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Heard am Abgrund, Depp vor der Auferstehung? Eine Karriereprognose


Karriereaussichten nach dem Prozess
Die Wiederauferstehung des Johnny Depp kündigt sich an

Von spot on news, t-online
02.06.2022Lesedauer: 4 Min.
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Die Körpersprache von Amber Heard und Johnny Depp: Das verraten die Schauspieler mit ihrer Mimik und Gestik. (Quelle: t-online)
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Der Gerichtsstreit zwischen Johnny Depp und Amber Heard ist Geschichte. Das Urteil wird ihre Karrieren definitiv beeinflussen – wenn es denn bestehen bleibt. Heards Anwältin äußerte sich zu einer möglichen Berufung.

Seit Mitte April ist es minutiös und schonungslos vor der Öffentlichkeit seziert worden, das gemeinsame Privatleben von Johnny Depp und Ex-Frau Amber Heard. Wer durch das Gerichtsurteil als Sieger triumphiert hat und wer als Verlierer hervorging, wurde allein durch die Körpersprache der beiden Stars vermeintlich klar. Während Heard mit gesenktem Kopf und leerem Blick aus dem Gerichtssaal schritt, gingen von Depp Aufnahmen um die Welt, die ihn ausgelassen beim Feiern mit Freunden zeigen.

Dass Depp in Feierlaune ist, erscheint verständlich. Schließlich hat er jetzt ja sein Leben zurück, seinen Ruf wiederhergestellt und folglich auch wieder eine blühende Karriere vor sich, oder? Beim genaueren Blick auf die vergangenen sechs Wochen und auch auf die nahe Zukunft relativieren sich mitunter die scheinbar klaren Verhältnisse. Ja, Amber Heard ist Stand jetzt die große Verliererin des Rechtsstreits. Johnny Depp ist aber unter Umständen auch nicht zwangsläufig der große Gewinner.

Rufschädigende Prozessdetails für beide Parteien

Während des aufsehenerregenden Prozesses sind über beide Streitparteien Dinge ans Tageslicht geraten, die sicherlich nicht förderlich für den Ruf gewesen sind. Bei Depp waren verwerfliche Gewaltfantasien, exzessiver Drogenmissbrauch und selbstzerstörerische Tendenzen zu beobachten. Ein vermeintlich gigantisches Lügenkonstrukt und ebenfalls toxisches Verhalten konnten die Prozesszuschauer bei Heard beobachten.

Dass auch die Jury nicht zu 100 Prozent auf Depps Seite war, beweisen die blanken Zahlen. Zur Erinnerung, Depp hatte Heard eigentlich auf 50 Millionen Dollar wegen Verleumdung verklagt, sie ihn auf 100 Millionen. Am Ende wurde sie aber "nur" zu einer Strafe von 15 Millionen Dollar verurteilt – jedoch muss auch Depp blechen. Zwei Millionen Dollar von Heards Strafe wandern sogleich wieder an sie zurück, weil auch sie als Opfer angesehen wurde – wenn auch als das deutlich kleinere.

Vergessen werden darf auch nicht die Tatsache, dass nur kurze Zeit vor dem Gerichtsurteil in den USA jenes aus Großbritannien zugunsten von Heards Vorwürfen ausfiel. Dort sah man es noch als legitim an, Depp als "Frauenschläger" bezeichnen zu dürfen, wie durch "The Sun" geschehen. Und auch die Berufungsbemühungen von Depp gegen dieses Urteil verliefen im Sand.

Apropos Berufung: Die erwägt Amber Heard nach dem US-Urteil und diversen Berichten zufolge einzulegen. Ihre Anwältin Elaine Charlson Bredhoft bestätigte im amerikanischen Fernsehen, dass die Schauspielerin "absolut" plane, in Berufung zu gehen und ihre Ausgangslage dafür gut sein. Immerhin seien viele Beweise im Prozess nicht berücksichtig worden. Sollte sie sich tatsächlich zu diesem Schritt entscheiden, so würde das Verfahren zunächst vor einem Berufungsgericht landen, das sich ebenfalls im US-Bundesstaat Virginia befindet. Dort könnten sich diverse Konsequenzen ergeben. Die zuständigen Richter (drei Stück) könnten die Strafe gegen Heard reduzieren, so belassen oder gar noch erhöhen. Ohne Risiko wäre die Berufung also auch für Heard nicht.

Ein neuer Kläger im Ring: Johnny Depp in Gefahr?

Aber auch abseits eines potenziellen Berufungsverfahrens könnte Depp neuer Gerichtsärger ins Haus stehen. Denn wie "The Sun" berichtet, hat sich bereits eine andere Person gegen ihn in Stellung gebracht. Ein Mann namens Gregg Brooks, der in der Filmindustrie tätig ist, behauptet, 2017 am Set des gemeinsamen Films "City of Lies" von Depp geschlagen worden zu sein. Schon 2018 habe er deswegen gegen Depp geklagt, ein Verfahren soll zu einem noch nicht festgelegten Termin in Los Angeles stattfinden.

Durch die schweren Vorwürfe seiner Ex-Frau soll Depp lukrative Angebote in Hollywood verloren haben. Etwa seine Paraderolle als Pirat Jack Sparrow in der "Fluch der Karibik"-Reihe sowie seinen Part als Schurke Grindelwald im "Harry Potter"-Ableger "Phantastische Tierwesen". Nach dem Urteilsspruch wolle Depp nun wieder an seine glorreichen Zeiten anknüpfen – und das nicht ausschließlich in der Traumfabrik.

Depp will als Musiker durchstarten

So plane er Berichten zufolge auch seiner Musikkarriere neues Leben einzuhauchen. Sogar noch in diesem Jahr werde ein gemeinsames Album mit Rock-Gitarrist Jeff Beck erscheinen, schreibt die "Daily Mail". So etwas Konkretes gibt es im Hollywood-Business noch nicht zu vermelden. Es wird sich erst zeigen müssen, ob die Filmstudios dank des Urteils und trotz der Enthüllungen wieder erpicht darauf sind, Depp zeitnah Angebote zu schicken. Die schiere Masse an Solidaritätsbekundungen für den Schauspieler scheint aber darauf hinzudeuten, dass Depp ein Zuschauermagnet ist – und für Produzenten als potenzieller Kassenschlager in Betracht käme.

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Die Filmkarriere von Amber Heard mag im direkten Vergleich deutlich überschaubarer sein, auch sie ist aber schon seit rund 18 Jahren im Geschäft. Den größten Erfolg feierte sie erst 2018 dank des DC-Streifens "Aquaman", auch in Teil zwei der Comic-Verfilmung, der 2023 ins Kino kommen soll, wird sie wieder die Figur Mera verkörpern. Mit Ausnahme dieses Blockbusters ist aber auch ihr Terminkalender recht leer. Ein Independent-Film namens "In The Fire" befindet sich laut Branchenseite "IMDB" in der Postproduktion, ein weiterer ("Run Away with Me") in der frühen Planungsphase.

So kann Amber Heard ihre Schulden tilgen

Wie während des Prozesses offengelegt wurde, verdiente Heard durch die beiden "Aquaman"-Filme drei Millionen Dollar. Satte sieben Millionen Dollar wurden ihr zudem nach der Scheidung von Johnny Depp zugesprochen. Die wollte sie eigentlich spenden, tat dies nach eigenen Worten bislang aber noch nicht, weil sie sich der Millionenklage von Depp gegenübersah. Und sollte es beim derzeitigen Urteil bleiben, wird Heard das Geld wohl zum Begleichen ihrer Strafe brauchen.

Die vollen 15 Millionen muss sie aber auch Stand jetzt nicht zahlen. Zwei Millionen davon werden mit der Strafe von Depp verrechnet. Und bei weiteren fünf Millionen davon handelt es sich um eine sogenannte "Entschädigung mit Strafcharakter" ("Punitive Damages"). Weil diese im Bundesstaat Virginia aber maximal 350.000 Dollar betragen darf, steht für Heard de facto eine Strafzahlung von rund acht Millionen Dollar im Raum. Sollte sie diese Summe nicht auf einmal begleichen können, so sei es laut "CBS News" möglich, dass zukünftige Gagen zur Tilgung einbehalten werden. Nach den Angaben ihrer Anwältin, sei die Schauspielerin jedenfalls "absolut nicht" in der Lage, die Strafe zu bezahlen.

Dass Depp trotz seiner unfreiwilligen Schaffenspause in den vergangenen Jahren auf dieses Geld angewiesen ist, darf hingegen bezweifelt werden. Was er damit machen wird, sollte es bei dem Urteil bleiben, hat er bislang noch nicht mitgeteilt.

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