Filmstar auf Werbetour Til Schweiger lobte Belarus – jetzt versucht er die Kehrtwende
Plötzlich die Wende? Til Schweiger reist durch den autokratischen Staat Belarus und ist voll des Lobes über den Staat, der Putins Krieg unterstützt. Bis es Gegenwind gibt.
Til Schweiger schwärmt. Belarus sei ein "sehr sauberes und sicheres Land". Der Filmstar weiter: "Ich mag die Leute, sie sind sehr freundlich, lächeln die ganze Zeit." Das Auswärtige Amt warnt, man könne in Belarus "jederzeit, auch aufgrund konstruierter Vorwände" verhaftet und verurteilt werden. Doch hat Til Schweiger hat mit der Autokratie von Alexander Lukaschenko offenbar keine Probleme.
"Ich mag das Essen sehr gern", lobt der 60-Jährige bei einer Pressekonferenz, die am Sonntag auf YouTube hochgeladen wurde und die er im Rahmen einer PR-Tour gegeben hat, die er derzeit aufgrund eines Werbeprojekts absolviert. Mehr dazu lesen Sie hier.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Ausschnitte der Pressekonferenz, die Schweiger in der belarussischen Hauptstadt Minsk zeigen, verbreiten sich in den sozialen Medien. Dort ist zu hören, wie der Schauspieler betont, er habe "nur das Beste" über das Land gehört. Kommentatoren kritisieren Schweiger: "Alltäglicher Terror in Belarus gegen Andersdenkende? Zivilgesellschaft und unabhängige Medien zerschlagen. 1.300 politische Gefangene, Tote, Folter und Misshandlungen in den Knästen? Interessiert Til Schweiger alles nicht, er preist lieber die Diktatur."
Der Schauspieler wird als "erbärmlich" betitelt. Andere meinen: "Tiefer kann man kaum noch fallen." Andere fragen sich, wie "dumm" man sein müsse, um von den Zuständen in der Lukaschenko-Diktatur noch nie etwas gehört zu haben.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Der Gegenwind scheint Schweiger zu denken gegeben zu haben. Am Sonntag meldete er sich plötzlich auf seinem Instagram-Account zu Wort: "Ich habe kürzlich an einer Pressekonferenz teilgenommen, um ausschließlich über meine Teilnahme an einer Werbefilm-Kampagne zu sprechen und die kreative Arbeit dahinter mit dem Publikum zu teilen. Mir wurde versichert, dass die Veranstaltung sich vollständig auf die Werbung und ihre Inhalte konzentrieren würde."
"Verwirrung oder Fehlinterpretationen"
Der einstige Kinoheld will seine Präsenz in Belarus wohl allein auf den Werbefilm beschränkt sehen. Er führte weiter aus: "Leider musste ich feststellen, dass Teile der Pressekonferenz aus dem Kontext gerissen und genutzt werden, um Botschaften zu unterstützen, die weder meinen Überzeugungen noch meinen Absichten entsprechen." Welcher Kontext bei seinen Schwärmereien über Belarus genau weggelassen wurde, erklärte Schweiger nicht.
Stattdessen heißt es von dem Produzenten: "Um es klarzustellen: Ich habe keine politische oder ideologische Haltung unterstützt, die in Verbindung mit diesem Material gebracht wird, und distanziere mich davon." Was genau er damit meint? Unklar. Offenbar will er nicht in zu enge Verbindung gebracht werden mit dem diktatorischen Regime, das den Angriff auf die Ukraine unterstützt.
Nun bedauere Schweiger, "dass diese Situation zu Verwirrung oder Fehlinterpretationen geführt hat". Was er nicht sagt: Seit Mitte vergangener Woche versucht t-online, ihn oder sein Management für eine Stellungnahme zu erreichen. Nachdem erste Bilder von dem Schauspieler in Belarus aufgetaucht waren, wollte t-online wissen, warum er sich mit dem dortigen Regime einlässt. Doch bis jetzt hüllt sich Til Schweiger in Schweigen.
- Eigene Recherchen
- instagram.com: Profil von Til Schweiger