"Die Briefe meiner Mutter" Christine Neubauer kehrt mit Politdrama zurück ins TV
Christine Neubauer
Ihrer Tochter Laura (Nilam Farooq) hat Katharina immer erzählt, ihr Vater sei ein tödlich verunglückter spanischer Kriegsfotograf. Doch kurz vor ihrem 18. Geburtstag entdeckt Laura im Keller alte Post, die auf einen Vater in Chile hindeutet. Enttäuscht und empört über die Lüge fliegt die nunmehr Volljährige in das südamerikanische Land, um Nachforschungen anzustellen - und ihre Mutter folgt ihr auf dem Fuße. Dort angekommen, überschlagen sich für beide die Ereignisse und die Emotionen.
Einblicke in die Methoden des Pinochet-Regimes
Das Spannendste an der Geschichte: Sie erlaubt durchaus einige schockierende Einblicke in die Methoden unter dem bis 1990 andauernden Militärregime des Diktators Pinochet. Denunziation und Folter waren noch Mitte der 90er Jahre nicht wirklich vorbei. Und selbst bis heute - das besagt auch der Film - hat diese Zeit Traumata in den Seelen vieler hinterlassen.
Die wichtigen Zusammenhänge aus der Übergangszeit zwischen Diktatur und Demokratie geraten in dem ARD-Politdrama allerdings entweder zu sehr in den Hintergrund - oder sie werden eher grobmaschig drastisch dargestellt. Dazu nehmen die diversen Handlungsstränge dem Drama seine Kraft: die plakativ herausplatzende Wut der Tochter, deren sich anbahnende Beziehung zum Studenten Luis, die komplizierte verdrängte Vergangenheit der Älteren einschließlich Katharinas, die erst unter Druck mit der ganzen Wahrheit herauskommt - all das erscheint am Ende arg konstruiert. Und die intensiven Gefühle wirken damit mehr behauptet als durchlebt.
Neues ARD-Projekt in Planung
Für die zweifache Grimme-Preisträgerin Neubauer bahnt sich mit dem Film jedoch wohl der Neustart im Fernsehgeschäft an. Zwar war sie im vergangenen Jahr etwa im RTL-Katastrophenfilm "Helden - Wenn dein Land dich braucht" zu sehen, aber für ihren Haussender ARD drehte sie nach einem Personalwechsel in der Produktionsfirma Degeto zwei Jahre lang nichts Neues.
"Die Pause, die es gab, hat nicht singulär etwas mit mir zu tun, sondern auch mit tausend anderen Schauspielerinnen", erklärte Neubauer dazu im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Sie sei nur als bekanntestes Gesicht herausgestellt worden. "Allerdings bin ich auch insofern besonders betroffen, als die ARD-Degeto in der vergangenen Zeit mein Hauptauftraggeber gewesen war."
Nach "Die Briefe meiner Mutter" ist nun ein weiteres Projekt in Planung, das allerdings noch nicht spruchreif ist. "Es gibt aber die konkrete Vision, mit mir einen neuen Stoff zu entwickeln, was noch in diesem Jahr geschehen soll", sagte die Schauspielerin. "Ich hab' ja auch eine komische Begabung, es könnte also durchaus wieder eine Komödie sein."
Film spielt in der Heimat von Neubauers Freund
Dass Neubauers neuer Film in Chile spielt, ist übrigens ihrem neuen Lebensgefährten, dem chilenischen Fotografen José Campos zu verdanken: "Die Idee ist natürlich aus der privaten Verbindung entstanden." Von ihrem Freund habe sie Geschichten über das Leben während der Pinochet-Diktatur gehört. "Ich habe viele solcher Erzählungen gehört - sie sind sehr nah an mir dran. Im Grunde aber stehen sie stellvertretend für alle Geschichten über Folter, Schüsse und Lebensmittelknappheit - die uns ja alle betreffen, weil sie noch heute auf der Welt passieren. Davon wollen wir in einer sehr menschlichen, hoch emotionalen Weise erzählen."
Christine Neubauer zählt zu den populärsten TV-Schauspielerinnen in Deutschland. Unter anderem ist sie durch die Reihe "Die Landärztin" bekanntgeworden und spielte die Hauptrollen in Fernsehfilmen wie "Gottes mächtige Dienerin" und "Die Holzbaronin". In den vergangenen zwei Jahren machte die 51-Jährige jedoch weniger mit Fernsehrollen als mit ihrem Scheidungskrieg Schlagzeilen.