Nach "ZDF Magazin Royale"-Recherche Fynn Kliemann wird Nachhaltigkeitspreis aberkannt
Eine "ZDF Magazin Royale"-Recherche deckte einen Maskenbetrug von Fynn Kliemann auf. Für seinen Einsatz in der Corona-Pandemie erhielt der YouTuber 2020 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Nun reagiert die Stiftung.
Fynn Kliemann wird der Next Economy Award aberkannt. Diesen Sonderpreis hatte er im Rahmen der Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises im Dezember 2020 erhalten. In einem Statement der Stiftung heißt es als Begründung, "weil er unlautere Methoden angewendet und uns mit Greenwashing hintergangen hat".
Wer ist Fynn Kliemann?
Fynn Kliemann ist YouTuber und Influencer. Er wurde zunächst mit seinen Heimwerkervideos bekannt. Auf Instagram folgen ihm über 820.000 Menschen. Kliemann besitzt das sogenannte "Kliemannsland", einen ehemaligen Reiterhof in Niedersachsen. Hier ist er tätig und kreativ, hat dort eine Werkstatt sowie ein Atelier. Der 34-Jährige ist auch Webdesigner, Unternehmer und Musiker.
Man sei 2020 besonders von Kliemanns "sozialem Engagement mit Blick auf Schutzmasken" überzeugt gewesen. In der Pressemitteilung hatte es im Dezember 2020 geheißen: "Im Zuge der Covid-19-Pandemie ließ er in seinen Produktionsstätten Schutzmasken zu erschwinglichen Preisen für Pflege- und medizinische Einrichtungen herstellen." Man habe sich "Portugal als Produktionsort der Masken" damals "explizit vom Team von Fynn Kliemann versichern lassen".
Fehlerhafte Masken an Geflüchtetencamps gespendet
Doch in der neuesten Ausgabe des "ZDF Magazin Royale" mit Jan Böhmermann decken der Satiriker und sein Rechercheteam auf, dass Kliemann und sein Kumpel Tom Illbruck Maskenbetrug begangen haben sollen. Die beiden haben offenbar bewusst Masken in Bangladesch und Vietnam herstellen lassen. Die Näherinnen erhielten dafür einen Lohn unterhalb des Existenzminimums. Angepriesen hatte Kliemann die Masken als "fair" und "in Europa produziert". Zudem "spendeten" die Männer 100.000 fehlerhafte Mundnasenschutze an Geflüchtetencamps. Hier lesen Sie mehr dazu.
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In dem Statement der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis heißt es nun weiter, dass Kliemanns Aussagen über den Produktionsort seiner Masken "nicht stimmten und in Bangladesch und Vietnam hergestellt wurde". Dass man auch dort "überprüfbar zu fairen und ökologischen Bedingungen produzieren kann", hätten andere Preisträger schon gezeigt.
Kliemann hätte diesen jetzt "einen Bärendienst" erwiesen. Die Stiftung bezeichnet "die vorsätzliche Verteilung minderwertiger Masken an Flüchtlingslager" als besonders gravierend. "Diese Ausnutzung von Notlagen ist mit allem, was wir unter Nachhaltigkeit verstehen, nicht zu vereinbaren."
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Auch der Onlinemodehandel About You hat inzwischen reagiert. Der Shop hatte die Masken von Kliemann im Angebot und diese von der Seite genommen. Auf Nachfrage von t-online erklärte eine Sprecherin, man prüfe den Fall derzeit intern und wolle sich ein genaues Bild von dem Sachverhalt verschaffen.
- Deutscher Nachhaltigkeitspreis: "Stiftung DNP erkennt Fynn Kliemann den NEA-Sonderpreis von 2020 ab"
- Anfrage an About You
- "ZDF Magazin Royale" vom 6. Mai 2022
- Instagram: Profil von Fynn Kliemann
- LMAAFK.de: "Fynn Kliemanns Maskenbetrug"
- Deutscher Nachhaltigkeitspreis: "Next Economy Award: Preise für 'Deutschlands nachhaltigste Startups' und Fynn Kliemann"