Erstes Curvy-Model im Finale Ex-GNTM-Stars: "Es muss noch viel passieren"
Mit Dascha könnte erstmals eine kurvige Kandidatin zu "Germany's next Topmodel" gekürt werden. Warum sie es in der Branche dennoch nicht leicht haben wird, wissen Fiona Erdmann und Fata Hasanovic aus eigener Erfahrung.
"Diversity liegt mir sehr am Herzen", stellte Heidi Klum zu Beginn der diesjährigen Staffel von "Germany's next Topmodel" klar und blieb ihrer Aussage trotz zahlreicher Zweifler vor dem TV-Bildschirm bis zum Schluss tatsächlich treu. Heute Abend kämpfen Transgender-Model Alex, die mit 1,68 Metern relativ kleine Romina, die aus Syrien geflüchtete Soulin und Curvy-Kandidatin Dascha um den Titel.
Noch nie war das GNTM-Finale so vielfältig wie diesmal. Eine Entwicklung, die noch vor wenigen Jahren kaum denkbar gewesen wäre, wie die ehemaligen Teilnehmerinnen Fiona Erdmann und Fata Hasanovic wissen. Im Gespräch mit t-online erzählen die beiden, warum sie sich keinem Schönheitswahn mehr beugen und wie sie heute mit ein paar Kilos mehr und einem neuen Körpergefühl als Vorbild vorangehen wollen.
"Meine Hüfte war für jede Agentur zu breit"
"Zu meiner Zeit in der Show war Diversity gleich blond-, braun- oder rothaarig", erklärt Fiona Erdmann über ihre Teilnahme an dem Format 2007. Selbst neun Jahre später, als Fata Hasanovic ins Finale einzog, waren die optischen Ansprüche noch exakt festgelegt. "Es gab eine Mindestgröße und es wurden häufig die Maße genommen", erinnert sich die 26-Jährige.
Den Figurdruck empfanden beide Models während ihrer Teilnahme als extrem hart. "Wenn ich ab und zu mal am Buffet war, wurde sogar darauf hingewiesen, wir sollen doch bitte auf die Kohlenhydrate achten", berichtet Fata und findet deutliche Worte: "Es war schrecklich! Ich hatte meine dünnste Zeit mit 53 Kilo bei einer Größe von 1,76 Meter und es hieß bei jedem Casting, dass meine Hüfte zu breit wäre. Obwohl der Rest des Körpers unglaublich dünn war, war meine Hüfte für jede Agentur zu breit."
Umso mehr freuen sich Fiona und Fata, dass mit Dascha nun erstmals eine kurvige Kandidatin die Castingshow gewinnen könnte. Auch wenn sie aus eigener Erfahrung wissen, dass die 21-Jährige es trotz möglichem Sieg in der Branche nicht leicht haben wird. "Mittlerweile darf man zwar kurviger sein, aber nicht in der High-Class-Modelbranche", weiß Fiona aus eigener Erfahrung. "Ich war in Mailand, das war 'ne harte Nummer. Da wird immer gemessen. Wenn du eine 93er-Hüfte hast – und ich war damals ja schon so schlank – dann sagen sie: Das geht nicht. Es ist wirklich heftig."
"Es ist kein Talent, einfach nur schön zu sein"
Beide haben dem Magerwahn längst abgeschworen. Fata wiegt 17 Kilo mehr als zu ihrer Zeit bei GNTM und Fiona will sich nach der Geburt ihres Sohnes im vergangenen Jahr in Sachen Babypfunde nicht unter Druck setzen lassen.
"Ich wiege mittlerweile 81 Kilo und würde in der normalen Branche keine Chance mehr haben", ist sich die 32-Jährige sicher. Doch das will sie auch gar nicht mehr. "Ich möchte das Bild von einer bodenständigen Frau vermitteln, die Mutter ist, die Probleme hat wie jede andere Frau auch. Man sollte den Leuten da draußen nicht das Gefühl geben, man muss perfekt sein. Es ist nicht alles perfekt und das ist auch völlig okay so", betont Fiona.
Auch Fata möchte mit ihrem neuen Körpergefühl als Vorbild für andere Frauen vorangehen. Wir müssen aufhören mit dem Bodyshaming. Es ist kein Talent, einfach nur schön zu sein. Es ist aber durchaus ein Mehrwert, einem Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern."
In einer Sache sind sich die beiden einig: Das neue Konzept von "Germany's next Topmodel" ist nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. "Es wird noch immer viel zu oft eine falsche Idealvorstellung vermittelt – allgemein von dieser Branche. Es sollte noch viel mehr Leute geben, die zeigen, dass es unterschiedliche Körper gibt", so Fiona. Auch Fata stellt klar: "Es muss noch viel passieren zum Thema Diversity."
- Interview mit Fiona Erdmann
- Interview mit Fata Hasanovic
- Instagram: Profil von Fiona Erdmann
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