Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Verlor Moderatorin die Beherrschung? Expertin Haya Schulmann erhebt Vorwürfe gegen ARD-Anstalt
Kam es in einer Sendung des Hessischen Rundfunks zu einer schweren Entgleisung? Eine Moderatorin soll eine geladene Expertin rassistisch beleidigt haben.
Auf der Plattform LinkedIn ist eine hitzige Diskussion entbrannt. Die Professorin Haya Schulmann hat diese losgetreten. Sie behauptet in einem Beitrag dort, in einer Sendung des HR von einer Moderatorin beleidigt worden zu sein. Von Rassismus und Antisemitismus ist die Rede. Wann und wo genau der Vorfall passiert sein soll, sagt sie nicht. Schulmann spricht von "einer Sendung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zum Thema 'Europäischer Datenschutz'".
Wie t-online erfuhr, ist die Sendung "Hallo Hessen" vom 28. Januar 2025 gemeint. Das bestätigte der Hessische Rundfunk auf Anfrage. Das Regionalformat wird immer im Nachmittagsprogramm des ARD-Senders gezeigt. Demnach habe sich die angebliche Entgleisung also am Dienstag gegen 17 Uhr ereignet.
"Ich habe keine Vorurteile"
Schulmann schildert den Ablauf der Ereignisse so: "Da ich die Grippe habe, nahm ich online an der Sendung teil. Wie üblich fand vor der Sendung eine Technikprobe für die Moderatorin und mich statt. Wir plauderten sehr nett, bis die Moderatorin, die türkischer Abstammung ist, mich fragte, woher mein Name komme. Auf meine Antwort 'Israel' reagierte sie mit einem entsetzten 'Bäääääh' und streckte die Zunge heraus."
Ihr falle es schwer, dieses Verhalten "anders als rassistisch oder antisemitisch zu deuten", so Haya Schulmann weiter. Ihr sei so etwas noch "nie zuvor" passiert.
Ob sich der Vorfall so abgespielt hat, wie ihn die Informatik-Professorin der Goethe-Universität in Frankfurt am Main beschreibt, ist unklar. Die Sicherheitsexpertin genießt ein hohes Renommee, wird oft bei den Themen Netzwerk- und Computersicherheit befragt.
Der ARD-Sender HR schreibt t-online auf Anfrage: "Wir nehmen die Anschuldigungen, die Haya Schulmann in ihrem Posting schildert, sehr ernst. Uns ist es wichtig, den Sachverhalt umfassend zu klären und alle Beteiligten dazu zu hören." Aktuell sei man mit der Prüfung beschäftigt und kann sich eigenen Angaben zufolge nicht näher dazu äußern.
"Eine Entschuldigung gab es nicht"
Haya Schulmanns Anschuldigungen werfen auch deshalb Fragen auf, weil sie in ihrem Posting behauptet, die Redaktion mit dem Vorfall direkt konfrontiert zu haben: "Als ich ein paar Minuten später wieder freigeschaltet wurde, habe ich die Redaktion gefragt, ob ein solches Verhalten der Standard in ihrer Sendung sei. Die Redaktion entgegnete lediglich, die Moderatorin habe es nicht so gemeint, ich habe es falsch verstanden – die Redaktion habe das schon mit ihr geklärt."
Den Aussagen Schulmanns zufolge, haben "alle in der Redaktion" die Beleidigung mitbekommen. "Eine Entschuldigung gab es weder von der Redaktion noch von der Moderatorin." t-online ist der Name der beschuldigten Moderatorin bekannt. Es gilt die Unschuldsvermutung. Daher hat t-online entschieden, zunächst ohne die Nennung des Namens zu berichten.
- Eigene Recherchen
- Anfrage beim Hessischen Rundfunk
- linkedin.de: Profil von schulmann