TV-Tipp Wir sind die Millers
Berlin (dpa) - Die Millers sind eine schräge Familie. Kein Wunder, in Wirklichkeit kennen sich die "Eltern" David und Rose und die "Geschwister" Casey und Kenny kaum. Gegen Bezahlung gaukeln sie nämlich amerikanische Familienidylle im riesigen Wohnmobil vor. Als Scheinfamilie wollen sie Drogen aus Mexiko in die USA schmuggeln.
Der kleine Marihuana-Dealer David (Jason Sudeikis) steckt in der Klemme. Für den großspurigen Drogenlieferanten Brad (Ed Helms) nimmt er einen gefährlichen Schmuggelauftrag an. Davids Nachbarin Rose (Jennifer Aniston) ist ihren Stripper-Job satt. Für Geld will sie zur Abwechslung Gattin und Mutter spielen. Auf der Straße greifen sie die Ausreißerin Casey (Emma Roberts) auf. Zum Familienglück fehlt nur noch Bruder Kenny, ein scheuer, unbeholfener Teenager (Will Poulter).
Rose tauscht den G-String und die platinblonde Stripper-Perücke gegen bunte Caprihosen und einen blonden Pferdeschwanz ein. David trimmt die Haare auf aalglatt, Casey legt den Nasenring ab. Auf geht's zum Campingurlaub nach Mexiko. Das komplette Chaos ist vorprogrammiert - zu sehen am Sonntag um 20.15 Uhr auf Sat.1.
"Wir sind die Millers" ist keine "Familien"-Komödie, sondern ein vulgäres Roadtrip-Abenteuer, das voll unter die Gürtellinie geht. Mrs. Miller legt einen flotten Striptease hin, um die wütenden Drogenbarone abzulenken. Aniston macht dabei eine gute Figur, wagt aber nur halbe Sachen. Auf völlig nackte Haut lässt sie sich aber nicht ein. Dafür lässt Kenny die Hosen fallen, als eine Tarantel in seine Weichteile beißt. Kein schöner Anblick.
US-Regisseur Rawson Marshall Thurber trägt dick auf. Nach seiner durchaus witzigen Erstlingskomödie "Voll auf die Nüsse!" (2004) geht es bei den "Millers" dagegen flacher zu. Mit vulgärem Humor werden Klischees von korrupten Cops und Spießbürgern breit getreten. Gleich vier Drehbuchautoren, Steve Faber und Bob Fisher ("Die Hochzeits-Crasher") und Sean Anders und John Morris ("Hot Tub - Der Whirlpool... ist 'ne verdammte Zeitmaschine!"), mühen sich mit oft absurden Dialogen ab.
Die Autoren belassen es nicht konsequent beim kruden Humor. Sie geben noch eine deftige Portion Herz und Tiefgang dazu. Denn am Ende wünscht sich die Scheinfamilie nichts sehnlicher, als eine "echte" Familie zu sein.