Reaktionen auf Hallervorden in der ARD "Geschmacklos und dumm"

Unanständiger Rassismus oder legitime Satire? Dieter Hallervordens Auftritt in der ARD-Jubiläumsshow spaltet die Meinungen der t-online-Leser.
199 Minuten dauerte "Die große Jubiläumsshow" zu Ehren des 75. Geburtstags der ARD am vergangenen Samstag. Doch im Nachhinein wird nur über eine Szene diskutiert, die nicht einmal zweieinhalb Minuten lang war: Dieter Hallervordens "Palim Palim"-Auftritt, in dem er als rassistisch geltende Begriffe verwendete.
Die ARD, aber auch Hallervorden selbst sahen sich schließlich dazu veranlasst, öffentlich Stellung zur Diskussion zu beziehen. Auch viele t-online-Leser sahen die Sendung. In den meisten Zuschriften ist Unverständnis über die Empörung zu lesen, einige positionieren sich in dieser Sache aber auch gegen den 89-Jährigen.
"Wer diese Wörter nutzt, ist kein Rassist"
Peter Auer schreibt: "Nur weil heute bestimmte Wörter nicht mehr gesagt werden sollten, weil sich ein Teil der Gesellschaft darüber mokiert, heißt das noch lange nicht, dass derjenige, der sie nutzt, ein Rassist ist. Es gibt Menschen, die mit genau diesen Wörtern groß wurden, aber nicht im Traum daran denken, damit Menschen mit nicht-deutscher Herkunft zu diskriminieren."
"Die Aussagen von Dieter Hallervorden sind geschmacklos und dumm", findet Emanuel Stanley. "Er ist sich offenbar nicht darüber bewusst, dass wir in einer Zeit leben, in der solche Begriffe auch innerhalb der Satire völlig unangebracht und überhaupt nicht mehr lustig sind. Das Alter scheint langsam seinen Tribut zu fordern."
Elke Grünwald-Schwantes meint: "Es ist zwar richtig und wichtig, diskriminierende Begriffe im alltäglichen Sprachgebrauch nicht mehr zu verwenden. Man hat aber oft das Gefühl, dass hier übers Ziel hinausgeschossen und die Satire kaputt gemacht werden soll. Hallervorden hat absolut recht."
"Es ist Zeit für ihn aufzuhören"
"Wenn ein abgehalfterter Comedian, der einst in und auch zu seiner Zeit gut war, nur noch mit solch rassistischen Äußerungen auf sich aufmerksam machen kann, um sich die Zuneigung einer bestimmten Gruppe zu sichern, ist es für ihn Zeit aufzuhören", sagt Andreas Hähne. "Solche rückwärtsgewandten Menschen braucht es nicht, um unsere Gesellschaft weiterzubringen."
Dagmar Behrendt mailt: "Dieter Hallervorden machte das ganz prima und hat meine volle Unterstützung. Dass man die N- und Z-Wörter nicht mehr sagen darf, grenzt an Bevormundung, Intoleranz und falsch verstandene Toleranz. Darin fallen auch die Bestrebungen, Karl-May-Filme nicht mehr zu zeigen."
Margit Lenssen vertritt folgende Meinung: "Wenn ein uralter Mann rassistisch ist, dann ist das seine Sache und er scheint leider nicht belehrbar. Aber wenn die ARD rassistische Sprüche auf ihrem besten Sendeplatz reproduziert, ist das nicht verzeihlich. Rassismus ist eben keine Satire. Das sollte die ARD wissen und auf alle Fälle geraderücken."
"Der Diskurs muss mehr sein als reflexartige Empörung"
Frank Weigele sieht das anders: "So sehr ich verstehe, dass Missstände wie Rassismus bei der Sprache beginnen und Sprache Ausdruck des Denkens ist, gleichzeitig aber auch das Denken bestimmt, so sollten Begriffe, die lange Zeit üblich waren, nicht 'verboten' werden." Vielmehr sollten sie gezielt genutzt werden, um das Denken kritisch zu reflektieren.
Weiter schreibt der t-online-Leser: "Hallervorden kritisiert nicht den Kampf gegen Rassismus, sondern die Sinnhaftigkeit des Redeverbots als Mittel der Bekämpfung falschen Denkens, im Sinne von Totschweigen. So als würde sich das Denken dadurch in Schranken weisen lassen, dass man die Nennung von Wörtern unterbindet. Das Gegenteil ist der Fall. Nur im Diskurs können Veränderungen erzeugt werden."
Frank Weigele findet die Stellungnahme der ARD gut: "Sie distanziert sich einerseits von Rassismus, den sie nicht fördern möchte. Andererseits unterstützt sie die Kunstform Satire, die auf Meinungs- und Redefreiheit setzt. Das ist die richtige Mischung für einen Diskurs, der mehr sein muss als reflexartige Empörung, die nur polarisiert."
- Zuschriften von t-online-Lesern