Nach schweren Vorwürfen Sat.1 wirft Reportage-Reihe aus dem Programm
Haben die Reporter der Sat.1-Sendung "Lange Undercover" etwa nicht richtig gearbeitet? Der Sender hatte die Sendung nach vier ausgestrahlten Episoden plötzlich abgesetzt, obwohl noch zwei weitere Ausgaben der investigativen Reportagen ausstanden. Und jetzt wird auch klar warum: Gegenüber dem Branchendienst "DWDL" erklärte Sat.1-Sprecherin Diana Schardt: "Wir haben Hinweise auf eine mögliche Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht in einer 'Lange Undercover'-Sendung erhalten und sofort reagiert, indem wir die restlichen zwei Sendungen aus dem Programm genommen haben."
Die Reportage-Reihe "Lange Undercover" kommt von der Produktionsfirma Meta Productions, die auch die beliebte Sat.1-Sendung "Akte - Reporter kämpfen für Sie!" produziert. Wegen der aktuellen Vorwürfe steht sogar die Zukunft von "Akte" in Frage, die immerhin seit 1995 bei dem Sender läuft.
"Da Herr L. auch Bestandteil der Sendung 'Akte' war, haben wir auch hier den Produzenten zur sofortigen Prüfung aller vergangenen und geplanten Beiträge aufgefordert", erklärt Sprecherin Diana Schardt. Die Produktionsfirma müsse nun bis in einer Woche eine eidesstattliche Versicherung abgeben, dass die "Akte" in der Vergangenheit und Zukunft journalistisch einwandfrei produziert wurde. Sollte das nicht geschehen, werde die Sendung nach 19 Jahren aus dem Programm gestrichen.
Produktionschef beteuert: "Alle Fälle bei 'Lange Undercover' sind real"
Die Sat.1-Sprecherin erklärte weiter, dass die Produzenten von "Lange Undercover" zu einer lückenlosen Aufklärung aufgefordert wurden. Konkret wird den Machern vorgeworfen, dass einzelne Szenen nachgedreht oder ganz gestellt wurden. Zudem sollen die Aufsager des Reporters den Eindruck erweckt haben, man sei bei der Recherche vor Ort gewesen, obwohl die Szenen an einem anderen Ort nachgedreht wurden.
Der Geschäftsführer der Produktionsfirma, Ollie Weiberg, räumte gegenüber "DWDL" ein, dass tatsächlich in einer der ausgestrahlten Episoden Fehler gemacht wurden: "Wir arbeiten gerade mit Hochdruck daran, mögliche weitere Schwächen zu identifizieren." Trotzdem beteuerte er, seine Reporter würden keine fragwürdigen Methoden anwenden: "Die ausgestrahlten Geschichten und Fälle bei 'Lange Undercover' sind alle real und wurden von dem Team sorgfältig recherchiert."
Gegenüber "Quotenmeter" erklärte Weiberg, dass bei all seinen Projekten der gleiche hohe journalistische Standard angewandt werde. "Bei der 'Akte' - dafür steht Ulrich Meyer [Moderator und Produzent, Anm. d. Red.] persönlich - sind die journalistischen Standards extrem hoch und werden immer wieder auf den Prüfstand gestellt."