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Giovanni Zarrella | Sänger und Moderator packt aus: "Mir wurde alles genommen"


Showmaster Giovanni Zarrella
"Mir wurde alles genommen"


Aktualisiert am 11.05.2022Lesedauer: 6 Min.
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Giovanni Zarrella: In schweren Zeiten gab seine Familie ihm Halt.Vergrößern des Bildes
Giovanni Zarrella: In schweren Zeiten gab seine Familie ihm Halt. (Quelle: IMAGO / Panama Pictures)

Mit der Band Bro'Sis wurde er bekannt, dann folgte ein Karriereknick. Heute ist Giovanni Zarrella einer der beliebtesten Entertainer des Landes. Wie ihm seine Familie in schweren Zeiten Halt gab, verrät er bei t-online.

Giovanni Zarrella ist einer von Deutschlands größten Schlagerstars. Mit seinen Alben "La vita è bella" und "Ciao" stürmte er die Charts. Im vergangenen Jahr ging die "Giovanni Zarrella Show" im ZDF an den Start. Dort unterhalten er und seine musikalischen Gäste das Fernsehpublikum zur besten Sendezeit am Samstagabend.

Doch nicht immer lief es für Zarrella so gut. Auf seinen kometenhaften Aufstieg mit der "Popstars"-Band Bro'Sis folgte die Trennung der Gruppe und eine erfolglose Zeit. Mittlerweile ist er jedoch wieder ganz oben, wird im September sogar seine erste Solotour absolvieren. Seine erste nach dem Ende von Bro'Sis vor 17 Jahren. Im t-online-Interview spricht er über seine Karriere, Tiefpunkte und wie ihm seine Frau Jana Ina Zarrella Halt geben konnte.

t-online: Herr Zarrella, was war Ihre Erwartung, als Sie damals zum "Popstars"-Casting gingen?

Giovanni Zarrella: Ich habe nicht mal damit gerechnet, es in die Band zu schaffen, mit der ich so viele fantastische Dinge erleben durfte.

Sollte man nicht mit den besten Absichten in so einen Wettbewerb starten?

Ich habe damals einfach mitgemacht, weil ich hungrig war und nach jeder Chance gegriffen habe. Drei Wochen vor dem "Popstars"-Casting war ich bei einem Talentwettbewerb in der Nähe von Stuttgart und bin da nur Zweiter geworden.

Wurde aus dem Sieger des Wettbewerbs etwas?

Nein, da habe ich also Glück gehabt (lacht).

Sie hatten damals eine ganz normale Lehre zum IT-Systemkaufmann absolviert.

… Und ich habe bei meinen Eltern gejobbt! Das Geld, was ich verdiente, habe ich benutzt, um mit einem Produzenten aus Stuttgart über 100 Songs aufzunehmen. Ich hatte das Gefühl, ich muss irgendwas machen. Ich dachte, ich muss etwas bewegen, damit sich überhaupt etwas bewegt.

Aber bis "Popstars" hat sich nicht viel bewegt, oder?

Nein, aber dennoch: Die ganze Erfahrung, die ich bei Auftritten auf Hochzeiten, Dorffesten und Geburtstagen gesammelt habe, hat mir bei "Popstars" geholfen. Detlef D. Soost hat mir mal gesagt, ich bin ihm bis zu den Top 10 gar nicht aufgefallen.

Wie haben Sie es denn dann überhaupt so weit geschafft?

Gute Frage (lacht).

Und weswegen fielen Sie ihm dann endlich auf?

Da habe ich einmal die Choreografie vergessen.

Also auch noch durch einen Fehler. Na super!

Schon, ja (lacht). Aber durch meine Erfahrung habe ich nicht krampfhaft versucht, wieder in die Schrittabfolge zu kommen. Ich bin nach vorne gegangen und habe das Publikum animiert, so als wäre das alles Teil der Choreo. Detlef hat mir später erzählt, in dieser Situation habe er das erste Mal gemerkt, wie viel Erfahrung ich hatte.

Damals waren Castingshows neu. Als Sie endlich in der Band waren, was waren Ihre Erwartungen? Dachten Sie, die Band würde ewig bestehen?

Ich habe gehofft, dass Bro'Sis für immer zusammenbleibt, ja. Es nach der Angst rauszufliegen und dem Stress der Show in die Band zu schaffen, war ein unglaublich positives Erlebnis. Dann haben es das erste Album und die erste Single direkt auf Platz 1 der Charts geschafft und wir haben innerhalb von eineinhalb Jahren alle Preise gewonnen, die es zu gewinnen gibt. Da dachte ich natürlich: Wenn das so weitergeht, bin ich dabei.

Und wie war es für Sie, als es nicht mehr weiterging?

Als es mit Bro'Sis vorbei war, wusste ich, dass ich weitermachen will. Das Problem war nur: Ich wusste nicht, wie. In der Zeit, wo wir mit Bro'Sis unterwegs waren, habe ich mich überhaupt nicht mit der Zeit danach auseinandergesetzt. Ich hatte kein Netzwerk aufgebaut. Es war erstmal vorbei. Zwei, drei Jahre ging überhaupt nichts voran und ich war in einer Abwärtsspirale gefangen.

Inwiefern?

Ich durfte so ein Hoch erleben. Dann wurde mir alles wieder weggenommen. Es war sicherlich die dunkelste Zeit meines Lebens.

Gab es denn Lichtblicke oder war alles nur finster?

Meine Familie gab mir Halt. Und ich habe in dieser Zeit Jana Ina kennengelernt. Wir haben geheiratet und an unsere gemeinsame Zukunft mit Kindern gedacht. Das hat mir gezeigt, dass nicht alles schlecht läuft. Wenn ich durch dieses Loch ohne eine Partnerin wie sie hätte gehen müssen, wäre das nicht einfach gewesen. Die Liebe hat mich gut abgelenkt.

Wovon mussten Sie abgelenkt werden?

Nach dem Bandende hatte ich drei frustrierende Jahre. Es ging einen Schritt nach vorne und dann wieder drei zurück. Es ging nie mal sieben oder zehn Schritte vorwärts. Es waren immer zwei gute Tage und dann eine schlechte Woche hinterher. Es war demoralisierend, nicht wirklich zu wissen, ob ich aus dieser Spirale irgendwann herauskomme oder nicht. Ich habe versucht, nach etwas zu greifen, von dem ich nicht wusste, ob es überhaupt noch da ist und ob es überhaupt nochmal zurückkommt.

Was haben Sie aus dieser Phase Ihres Lebens gelernt?

Die wichtigste Lehre daraus ist, immer an sich zu glauben. Du musst dein größter Fan sein. Du musst auf deine Stärken bauen, dir selbst treu bleiben und immer weitermachen. Es geht immer irgendwie weiter – selbst, wenn es Rückschritte sind.

Hat Ihnen die Beziehung zu Ihrer Frau Jana Ina helfen können?

Meine Familie war sehr wichtig, weil ich doppelte Motivation hatte. Ich wollte es mir beweisen, aber auch meiner Frau eine Sicherheit geben.

Sie sprechen von "Sicherheit". Hatten Sie damals Existenzängste?

Richtige Existenzängste hatte ich keine, weil ich ein Mensch bin, der mit wenig gut leben kann. Ich habe keinen hohen Anspruch an materielle Dinge. Außerdem hatte ich eine Familie im Hintergrund, von der ich wusste, dass sie mich auffangen würde. Ich möchte auch meinen Kindern jeden Tag das Gefühl geben, dass sie Dinge riskieren können, weil Papa da ist, um sie aufzufangen.

Sie und Ihre Frau sind seit 2004 ohne jegliche Skandale zusammen. Wie haben Sie das geschafft?

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Wenn sich zwei Menschen treffen, die zur selben Zeit ein ähnliches Ziel im Leben haben, dann können sie zusammen alt werden. Wenn zwei Menschen sich treffen, die an verschiedenen Punkten ihres Lebens stehen, dann geht das nicht. Ich hätte meine Frau auch in einer Phase treffen können, in der es mir nur um Karriere und ihr nur um Familie gegangen wäre. Man muss das Glück haben, einen Menschen zu treffen, der in dieselbe Richtung schaut und denselben Weg zur selben Zeit gehen will, sonst geht es nicht.

Können Sie uns Ihr Geheimnis für eine glückliche Beziehung verraten?

Unser Geheimnis ist Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass wir uns haben, dass wir auch als Künstler immer wieder eine zweite Chance gekriegt haben, dass wir gesunde Kinder haben, dass wir ein schönes Haus und einen tollen Beruf haben. Dankbarkeit, dass wir uns unterstützen und füreinander da sind, dass jeder seine Tief- und Hochphasen hat, mit denen wir gemeinsam umgehen.

Wie gehen Sie als Paar mit Tiefpunkten um?

Wir haben unsere Beziehung zu einem richtig schlechten Zeitpunkt begonnen (lacht). Bro'Sis hatten sich gerade getrennt und ich kam als Sänger nicht mehr auf die Beine. Jana Ina und ich haben also in einem absoluten Tal gestartet. Danach konnte es nur bergauf gehen.

Sie sprachen in unserem letzten Gespräch viel über Ihre Eltern und Ihre Familie. Ihre Eltern sind jetzt seit fast 45 Jahren verheiratet. Was konnten Sie von ihnen in Sachen Liebe lernen?

Meine Eltern sind meine Vorbilder. Wie meine Eltern miteinander umgehen, welche Komplimente mein Papa meiner Mama macht, wie süß die beiden miteinander umgehen. Das ist wirklich etwas Besonderes.

Was können Ihre Kinder denn von Ihnen und Ihrer Frau lernen?

Ich hoffe, dass wir unseren Kids weitergeben können, was auch unsere Eltern uns beigebracht haben: respektvoll miteinander umzugehen, dem Partner in dem, was er liebt, Freiheiten zu geben und sich zu vertrauen. Wenn man sich liebt, einen Weg gemeinsam geht und sich gegenseitig besser macht, will man sowieso nicht mehr ohne den anderen sein. Das möchte ich den Kindern beibringen. Sie müssen aber auch wissen, dass sie sich auch selbst lieben müssen, um jemand anderen zu lieben. Man darf sich nicht für jemanden aufgeben.

Ihre Kinder halten Sie aus der Öffentlichkeit raus. Es gibt bei Instagram nicht mal eine Hand, die gehalten wird. Wieso?

Weil ich finde, dass Kinder beschützt werden sollten, solange sie noch Kinder sind. Irgendwann werden sie erwachsen und wollen ihr eigenes Ding machen. Aber bis es so weit ist, ist es als Vater meine Aufgabe, sie zu schützen. Dazu gehört auch, sie nicht vor die Kamera zu zerren. Ich spreche für mich persönlich. Jeder handhabt das anders, aber ich glaube, dass es so am besten ist.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Giovanni Zarrella in Berlin
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