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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gina Lollobrigida feiert Geburtstag Filmikone wird 95: Was wurde aus "Gina nazionale"?
Gemeinsam mit Claudia Cardinale und Sophia Loren bildete Gina Lollobrigida in den Sechzigerjahren ein magisches Diven-Dreieck. Das macht "Lollo" heute.
Als in den Fünfziger- und Sechzigerjahren der Gang ins Kino am Wochenende noch zu den kulturellen Highlights eines jeden Filmfans gehörte, standen Hollywoodnamen wie Rock Hudson, Anthony Quinn, Humphrey Bogart, Grace Kelly, Marilyn Monroe und Audrey Hepburn ganz oben auf der Ikonen-Liste. Aber auch in Europa sorgten anmutige Leinwand-Grazien wie Claudia Cardinale, Sophia Loren und Gina Lollobrigida für viel Aufsehen in der Branche. Letztgenannte feiert heute ihren 95. Geburtstag.
Als eine der drei größten Filmikonen Italiens zählte Gina Lollobrigida in den Fünfziger- und Sechzigerjahren zu den aufregendsten und schönsten Frauen der Welt. Ihren Durchbruch feierte die Schauspielerin, Fotografin und Bildhauerin im Jahr 1952 mit dem Film "Fanfan, der Husar". In dem bildgewaltigen Mantel- und Degen-Film glänzte die Römerin als Lebensretterin und Wahrsagerin.
Knapp 20 Jahre lang setzte die von ihren Fans liebevoll "Lollo" oder "Gina nazionale" genannte Schauspielerin große Branchen-Ausrufezeichen. Egal ob als erotische Esmeralda in "Der Glöckner von Notre Dame", als wagemutige Zirkusartistin in "Trapez" oder an der Seite von "Salomon" Yul Brynner als "Königin von Saba ("Salomon und die Königin von Saba"): Gina Lollobrigida drückte mit ihrer impulsiven und lasziven Art jedem Film ihren Stempel auf.
Als es Anfang der Siebzigerjahre nicht mehr ganz so erfolgreich lief und die Konkurrenz in Gestalt von Sophia Loren immer vehementer in Richtung Rampenlicht drängte, wandte sich Gina Lollobrigida mehr und mehr der Fotografie zu. Auch in diesem Business fasste die Italienerin schnell Fuß und beeindruckte mit Starporträts von Paul Newman, Fidel Castro, Salvador Dalí oder auch Henry Kissinger.
Eklat bei der "Berlinale"
Nach einigen erfolgreichen Bildbänden meldete sich die Ikone des italienischen Films im Jahr 1986 als Präsidentin der "Berlinale" im Filmgeschäft zurück – und das mit einem handfesten Skandal. Statt dem Regisseur (Reinhard Hauff) des kontroversen Gewinnerfilms "Stammheim" zu gratulieren, polterte die Schauspielerin drauflos und bezeichnete das Werk als "widerlich" und das Abstimmungsergebnis als "ein völlig absurdes Votum".
Gina Lollobrigida kehrte nun sporadisch wieder auf die Leinwand zurück. Gastrollen in den Fernsehserien "Falcon Crest" und "Love Boat", sowie eine Zusammenarbeit mit Frankreichs Star-Schauspieler Gerard Depardieu standen am Ende der Neunzigerjahre zu Buche, ehe "Lollo" im Jahr 1999 kurzzeitig als Kandidatin des Wahlbündnisses von Romano Prodi in die Politik reinschnupperte.
Etwa zur selben Zeit festigte sich auch der Traum von einer Bildhauer-Karriere. So stellte die zweitälteste von vier Töchtern des Möbelherstellers Giovanni Mercuri Lollobrigida und dessen Ehefrau Giuseppina im Jahr 2003 in Paris eine umfassende Werkschau ihrer bildhauerischen Arbeiten aus.
"Man sollte mich in Frieden sterben lassen"
Im Spätherbst ihres Lebens schaffte es die Golden-Globe- und mehrfache Bambi-Gewinnerin noch zweimal in die internationalen Schlagzeilen. Im Jahr 2018 wurde Gina Lollobrigida mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt.
Drei Jahre später kämpfte die Schauspielerin in einem familieninternen Vormundschaftsstreit um ihre Würde. Auf Initiative ihres Sohnes Milco wurde ihr ein Vormund zugewiesen, ohne den sie keine finanziellen Entscheidungen treffen darf – das unrühmliche Ende einer geschichtsträchtigen und imposanten Karriere: "In meinem Alter sollte ich eigentlich ein bisschen Frieden haben. Aber den habe ich nicht. Ich bin müde. Man sollte mich in Frieden sterben lassen", klagte Gina Lollobrigida vor zwei Jahren in einem TV-Interview.
- welt.de: "Ich bin müde"
- Eigene Recherchen