Offene Fragen zum "Tatort" Gab es Zwangsadoptionen in der DDR?
Im Dresdener "Tatort" mussten Gorniak, Winkler und ihr Team den Mord an einer Gärtnereichefin aufklären. Doch einige Fragen beantwortete der Krimi nicht.
Im "Tatort: Totes Herz" am Sonntagabend ermittelte das Dresdener Team Karin Gorniak (gespielt von Karin Hanczewski), Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Peter Schnabel (Martin Brambach) in einem Fall mit überraschender Wendung. Es ging darin um zwei Themen: das Leben in der DDR und das sogenannte Broken-Heart-Syndrom, also die körperlichen Auswirkungen von seelischem Leid. Was hat es mit diesen beiden Themen auf sich? Wie realistisch war diese "Tatort"-Episode?
Zwangsadoption in der DDR
Im Krimi tötet Sonja Heuer (gespielt von Kristin Suckow) ihre leibliche Mutter, um sich ein Leben zurückzuholen, das ihr nach der Geburt unter nie geklärten Umständen gestohlen wurde. Denn sie wurde zur Adoption freigegeben. Ihre Zwillingsschwester Nadine Teichmann (ebenfalls von Suckow gespielt) durfte bei der Mutter bleiben. Gesellschaftlich relevanter Hintergrund des Films ist das Thema "Zwangsadoption in der DDR", die Drehbuchautorin Kristin Derfler nennt dies "die gestohlenen Kinder in der DDR".
Bis heute gibt es Eltern die nach ihren ihn weggenommenen Kindern suchen. Der MDR sprach mit Andreas Laake, Initiator der "Interessengemeinschaft Gestohlene Kinder der DDR". Dieser gibt an, dass bei ihm mehr als 1.500 Hinweise aus Zwangsadoption eingegangen seien. Eine definitive Zahl könne man allerdings nicht nennen.
"Nach dem Ende der DDR wurden mehr und mehr Fälle von zwangsadoptierten Kindern bekannt, deren Eltern nicht in Haft saßen und bei denen auch das Kindeswohl aufgrund von Vernachlässigung nicht gefährdet war. Mal war der Grund 'renitentes Verhalten', mal 'staatsfeindliche Hetze'. Wer oppositionell war, Regimekritiker oder Auslandspresse las, riskierte den Zugriff des Staates auf die eigenen Kinder", heißt es in einem Bericht von "Deutschlandfunk Kultur" zu dem Thema.
Was ist das Broken-Heart-Syndrom?
Das "Tatort"-Opfer wurde nicht nur ermordet, sondern litt auch am Broken-Heart-Syndrom. Was das bedeutet, erklärt die Drehbuchautorin so: "Ein gebrochenes Herz ist tatsächlich eine Krankheit. [...] Das kann im schlimmsten Fall zum Tod führen. Es wird ausgelöst durch traumatische Erlebnisse. Wer an einem 'Broken-Heart-Syndrom' leidet, hat im wahrsten Sinne des Wortes ein gebrochenes Herz."
Die Symptome seien denen eines Herzinfarktes sehr ähnlich: Atemnot, ein Engegefühl in der Brust, teilweise begleitet von Schweißausbrüchen, Übelkeit und Erbrechen. "Das 'Broken- Heart-Syndrom' ist eine plötzlich auftretende Funktionsstörung der linken Herzkammer, die in vielen Fällen durch starken Stress oder Schmerzen ausgelöst werden kann. Etwa zwei Prozent aller Patienten mit Verdacht auf einen Herzinfarkt leiden in Wirklichkeit am 'Broken-Heart-Syndrom'", so Derfler weiter.
Auch das könne "lebensbedrohlich" sein, obwohl anders als beim Herzinfarkt "kein Gefäß verschlossen" sei. Behandelt wird die Durchblutungsstörung von Kardiologen und Psychotherapeuten. Betroffene erholen sich dabei verhältnismäßig schnell.
- Mit Material der Nachrichtenagentur Spot on news
- mdr.de: "DDR-Zwangsadoption: Sieben aufgeklärte und nachgewiesene Fälle"
- deutschlandfunkkultur.de: "Die gestohlenen Kinder"