebenan und daran, dass Besucher an der Glastür am Eingang klingen müssen.
Das ZDF schickt am Samstagabend (20.15 Uhr) "Das Quartett" zu einem Mehrfamilienhaus in Leipzig. Zwei Leichen liegen hier: ein Mann im Obergeschoss. Erstickt, weil er einen Grill in der Wohnung stehen hatte. Und eine Frau im Keller. Erschlagen mit blutigem Hinterkopf. Doch in der Folge "Das Mörderhaus" geht es bald auch um die Tochter des Vermieters. Sie ist 15 und verschwunden. Hängen alle drei Fälle zusammen oder ist es Zufall, dass das Haus sie verbindet?
Die Regisseurin Vivian Naefe inszeniert die Ermittlungen unaufgeregt aber spannend. Am Anfang muss der Zuschauer bei den ganzen Namen der Opfer und Tatverdächtigen und Hausbewohner aufpassen. Die Ermittler der Mordkommission K14 dröseln alles aber mit moderner Technik an einer Computernachbildung des Hauses auf. Doch der Fall wird komplexer.
Die vier Kommissare können alle ihre eigenen Stärken mit einbringen. Maike Riem (Anja Kling) leitet das Team und schafft es zwischendurch noch, eine Entspannungseinheit einzulegen. Pia Walther (Annika Blendl) ist Fachfrau für Emotionen, Christoph Hofherr (Shenja Lacher) der klassische Ermittler und Linus Roth (Anton Spieker) Spezialist für Computerfragen. Mit Hightech und speziellen Kameras kann er den Tatort in 3D nachbilden. Ein bisschen CSI-Flair, der allerdings für Nicht-Technikfans in manchen Szenen etwas zu lang geraten könnte.
Doch bekannter als die meisten der Hauptdarsteller dürften die der Nebenrollen sein: Mit Martin Brambach, Johann von Bülow, Robert Stadlober, Johanna Gastdorf und Bernd Michael Lade tauchen gleich mehrere prominente TV-Gesichter auf. Kein Zufall, wie Regisseurin Naefe erklärt: "Ganz wichtig: den vier Protagonisten immer in den einzelnen Episoden herausragende Schauspieler zur Seite zur stellen, damit die Geschichten und Fälle mehr Emotion und Tiefe bekommen."
"Das Mörderhaus" ist der zweite Teil um das Quartett. Den ersten sahen im Oktober vergangenen Jahres rund 5,8 Millionen Zuschauer. Mit einem Marktanteil von fast 20 Prozent war das der Gewinner an jenem Abend. Zwar wurden da schon die Charaktere gezeichnet. Doch das Wissen darum ist für Folge zwei nicht nötig. Auch hier gehen die Privatleben der Vier weiter - aber das bleibt eher nebensächlich.
Mit zwei Leichen und einer vermissten Jugendlichen ist genug zu tun und Konzentration gefragt. Hinweise auf den oder die Täter sind durch den Film gestreut, erfahrene Krimi-Gucker werden sie recht leicht identifizieren. Für humorvolle Abwechslung sorgt da mancher Dialog. Sei es der Polizist, der sagt: "Der Freund der Leiche wäre jetzt verfügbar." Oder der Nachbar, der von den Polizisten befragt zunehmend in Bedrängnis gerät und abwehrt: "Ich mag Sie beide überhaupt nicht mehr." Oder die Kommissarin, die warnt: "Sie werden auch bald ersticken - und zwar an allem, was sie uns verschweigen."
Kombiniert wird das Ganze mit ein bisschen Lokalkolorit aus der Gegend von Leipzig. Natürlich dürfen ebenso ein paar Verweise auf die Stasi und sonstige DDR-Hinterlassenschaften nicht fehlen. Doch auch wer dazu keinen unmittelbaren Bezug hat, kann einen guten Fernsehabend erleben. Und es dürften weitere folgen. Zumindest sagt Naefe mit Blick auf die Hauptfiguren: "Es ist schwierig, allen Vieren und ihren Persönlichkeiten ausführlich gerecht zu werden - aber dafür ist ja auch in hoffentlich noch vielen weiteren Filmen Zeit."