Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Ab hier nur noch Trash Die Bachelorette verarbeitet Haie zu Fischstäbchen
Ein hartes Knacken und ein Knirschen – das konnte man jüngst bei der "Bachelorette" hören, als die Herzen gestandener Männer brachen und ihr Stolz Stück für Stück heruntergewürgt wurde.
Unter den Achseln wird es langsam feucht. Die 17 verbliebenen "Bachelorette"-Kandidaten kommen im Kampf um Nadines Herz ins Schwitzen und zwar wortwörtlich. Denn wie könnte Mann seine Zuneigung besser zum Ausdruck bringen als mit kraftvollem Körpereinsatz. Nadine fordert ihre Jünger deswegen zum Kräftemessen in diversen Spielchen auf.
Manuel setzt sich bei den Sportspielen besonders in Szene. Mit eingeölten Muskeln und spitzen Zähnen ist er zum Angriff bereit, umkreist seine Beute wie ein Hai, um sie dann aus dem Ring zu stoßen. Und was macht die Bachelorette? Die straft den testosteronüberdosierten Raubtierverschnitt mit Nichtachtung. In Manuel löst das die einzig richtige Reaktion aus. Wie es einem Prachtexemplar von seinem Format entspricht, ist der großgewachsene, doktortiteltragende Facharzt für Chirurgie – wie sollte es auch anders sein – beleidigt.
"Bei mir tut sie sich heute schwer, die Alte!"
"Ey, ich muss sagen, so langsam mit der Bachelorette, ey, die muss sich ins Zeug legen", leitet er Stunden später mit verletztem Stolz seine Trotzparade ein. In der Küche vertraut er seinen Mitstreitern an: "Ich muss sagen, bei mir tut sie sich heute schwer, die Alte! Ich bin jetzt eineinhalb Wochen hier und das Gesamtpaket passt mir nicht. Sie hat sich zu wenig geöffnet, sie zeigt keine Emotionen. Für mich, damit mein Herz entflammt, brauche ich ein deutliches Zeichen. Der Fisch ist schon am Wegschwimmen."
Nachvollziehbare Reaktion – für einen Grundschüler
Der eine oder andere kennt so ein Verhalten ja von sich selbst. Es liegt möglicherweise nur schon ein paar Jahre zurück. Damals in der Grundschule zum Beispiel, als die Völkerballmannschaften gewählt wurden, sich keines der Teams für einen entschied, eine ungerade Zahl entstand und man ganz einfach überflüssig war. Da ergab sich auch nur eine richtige Reaktion. Man erklärte, dass man eh nicht mitspielen wolle, Völkerball ohnehin doof sei und das gegenseitige Abschießen im Kontext mit dem Wort Völker sowieso in jeglicher Hinsicht völlig unangebracht wäre.
Genauso windet sich auch Manuel – in der Nacht der Rosen offenbart er Nadine, eventuell abreisen zu wollen. Es passe eben nicht so ganz und Resonanz habe er auch nie bekommen. Die Bachelorette, ganz Profi, redet dem zappligen Fischlein gut zu und hat ihn schon wieder an der Angel: "Na, gut. Ich bleibe noch", resümiert Manuel. Doch als der Hai plötzlich zum Tiefkühlprodukt mutiert, verliert auch Nadine das Interesse. Sie schickt das Fischstäbchen nach Hause. Was für eine Schmach!
Verträuliches Getätschel
Filip hat derweil andere Probleme, die sich auch noch um Meeresbewohner drehen sollen. Zunächst noch an Land darf er mit der Bachelorette auf ein Einzeldate gehen. Dabei will Nadine anfangs noch nicht so ganz wie er: "Ich habe gemerkt, dass sie leicht auf Distanz ist. Was man dann machen kann, ist so leichten Körperkontakt suchen, LEICHTEN. Kuss auf die Wange, auf die Stirn ist schon zu viel, das ist zu verträulich." Leicht verträulich tätschelt Filip also an der Bachelorette herum, wie einst Thomas Gottschalk an seinen "Wetten, dass..?"-Gästen. Unangenehm, aber man gewöhnt sich irgendwann daran.
- Ab hier nur noch Trash: Die Kolumne zur "Bachelorette"
- "Die Bachelorette": Kandidat lüftet Ehe-Geheimnis
- Rekordzeit: So schnell verteilt die Bachelorette ihre erste Rose
"Stell dich dumm, spiel schlau"
Mehr Berührungsängste hat der 24-Jährige da mit dem Fisch, der zum Dinner serviert wird, dabei liegt der ganz willig auf dem Teller. Aber wie filetiert man so ein Tier denn nun richtig? "Ich sag immer: Stell dich dumm, spiel schlau", so Filips Devise. Dass er sich gerne dumm stellt, leuchtet ein, nur das Schlauspielen macht ihm manchmal noch zu schaffen. Wie an folgendem Monolog erkennbar: "Nadine war taff, sie wusste, was sie will. Sie hat mega Selbstbewusstsein ausgestrahlt, was mich natürlich nicht verunsichert. Den einen oder anderen würde das mega verunsichern. Wo du denkst: Okay krass, sie ist so dominant, das würde ich niemals so weit kommen lassen, dass eine Frau mich dominiert, weil dann hast du verloren. Wenn eine Frau dir zeigt, wo es langgeht, dann hast du verloren."
Ja, wo würden wir denn da hinkommen? Wenn eine Frau uns zeigen würde, wo es langgeht? Nicht auszumalen, was passieren würde, wenn einfach so zum Beispiel eine Frau sich einbilden würde, unser Land zu regieren. Nein, dann hätten wir wohl alle verloren. Da loben wir uns doch lieber diejenigen Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, die sich sagen lassen, wo es langgeht und das Schlaustellen denen überlassen, die es nötig haben.
- "Die Bachelorette"-Folge vom 25. Juli 2018