"Manchmal beneide ich mich selbst" Nach TV-Aus: So zurückgezogen lebt Hans Meiser
Mit seiner Talkshow war Hans Meiser früher fast täglich im Fernsehen zu sehen. Inzwischen ist er weitgehend aus dem Rampenlicht verschwunden und genießt das ruhige Leben an der Ostsee.
Fast sein gesamtes Berufsleben spielte sich vor der Kamera ab. Bei RTL war Hans Meiser der Mann der ersten Stunde, trat dort von der Gründung des Senders 1984 bis 1992 als Anchorman der Nachrichtensendung "7 vor 7" und später "RTL aktuell" auf. Danach bekam er seine eigene tägliche Talkshow, war in zahlreichen anderen Formaten wie "Notruf" zu sehen, moderierte Quizshows und interviewte Kanzlerkandidaten. Bis seine Verträge 2010 nicht mehr verlängert wurden.
Er wohnt jetzt da, wo andere Urlaub machen
Im Fernsehen ist Meiser, der am 20. August seinen 75. Geburtstag feiert, seitdem kaum noch zu sehen – obwohl es "immer mal wieder Anfragen gibt", versichert er der Deutschen Presse-Agentur. Er genieße heute aber lieber die Ruhe und lebt eher zurückgezogen. Hans Meiser wohnt jetzt da, wo andere Urlaub machen. Vor ein paar Jahren ist der Moderator vom Rheinland an die Ostsee gezogen.
Mit seiner dritten Ehefrau, die aus der Ecke kommt, hat er ein Haus in Scharbeutz, in Schleswig Holstein, gebaut. "Ich fühle mich hier inzwischen pudelwohl", erzählt er. "Manchmal beneide ich mich selbst." Zu Fuß sind es nur ein paar Minuten bis zum Strand, bei schönem Wetter frühstückt er auf der Terrasse und genießt die gute Luft. Auch seinen Geburtstag will das TV-Urgestein in seinem neuen Zuhause feiern, im Familienkreis.
Das Leben in einer Ferienregion sei generell nichts Neues für ihn, sagt Meiser. "Ich habe ja auch lange in Spanien gelebt." Von der Costa Blanca sei er Touristenmassen gewohnt und fühle sich damit wohl. Wenn er selbst Urlaub macht, fährt er am liebsten mit dem Wohnmobil los. Seine Verbindungen ins Rheinland sind immer noch eng. In Bad Münstereifel, seinem vorherigen Wohnort, leben Töchter und Enkel. Der Ort mit der vormals malerischen Altstadt im Kreis Euskirchen ist von der Flutkatastrophe im Juli schwer getroffen worden. "Es ist unglaublich, alles kaputt", sagt Meiser. "Wenn man das kennt, wie es vorher war – wirklich furchtbar."
"Ich habe nie etwas veröffentlicht, was angreifbar war"
Aus dem großen Rampenlicht ist Hans Meiser zwar verschwunden, ganz von der Arbeit lassen will er aber auch im gesetzteren Alter nicht. Vor kurzem zum Beispiel habe er im Kommunalwahlkampf in einer Nachbargemeinde einen der Bürgermeisterkandidaten gecoacht: "Und zwar mit Erfolg, er hat gewonnen", erzählt Meiser. Außerdem gehört er schon seit Jahren zum Team von Frank Laufenbergs Internet-Radio "PopStop".
Unrühmliches Aufsehen erregte Meiser 2017 mit seinem Rauswurf aus Jan Böhmermanns Sendung "ZDF Neo Magazin Royale", wo er zeitweise Auftritte hatte. Begründet wurde dies damit, dass Meiser Beiträge für ein umstrittenes Online-Portal geschrieben habe, das Verschwörungstheorien verbreite. "Ich ein Rechtspopulist – das ist einfach Schwachsinn", sagt das TV-Urgestein heute dazu. "Ich habe in meinem ganzen Leben nie etwas veröffentlicht, was angreifbar war." Auch Werbeauftritte für dubiose Finanzprodukte brachten ihm Kritik ein.
In vielen heutigen Talkshows geht es nach Meisers Ansicht zu ruppig zu. "Dieses ständige Politiker-Bashing regt mich wirklich auf", sagt er. Oft würden Moderatoren ihre Gäste unterbrechen und verbal angreifen, das sei unhöflich gegenüber den Teilnehmern und diene weder den Zuschauern noch der Sendung, meint er. "Wenn ich Gast in einer Talkshow wäre und man würde mir dauernd so in die Parade fahren, dann würde ich irgendwann aufstehen und gehen", betont er.
- Nachrichtenagentur dpa