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Er war Hamlet - Shakespeare und Hollywood: Kenneth Branagh wird 60


Er war Hamlet
Shakespeare und Hollywood: Kenneth Branagh wird 60

Von dpa
10.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Kenneth Branagh wird 60 Jahre alt.Vergrößern des Bildes
Kenneth Branagh wird 60 Jahre alt. (Quelle: Yui Mok/PA Wire/dpa./dpa)
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London (dpa) - Seinen jüngsten Auftritt hatte Kenneth Branagh ganz untypisch vor einer Webcam. Unter dem Motto "For One Knight Only" lud der britische Hollywood-Star mehrere befreundete Knights und Dames zu einer Zoom-Konferenz ein. Mit den Bühnen- und Leinwand-Ikonen Judi Dench, Maggie Smith, Ian McKellen und Derek Jacobi plauderte Sir Kenneth online über das Theater - für einen guten Zweck. Die Einnahmen des Streaming-Events kommen einer Stiftung zugute, die während der Corona-Krise gebeutelte Theater-Schaffende unterstützt.

Als Regisseur und Schauspieler zählt Branagh, der heute seinen 60. Geburtstag feiert (10.12.), zu den gefragtesten Stars in Hollywood. Der Theaterbranche bleibt er trotzdem leidenschaftlich und eng verbunden. Er ist Präsident der Royal Academy of Dramatic Art, jener renommierten Schauspielschule in London, zu deren berühmten Absolventen Tom Hiddleston, Faye Dunaway, Gary Oldman und die kürzlich gestorbene Hollywood-Legende Olivia de Havilland zählen.

Auch Branagh selbst lernte an der Royal Academy of Dramatic Art - und beeindruckte seinen Direktor damals so sehr, dass er im zarten Alter von 20 Jahren beim Besuch von Königin Elizabeth II. einen Monolog aus "Hamlet" vortragen durfte. In den 80ern wirkte er an unzähligen Produktionen mit und wurde Mitglied der Royal Shakespeare Company.

Rund drei Jahrzehnte nach seinem Solo für Ihre Majestät rezitierte er 2012 bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London vor einem weltweiten Millionenpublikum aus Shakespeares "Der Sturm". Im selben Jahr schlug ihn die Queen im Buckingham-Palast zum Ritter.

Bis heute steht Sir Kenneth regelmäßig auf den Brettern, die die Welt bedeuten und auf denen er sich immer wohlfühlte. Am 10. Dezember 1960 wurde Kenneth Charles Branagh in Belfast geboren. Er war neun Jahre alt, als seine Familie wegen des Nordirland-Konflikts ins englische Reading zog. Bei Schulaufführungen entdeckte er seine Bestimmung.

Den irischen Akzent legte er während seiner Sprechausbildung ab. Trotzdem betont Branagh noch heute, er fühle sich irisch. "Ich glaube nicht, dass man Belfast aus dem Jungen rauskriegen kann", erzählte er Filmstudenten im Sommer beim Belfast Media Festival. Über seine Herkunft hat er gerade unter erschwerten Corona-Bedingungen den Film "Belfast" gedreht. "Es ist ein sehr persönlicher Film", verriet der Regisseur. "Es ist ein Blick auf ein Volk und einen Ort in Aufruhr durch die Augen eines neunjährigen filmverrückten Kindes."

Das Kino ist seit Kindheitstagen Branaghs große Leidenschaft. Nach zahlreichen TV-Rollen und kleineren Filmauftritten machte er sich 1989 als Regisseur und Hauptdarsteller mit seiner Kinoverfilmung von William Shakespeares "Henry V." einen Namen. Es folgten weitere prominent besetzte Shakespeare-Adaptionen, darunter in den 90ern "Viel Lärm um nichts" und das Vier-Stunden-Epos "Hamlet".

Bei einigen Filmen stand Emma Thompson mit ihm vor der Kamera. Die beiden hatten sich am Theater kennengelernt und waren von 1989 bis 1995 verheiratet. Die Ehe zerbrach, weil sich Branagh beim Dreh zu seinem Film "Mary Shelleys Frankenstein" mit Darstellerin Helena Bonham Carter einließ. Mit ihr blieb er bis 1999 zusammen. Seit 2003 ist Branagh mit Artdirektorin Lindsay Brunnock verheiratet.

Jenseits von Shakespeare drehte Sir Kenneth ganz unterschiedliche Filme. Für viele überraschend führte er 2011 beim Marvel-Hit "Thor" Regie und zeigte, dass der Shakespeare-Experte auch Comic-Spektakel kann. Nicht alles in Branaghs Filmkarriere war ein Volltreffer, doch sowohl vor als auch hinter der Kamera hat der rastlose Tausendsassa zahlreiche Erfolge vorzuweisen - und fünf Oscar-Nominierungen.

In der britischen TV-Serie "Kommissar Wallander" spielte er acht Jahre die Hauptrolle. Köstlich war er als selbstverliebter Gilderoy Lockhart in "Harry Potter und die Kammer des Schreckens". In "My Week with Marilyn" mimte er mit sichtbarer Freude Sir Laurence Olivier. Mit der Theater- und Hollywood-Legende wurde er oft verglichen.

Ganz und gar unsympathisch erlebte man Branagh zuletzt als fiesen russischen Waffenhändler Sator in Christopher Nolans Thriller "Tenet" - ein krasser Gegensatz zu dem britischen Gentleman, als der er gilt.

"Ich liebe ihn", schwärmte Judi Dench vor ein paar Jahren über ihren Kollegen, der einst am Theater auf ihre Regieanweisungen hörte und nun schon bei mehreren Filmen Denchs Regisseur war. Einer davon ist die Neuverfilmung von Agatha Christies "Mord im Orient-Express". Branagh spielte in dem Krimi mit etwas albernem Akzent den Detektiv Hercule Poirot. Den nächsten Fall des kauzigen Belgiers hat er auch schon abgedreht. Wenn die Filmtheater rund um den Globus nach Corona wieder öffnen dürfen, soll "Tod auf dem Nil" ins Kino kommen.

Langfristig hat Sir Kenneth auch eine weitere Shakespeare-Adaption in Aussicht gestellt. "Ich bin immer nah dran", sagte er im Interview des US-Magazins "Collider" und verriet, er habe "King Lear" im Kopf. "Aber bisher war die Zeit dafür noch nicht reif."

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