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Prinz Philip (✝99) ist tot: Einsame Queen blickt schweren Zeiten entgegen


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Queen steht vor schweren Aufgaben
Königin ohne Prinz: Die Sorgen werden größer


Aktualisiert am 10.04.2021Lesedauer: 4 Min.
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Prinz Philip ist im Alter von 99 Jahren gestorben: Mit einem britischen Adelsexperten blickt t-online anhand historischer Aufnahmen auf das Leben des Herzogs von Edinburgh zurück. (Quelle: t-online)
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Mehr als 73 Jahre lang waren sie eine Einheit: Queen Elizabeth und Prinz Philip. Nach dem Tod des Prinzengemahls wächst nun auch die Sorge um die 94-jährige Königin. Das Ende einer Ära wirkt so nah wie nie.

Eigentlich stünden in gut einer Woche im britischen Königshaus Feierlichkeiten an. Am 21. April wird Queen Elizabeth II. 95 Jahre alt. Doch nach dem Tod von Prinz Philip ist an pompöse Feste oder schillernde Paraden nicht zu denken. Es wird der erste Geburtstag der Queen, den sie seit mehr als 73 Jahren ohne ihren geliebten Prinzen verbringen muss.

Es stehen schwere Zeiten an für die Queen. Prinz Philip mag in der Öffentlichkeit als der Mann für die Fettnäpfchen gegolten haben. Ein bisschen spröde, humoristisch eher der Schlag "Altherrenwitz" und von seinem Gebaren und Auftreten her ein Patriarch wie er im Buche steht. Doch der Prinzengemahl war viel mehr als das. Sein Engagement für den Umweltschutz und seine Begeisterung für technische Innovationen waren immer schon deutlich fortschrittlicher, als es sein Ruf je vermuten ließ. Von der innigen Liebe für seine Königin, mit der er die Nachwehen des zweiten Weltkriegs, die Suezkrise, den Kalten Krieg, Terroranschläge oder den Brexit durchlebte, ganz zu schweigen.

Der Queen geht ihr engster Vertrauter und ihr langjährigster Berater verloren. Allein wird die Königin nicht sein in ihrem Palast, der so wuselig voll ist von Palastdienern, Kommunikationsberatern und anderen Bediensteten. Doch es wird einsam um die 94-Jährige. Dies mag zum einen daran liegen, dass die Corona-Krise auch in Großbritannien längst nicht überstanden ist. Zwar sind knapp 50 Prozent der Bevölkerung bereits mindestens einmal geimpft und ab kommender Woche wird der monatelange Lockdown gelockert, aber die Lage bleibt angespannt.

Der Terminkalender ist voll, nur ihr Prinz hinterlässt eine Lücke

Die Trauerfeier und die Beisetzung Prinz Philips, offenbar für das kommende Wochenende geplant, werden nur in kleinem Rahmen stattfinden. Ob Prinz Harry aus den USA anreist, bleibt unklar – auch wenn Boulevardmedien bereits Gegenteiliges vermelden und davon auszugehen ist, dass er kommt. Aber die Einreisebestimmungen sind streng und wer nun alles zum berüchtigten "engsten Kreis" gehört, der dem entschlafenen Prinzengemahl die letzte Ehre erweist, wird sich klären müssen. Eine Versöhnung ihrer Enkel Harry und William durch den Tod ihres Mannes: Es wäre der Queen zu wünschen, aber es bleibt mehr Wunsch als Realität.

Die kommenden Tage werden voll sein mit Terminen. Die Königin wird Absprachen treffen müssen, Telefonate führen, die nicht immer angenehm sind und Entscheidungen fällen, die schmerzen. Dabei ist es eigentlich sie selbst, die die Momente der Trauer am meisten verdient hätte, so der Tenor ihrer Bevölkerung. Die Menschen in Großbritannien, die nach dem Tod von Prinz Philip zum Buckingham-Palast kamen, hatten vor allem eine Sorge: Hoffentlich übersteht unsere Königin diese Tragödie. Besonders besorgte Royal-Fans sprechen bereits vom sogenannten Broken-Heart-Syndrom. Die plötzlich auftretende Herzmuskelerkrankung, die durch großen emotionalen Stress ausgelöst wird, tritt häufig auf bei alten Menschen, die ihren langjährigen Partner verloren haben – mehr Infos zu dem Krankheitsbild lesen Sie hier.

Im Februar musste der 99-jährige Prinzengemahl ins Krankenhaus, vier Wochen wurde er insgesamt medizinisch betreut. Der Tod Philips kam nicht plötzlich, aber zur Unzeit.

Die skandalträchtigen Enthüllungen des Oprah-Winfrey-Interviews, der Vorwurf des "institutionalisierten Rassismus", der seitdem im Raum steht, hallen weiter nach. Der "Megxit" sorgt seit mehr als einem Jahr für Unruhe im britischen Königshaus und stellt die Monarchie vor eine Zerreißprobe: Erneuerung und Modernisierung, oder das Festhalten an Traditionen und alten Werten? Die Queen verhielt sich bei all dem Schlamassel wie immer: gute Miene zum schlechten Spiel. Sie moderierte die Rassismusvorwürfe ab, indem sie Aufklärung ankündigte und die Werte für eine "offene und tolerante Gesellschaft" hochhielt.

Überlässt die Queen ihrem Sohn, Prinz Charles, das Zepter?

Auch nach Philips Tod bleibt der Queen keine Zeit zum Durchatmen. Das Protokoll ruft und zwingt sie zum Handeln. Es ist das Schicksal der obersten Monarchin der Welt: Private Befindlichkeiten dürfen keine Rolle spielen. Gefühle, Emotionen? Für das Oberhaupt des britischen Königshauses nicht angebracht. Sie muss jetzt Stärke zeigen und demonstrieren: Es geht weiter – auch ohne meinen Mann. In den britischen Medien gibt es daher bereits Stimmen, sie solle zurücktreten und ihrem Sohn, Prinz Charles, das Zepter übergeben. Doch wie wahrscheinlich ist das bei einer Königin, die seit 1952 nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters die Geschicke leitet? Bei einer Traditionalistin, die immer wieder betonte, wie wichtig ihr die Verantwortung sei, die ihr qua Krone übertragen wurde?

Wenn sie am 21. April ihren 95. Geburtstag feiert, wird es allen noch einmal bewusst werden: Eine 70-jährige Ära unter ihrer Regentschaft neigt sich dem Ende zu. Ob Skandale wie die immer noch ungeklärten Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Sohn Prinz Andrew oder politische Spannungen wie nach Großbritanniens Austritt aus der EU: Der Lebensabend der Queen liest sich nicht wie ein gemütliches Genussfestival.

Trotz des Tods von Prinz Philip und den damit verbundenen Appellen zum Gewaltverzicht ist es in der Nacht von Freitag auf Samstag in der nordirischen Hauptstadt Belfast zu Ausschreitungen gekommen. Es war buchstäblich der berühmte Schuss vor den Bug: Die Loyalisten sind längst nicht mehr in der Überzahl. Der Zusammenhalt im Königreich steht infrage: So wie die Schotten mit der Unabhängigkeit liebäugeln, sprechen Menschen in Nordirland bereits von einer Wiedervereinigung mit der Republik Irland. Die Königin blickt schweren Zeiten entgegen.

Eine ihrer seltenen öffentlichen Äußerungen über ihren Mann, anlässlich ihrer Goldenen Hochzeit 1997 formuliert, rückt nun wieder in den Vordergrund und besitzt Symbolkraft: Philip sei "all die Jahre ganz einfach meine Stärke und mein Anker" gewesen, so die Queen. Einsam und ohne diesen Anker wird sie nun dem Protokoll folgen müssen: Ein Protokoll ganz ohne Raum für Emotionen, aber mit zahlreichen Verpflichtungen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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