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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Skandal-Fußballer Max Kruse "Ich habe gemacht, was ich wollte – ohne Rücksicht"
Hinter Max Kruse liegt eine 17-jährige Profikarriere, aber auch eine Zeit voller Skandale und Schlagzeilen. Manche Geschichten hätte der Fußballer lieber nicht erzählt.
Der Besuch einer Escortdame kostete ihn den Einzug in die Nationalmannschaft 2014, der Sex mit einer "Bachelor"-Kandidatin brachte ihn um die Europameisterschaft 2016. Dazwischen verlor Max Kruse 75.000 Euro in einem Taxi. Und dann tauchte auch noch ein 33-sekündiges Video auf, in dem der Sportler seinen Penis präsentierte. Ja, hinter dem Fußballprofi liegen wilde Jahre – und zahlreiche Schlagzeilen.
Über die hat Max Kruse nun noch einmal ausführlich gesprochen. Der Ex-Fußballprofi nahm an der zwölften Staffel von "Promi Big Brother" teil, saß zwei Wochen lang in Deutschlands härtester Promi-WG. Nahezu täglich packte Max Kruse dort eine Anekdote nach der anderen aus. Nichts ließ er dabei aus. Oder etwa doch? t-online hat nachgefragt.
t-online: Herr Kruse, Sie haben bei "Promi Big Brother" über jeden einzelnen Skandal ausgepackt. Gibt es etwas, was Sie uns verschwiegen haben?
Max Kruse: Bestimmt. Jeder Mensch hat Leichen im Keller liegen, die werde ich wahrscheinlich auch haben. Mein Leben besteht aus Geschichten – und die hätte ich gar nicht alle in den zwei Wochen erzählen können. Aber man muss auch nicht sein ganzes Leben auf den Tisch legen, den Großteil habe ich erzählt. Das ist für mich auch kein Problem. Das bin einfach ich. Im Endeffekt gibt es immer irgendwelche Sachen, die man nicht erzählen möchte – und einige Sachen gehen Leute auch einfach nichts an.
Welche Leiche im Keller möchten Sie denn lieber für sich behalten?
So eine große Leiche sehe ich bei mir gar nicht. Die ganzen Leichen wurden ja schon ausgegraben. Ich habe jetzt nur nicht meine ganze Lebensgeschichte von A bis Z erzählt, sonst wäre ich der Einzige gewesen, der im Container geredet hätte. Ich wollte einfach für ein bisschen Unterhaltung sorgen.
Da ist ein Leben voller Skandale von Vorteil.
Für mich sind das keine Skandale. Es ist kein Skandal, Geld im Taxi liegenzulassen. Am Ende schadet das nur mir selbst und niemandem sonst. Und genau so ist es mit allen Geschichten gewesen, die mir passiert sind. Ich habe nie einer dritten Person geschadet, sondern immer nur mir selbst. Ob man das als Skandal sieht oder nicht, ist Ansichtssache – und das kann jeder so interpretieren, wie er möchte.
Dann einigen wir uns auf Schlagzeilen?
Schlagzeilen!
Hätten Sie im Leben denn gerne etwas anders gemacht?
Diese Frage kann ich relativ schnell beantworten: Nein! Hätten die Schlagzeilen passieren müssen? Nein! Aber das Leben ist nicht perfekt, der Mensch ist nicht perfekt. Das Leben besteht aus Fehlern, wie der Mensch auch. Die gehören einfach dazu. Natürlich lernst du aus gewissen Dingen, aus anderen Dingen lernst du nicht. Das ist sehr schwer in Worte zu fassen, aber ich finde, das macht einen Menschen aus. Der eine ist vorsichtiger, der andere leichtsinniger. Ich war leichtsinniger. Ich habe das gemacht, was ich wollte – ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Wenn man als Person damit leben kann, dann finde ich, ist das der richtige Weg.
Nicht alle waren von Ihren Taten begeistert …
Mir ist es eigentlich egal, wie ich in der Öffentlichkeit gesehen werde. Mir ist es wichtig, wie meine Familie, meine Frau und meine Freunde mich sehen. Das ist das, was zählt. Am Ende hat sich ein Großteil von Deutschland ein Bild machen können, wie ich als Person im wahren Leben bin.
Apropos Familie. Ihre Ehefrau Dilara soll nicht mit allen Erzählungen einverstanden gewesen sein. Was denken Sie, welche Geschichte sie lieber im Verborgenen gelassen hätte?
Dass ich Hämorrhoiden habe. Meine Frau ist etwas zurückhaltender, ich hingegen habe eine lockere Zunge, erzähle schnell Sachen, bei denen man sich im Nachhinein fragt: "Hätte das jetzt sein müssen?" Nein, wahrscheinlich nicht. Aber ich bin halt kein Freund von Geheimnissen.
Und so haben Sie einem Millionenpublikum von Ihren Hämorrhoiden erzählt …
Meine Frau hätte sicherlich gesagt: "Erzähl es nicht! Das muss jetzt nicht unbedingt an die Öffentlichkeit!" Aber das ist ein Thema, das viele Menschen in Deutschland beschäftigt – und es gehört auch zu meinem Leben dazu. Ich bin ein Mensch wie jeder andere auch auf der Welt. Ich will zeigen, dass ich nichts Besonderes bin, sondern so wie jeder andere normale Mensch auch. Das Gefühl will ich jedem vermitteln. Deswegen kommen solche Geschichten raus, weil ich es einfach erzähle.
Worüber Sie kaum im Container gesprochen haben: Ihre sportlichen Erfolge. Sind Sie rückblickend denn zufrieden mit Ihrer Karriere?
Ich hätte gerne mehr Titel erreicht. Grundsätzlich bin ich mit meiner Karriere vollkommen zufrieden. Ich habe mir meinen Traum zum Beruf gemacht: Ich wollte als kleiner Junge Fußballprofi werden, das durfte ich fast 17 Jahre aktiv erleben. Dafür bin ich total dankbar und glücklich. Was aber viel wichtiger ist: Ich habe mich als Person nie verändert. Ich habe immer gesagt, auch wenn ich jetzt Fußballprofi bin, ich werde mich in meiner Art nicht ändern. Ich werde immer ich selbst bleiben. Ich werde nie vergessen, wo ich herkomme, aber ich werde mich auch für niemanden verstellen. Das hat mir vielleicht einige Türen verschlossen, aber es hat mir auch andere geöffnet. Mir war es wichtiger, mich als Person nicht zu verlieren, als jetzt den mega großen Erfolg zu haben. Deswegen bin ich sehr zufrieden mit meiner Karriere.
Würden Sie sagen, Sie waren ein guter Fußballer?
Diese Frage lasse ich echt gerne andere beantworten. Ich hatte etwas, was die meisten Fußballer nicht haben: den Instinkt und das Vermögen, auf dem Platz Räume zu sehen, die andere nicht so schnell gesehen haben. Ich war im Kopf sehr schnell und konnte damit meine Geschwindigkeit ausgleichen. Wenn man so lange auf diesem Niveau spielt, muss man irgendeine Qualität haben.
- Interview mit Max Kruse