Medien Inselträume: Island - Hotspot des Nordens
Berlin (dpa) - Unvorstellbar weit, karg und wild ist das Land, engmaschig dagegen das Beziehungsnetz seiner nur knapp 350 000 Einwohner.
Fruchtbarer Nährboden also, um Kriminalschriftstellerei gedeihen zu lassen. Wie etwa die psychologisch abgründigen Romane der Autorin Yrsa Sigurðardóttir, die schon Bestseller wie den auch in Deutschland erfolgreichen Roman "Das gefrorene Licht" (2007) verfasst hat. Dabei ist die 54-jährige Isländerin eigentlich Bauingenieurin, die ihrer Heimat knapp unterhalb des nördlichen Polarkreises zu Wasserkraftwerken verhilft, die sauber und billig Energie spenden.
Sigurðardóttir gehört zu den erstaunlichen Menschen, mit denen die ZDF-Reportage "Inselträume: Island - Hotspot des Nordens" an diesem Donnerstag (22.15 Uhr) bekannt macht. Nach einer Sendung über die griechischen Kykladen und vor dem abschließenden Film "Die ostfriesischen Inseln" (2. August) ist der Beitrag von Barbara Lueg der zweite Teil einer Sommerschwerpunkt-Trilogie im Zweiten über das Leben auf Eilanden unterschiedlichster Natur- und Kulturregionen. Dabei ist anzumerken, dass die Kriminalitätsrate auf Island in Wirklichkeit als sehr gering gilt. Der vulkanreiche zweitgrößte Inselstaat Europas mit seinem hohen Pro-Kopf-Einkommen zählt zu den friedlichsten Regionen der Erde.
Die Filmemacherin Lueg ("Sehnsuchtsorte an der Adria") scheut keinen Aufwand, um den Zuschauern das mythenumwobene Land mit seinen harten langen Wintern und den kurzen Sommern, in denen die Sonne kaum untergeht, vorzustellen. Sie taucht in die Tiefe eines schlafenden Vulkans, schwimmt im Gletscherwasser zwischen zwei Kontinentalplatten und durchquert einen reißenden Strom, um Schafe auf ihre Sommerweide zu scheuchen. Derweil begegnet sie urigen Bewohnern wie einem Schaf- und Islandpferde-Halter an den menschenleeren Westfjorden, einem Millionär, der ein verlassenes Heringsdorf im hohen Norden wieder zu Wohlstand bringen will und einer Wal-Führerin aus Deutschland.
Sie trifft auch in der Hauptstadt Reykjavik auf eine junge Kunst- und Musikszene und auf eine Mädchenband, die erst die Welt kennenlernen, dann aber unbedingt nach Island zurückkehren will. Die TV-Reportage mit ihren knappen Einblicken und leider überflüssigem Hintergrund-Popsound kommt zu dem Schluss, dass Island mit seinen Heißwasserquellen, Elfen und Trollen ein Ort der Extreme sei, der ins Herz treffe. Warum? Es ist "ein Land der gelebten Unmöglichkeiten", vermittelt Lueg. Mit kraftvollen Menschen, die der Natur urtümlich verbunden sind, aber gleichzeitig unermüdlich und unkonventionell neue Wege beschreiten.
Robert, der Heringsdorf-Erneuerer, gibt dazu ein altes isländisches Lebensmotto preis. "Petta reddast" lautet es - "es wird schon irgendwie gehen."