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"Tatort"-Kritik: Sex, Mord und Erpressung in Saarbrücken


Gehörlose Schauspieler sind die Stars
Sex, Mord und Erpressung - starker "Tatort" aus Saarbrücken

t-online, Lars Schmidt

Aktualisiert am 25.01.2016Lesedauer: 2 Min.
Eine schrecklich "nette" Familie - bis zur Tragödie: Ben Lehner (Benjamin Piwko), Ambra Reichert (Jessica Jaksa), Marc Reichert (Franz Hartwig) und Hilde Reichert (Lena Stolze) im "Tatort: Totenstille".Vergrößern des Bildes
Eine schrecklich "nette" Familie - bis zur Tragödie: Ben Lehner (Benjamin Piwko), Ambra Reichert (Jessica Jaksa), Marc Reichert (Franz Hartwig) und Hilde Reichert (Lena Stolze) im "Tatort: Totenstille". (Quelle: SR/Manuela Meyer)

Der "Tatort" aus Saarbrücken mit den Kommissaren Stellbrink (Devid Striesow) und Marx (Elisabeth Brück) kommt immer besser in Fahrt. Fall Nummer fünf mit dem Titel "Totenstille" überzeugte vor allem durch seine Darsteller.

Dabei klang die Kurzbeschreibung des "Tatorts" ziemlich klamaukig: Während im Restaurant eines Hotels eine Trauerfeier mit gehörlosen Gästen stattfindet, kommt ein paar Stockwerke höher eine Frau beim Sex ums Leben. Doch wie die Geschichte der trauernden Familie mit ihrer gehörlosen Tochter und deren ebenfalls gehörlosem Freund mit dem Fall der toten Frau verschlungen wurde, war klug arrangiert, spannend und unterhaltsam.

Erpressung und Rache

Beim Rauchen vor der Hoteltür sieht der taube Ben Lehner (Benjamin Piwko) wie ein Mann aufgeregt telefoniert. An den Lippen kann Lehner ablesen, das am Telefon darüber gesprochen wird, wie eine tote Frau entsorgt werden kann. Der Gehörlose beschließt den mutmaßlichen Mörder (Martin Geuer) zu erpressen.

Als am Morgen nach der Geldübergabe seine Freundin Ambra (Jessica Jaksa) tot ist, glaubt Lehner, sein Erpressungsopfer habe Ambra aus Rache ermordet. Die Polizei jedoch nimmt Lehner wegen Mordverdacht fest.

Starker Krimimix, zu viele Wendungen

Der "Tatort: Totenstille" begeisterte mit einem Krimimix aus Seitensprung, Mord, Erpressung und Selbstjustiz. Die Geschichte war zwar recht einfach, aber nicht banal. Man dachte den Mörder zu kennen und wurde dann doch überrascht. Auch wenn gegen Ende mal wieder viel zu viele schwer durchschaubare Wendungen vollzogen wurden.

Denn da wird plötzlich noch Lehners gehörlose Ex-Freundin Kassandra (Kassandra Wedel) verdächtigt, zu guter Letzt aber Ambras Bruder Marc als Schwestermörder entlarvt.

Falsche Erziehung endet in Familientragödie

Falsche elterliche Fürsorge die in einer Familientragödie gipfelte, weil das taube Kind dem gesunden vorgezogen und der so Geschmähte zum Einzelgänger wurde, von Mutter und Vater abgeschrieben und gar für tot erklärt, weil man elf Jahre nichts von ihm gehört hatte, war nämlich ein weiterer Aspekt des "Tatorts".

Doch diese für den Zuschauer kaum nachvollziehbaren Entwicklungen sorgten nicht für höhere Dramatik, sondern für höhere Verwirrung. Davon abgesehen war "Totenstille" aber ein sehr guter, klassischer "Tatort".

Tolle Darsteller

Devid Striesow sah man die Spielfreude in seiner Rolle als leicht kauziger aber sehr empathischer Ermittler richtig an. Die neue Polizeihauptmeisterin Mia Emmrich (Sandra Maren Schneider) brachte frischen Wind ins Team Saarbrücken.

Vor allem aber begeistern die Darsteller der Gehörlosen. Benjamin Piwko, Kassandra Wedel und Jessica Jaksa sind die Stars dieser "Tatort"-Folge und wirklich gehörlos.

Gehörlose besser verstehen

Ohne den moralischen Zeigefinger in die Höhe zu recken und die Gehörlosen als Opfer von Diskriminierung durch Hörende abzustempeln, schaffte es der Film zudem, auf die Probleme gehörloser Menschen im Alltag aufmerksam zu machen und viele Vorurteile und Klischees zu entlarven.

Das ist der allergrößte Verdienst dieses "Tatorts".

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