Verleumdungsklage Jury fällt Urteil im Prozess um Johnny Depp und Amber Heard
Im Prozess um Johnny Depp und Amber Heard ist das Urteil gesprochen: Beide sind nach Ansicht der Jury schuldig. Doch der Schauspieler erhält deutlich mehr Schadenersatz.
Im Verleumdungsprozess zwischen Hollywoodstar Johnny Depp und seiner Exfrau Amber Heard hat sich die Jury größtenteils auf die Seite von Depp gestellt – aber auch Heard in einigen Punkten recht gegeben. Das teilten die sieben Geschworenen der Richterin Penney Azcarate am Mittwoch vor Gericht im Bezirk Fairfax im US-Bundesstaat Virginia mit.
Die Jury sprach Depp Schadenersatz in Höhe von zehn plus fünf Millionen Dollar zu, letztere Summe reduzierte die Richterin aufgrund entsprechender Regulierungen im Bundesstaat Virginia auf 350.000 Dollar.
Heard sprach die Jury Schadenersatz in Höhe von zwei Millionen Dollar zu. Letztendlich muss Heard dem Urteil zufolge 8,35 Millionen Dollar an Depp zahlen. Eine Berufung in dem Fall gilt als wahrscheinlich.
Panne der Jury
Ein uniformierter Mitarbeiter des Gerichts hatte gegen 21 Uhr deutscher Zeit den braunen Umschlag zur Richterin gebracht, die Identität der Geschworenen bleibt in der Regel ein Jahr lang geheim. Doch die Entscheidung hatte sich um einige Minuten verzögert, denn: Die Geschworenen hatten die Dokumente nicht komplett ausgefüllt. Der von der Jury als angemessen betrachtete Schadenersatz fehlte. Weitere Minuten verstrichen, ehe schließlich die Entscheidung verlesen wurde.
Heard verfolgte die Urteilsverkündung ganz in Schwarz gekleidet vor Gericht, sie war in Begleitung ihrer Schwester gekommen. Depp erschien nicht zur Urteilsverkündung. Vor dem Gerichtsgebäude hatten sich zahlreiche Schaulustige und Fans vor allem von Depp versammelt, die nach dem Urteil in Jubel ausbrachen und "Johnny, Johnny" riefen.
Sechswöchiger Prozess – Rosenkrieg seit 2016
Zuvor hatten sich Depp und Heard in dem Verleumdungsprozess sechs Wochen lang gegenseitig mit schweren Vorwürfen überzogen – über Kameras per Livestream in alle Welt verbreitet. In ihren Abschlussplädoyers hatten die Anwälte beider Seiten dann noch einmal heftige Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch, körperlicher Gewalt, Lügen und Drogenexzessen vorgebracht.
- Depp, Heard und die Schaulust: Das Geschäft mit dem Promiprozess
Der "Fluch der Karibik"-Star hatte Heard in seiner Zivilklage beschuldigt, in einem 2018 von der "Washington Post" veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies hätte seinem Ruf geschadet. Wegen Verleumdung hatte er 50 Millionen Dollar (gut 46 Millionen Euro) Schadenersatz gefordert. Heard pochte in ihrer Gegenklage auf 100 Millionen Dollar. Sie machte geltend, dass Depps Ex-Anwalt Adam Waldman mit einer Schmutzkampagne ihrem Ansehen geschadet habe.
Der bittere Rosenkrieg tobt schon seit Jahren. 2016 hatte Heard nach nur 15 Monaten Ehe die Scheidung eingereicht. Sie warf dem Hollywoodstar häusliche Gewalt vor.
Vor rund zwei Jahren hatte Depp in London mit einer Klage gegen die Boulevardzeitung "Sun" eine Niederlage einstecken müssen. Es ging um einen Artikel, in dem behauptet wurde, Depp habe als Frauenschläger ("wife beater") Heard körperlich misshandelt. Nach einem Prozess mit heftigen Vorwürfen wies der High Court die Klage am Ende ab.
- Livestream vom Prozess
- Nachrichtenagentur dpa