Lohnt sich das Einschalten? "Polizeiruf" aus München: So verwirrend wird der letzte Fall
Der letzte Fall mit Verena Altenberger als Kommissarin Bessie läuft am Sonntag. Wir verraten Ihnen, ob Sie einschalten sollten oder lieber nicht.
Nach vier Jahren ist Schluss für Verena Altenberger im Münchner "Polizeiruf 110". An diesem Sonntag (20.15 Uhr, Das Erste) ist sie in dem Film "Paranoia" zum letzten Mal als Kommissarin Elisabeth "Bessie" Eyckhoff in dem ARD-Krimi zu sehen – und sie geht gewissermaßen mit einem Knall. Ihr letzter Fall ist nämlich alles andere als ein herkömmlicher.
In "Paranoia", bei dem Tobias Ineichen Regie führte, geht es um nicht mehr und nicht weniger als die Wahrheit und darum, wie schwer sie es manchmal hat, gehört zu werden.
Darum geht es
Rettungssanitäterin Sarah (sehr gut gespielt von Marta Kizyma), die passenderweise mit Nachnamen wie der große Aufklärer Kant heißt, wird zusammen mit ihrem Kollegen Carlo Melchior (gespielt von Timocin Ziegler) zu einem Noteinsatz gerufen. Sie finden eine schwer verletzte, blutüberströmte Frau zwischen Leben und Tod und bringen sie ins Krankenhaus.
Doch als Sarah sich am nächsten Tag erkundigen will, wie es der Patientin geht und ob sie überlebt hat, heißt es, die Frau sei gar nicht eingeliefert worden. In ihrer Tasche findet Sarah dann ein verstörendes Video, das die Frau ihr im Todeskampf noch zugesteckt haben muss.
Aber niemand, dem Sarah diese Geschichte erzählen will, will sie hören. Schließlich habe sie doch letztens erst Lügengeschichten über ihren Ex-Freund und Kollegen Carlo erzählt. Die Trennung von ihm habe sie nicht verkraftet. Durchgedreht, die Frau, paranoid, psychisch labil, so die Meinung, die offenbar alle teilen. Nur Kommissarin Bessie sieht in Sarah mehr als nur die gestörte Ex-Freundin.
Als Carlo, mit dem sie über den mysteriösen Einsatz und die verschwundene Patienten sprechen möchte, tot in seiner Wohnung liegt, wird Sarah selbst zur Verdächtigen und ihr und Bessie dämmert, dass da eine ganz große Verschwörung im Gange sein muss. Oder?
Altenbergers letzter "Polizeiruf" hat es in sich: Was ist wahr, was Täuschung, was Lüge? Und wer steckt alles mit drin? Der Bayerische Rundfunk verabschiedet Altenberger und ihre Figur Bessie mit einer überaus spannenden Folge, bei der vor allem das Ende unter die Haut geht.
Lohnt sich das Einschalten?
Das Einschalten lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn dieser Film stellenweise mehr wie ein Psychothriller daherkommt als wie ein klassischer Krimi. Doch das schadet dem "Polizeiruf" keinesfalls. Er ist spannend bis zur letzten Minute, vor allem ist "Paranoia" aber auch eins: sehr traurig.
Denn mit Bessie verlässt eine der Besten die sonntägliche Krimireihe. Altenbergers Figur wirkt im Gegensatz zu vielen Ermittlern und Ermittlerinnen beim "Tatort" und "Polizeiruf" nicht kaputt und verschroben, sondern ist Philanthropin und wundert sich stets über das Böse im Menschen.
"Bessie, du wirst mir fehlen"
Im nächsten "Polizeiruf" aus München ist dann Altenbergers Nachfolgerin Johanna Wokalek als Ermittlerin zu sehen. Sie blicke ein bisschen mit Wehmut zurück, sagte Altenberger, die den "Polizeiruf" auf eigenen Wunsch verlässt.
"Bessie, du wirst mir fehlen", schrieb Altenberger selbst in einem Abschiedsbrief an ihre Rolle, die sie in sechs Filmen verkörperte. "Du bist so herrlich sonderbar, du denkst in interessanten Bahnen und du nimmst dir die Zeit, die du brauchst. Du bist freundlich zu den Menschen, du bist interessiert an all diesen Lebensentwürfen da draußen und du fühlst ehrlich mit den Menschen. Den Guten und den Bösen. Wobei du wahrscheinlich gar nicht so richtig in Gut und Böse einteilen würdest. In Ehrlich und in Getrieben vielleicht. In Standhaft und Unzuverlässig… Ach, du wirst mir fehlen." Den Zuschauern und Zuschauerinnen mit Sicherheit auch.
- Das Erste: Vorabsichtung von "Polizeiruf 110: Paranoia" wird ausgestrahlt am 11. Juni 2023