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Hubert Seipel: WDR erhielt schon 2012 Warnungen wegen Putin-Biograf


Portrait über Kremlchef erschien trotzdem
Skandal um Putin-Biograf Seipel – WDR wusste schon 2012 davon

Von t-online, mbo

25.11.2023Lesedauer: 2 Min.
Hubert Seipel: Der Journalist steht dem Kreml nahe.Vergrößern des Bildes
Hubert Seipel: Gegen den Journalisten gibt es Vorwürfe über einen sogenannten "Sponsorenvertrag". (Quelle: IMAGO / Eventpress)

Der Journalist Hubert Seipel soll für Projekte finanzielle Unterstützung aus Russland bekommen haben. Der WDR soll entsprechende Warnungen ignoriert haben.

Wie das ZDF-Magazin "Frontal" und der "Spiegel" vergangene Woche enthüllten, habe der preisgekrönte Journalist und Autor Hubert Seipel ab 2018 mindestens 600.000 Euro von einem russischen Oligarchen erhalten und dies verschwiegen. Zum ersten Mal soll er bereits 2013 Geld aus Russland bekommen haben. Seipels Aussagen zufolge allerdings ausschließlich für Buchprojekte, niemals für TV-Projekte. Auch sei er den Geldgebern gegenüber "keinerlei inhaltliche Verpflichtungen [...] eingegangen".

Wenig glaubwürdig. Seine Kolleginnen und Kollegen sollen ihn diesbezüglich nämlich schon länger verdächtigt haben, berichten nun "Correctiv" und "Focus". Und zwar bereits 2012, als Seipel für die ARD das mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Porträt "Ich, Putin" machte.

"Putin würde keinen Journalisten so nah ranlassen"

Bei den ARD-Korrespondenten in Moskau kamen diesbezüglich früh Zweifel auf. "Für uns war klar, dass Putin keinen Journalisten so nah an sich ranlassen würde, wenn er sich nicht darauf verlassen kann, dass es ihm nützt", sagte ein WDR-Journalist vor neun Jahren zum "Focus". Damals hatte das Magazin erstmals zu dem Film recherchiert.

Bevor der Film im März 2012 – kurz vor den Präsidentschaftswahlen in Russland – erschien, war laut der gemeinsamen Recherche im Februar eine E-Mail im ARD-Studio in Moskau (gehört zum WDR) angekommen. Der Absender: Die Brüsseler PR-Firma GPlus, die damals den Auftrag hatte, der russischen Regierung innerhalb Europas zu einem besseren Ansehen zu verhelfen. In der Mail hieß es, man wolle "Ich, Putin" gerne weit verbreiten.

Die WDR-Mitarbeitenden in Moskau seien aufgrund der Mail noch stutziger geworden und erläuterten dies in einer Mail an das WDR-Studio in Köln. Für die Angestellten sei klar gewesen, dass der Kreml "den fertigen Film" kannte. Tatsächlich lässt der am 1. März 2012 veröffentlichte Film Putin positiv dastehen. Er zeichnet ihn laut "Correctiv" "als zupackende[n] und hochintelligente[n] Anführer", als "Retter und ein Segen für das geschundene Russland". Nichtsdestotrotz ignorierte der WDR die Warnungen und Bedenken der Mitarbeitenden.

WDR unterrichtete NDR über die Warnungen

Der mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Seipel machte das Projekt zwar nicht mit dem WDR, sondern dem NDR, der den Film unbedingt wollte. Doch seitens des WDR heißt es jetzt auf Nachfrage des "Focus", man habe den NDR nach den Mails der Mitarbeitenden gewarnt. Der NDR lässt den Vorfall inzwischen intern aufklären und prüft rechtliche Schritte, äußert sich jedoch nicht näher dazu. Im Bericht heißt es zudem, dass es damals bezüglich des Projekts schon länger Kritik gegeben hatte – auch vonseiten verschiedener ARD-Chefredakteure. Seipel war zuletzt 2019 für den NDR tätig.

Als Reaktion auf die Medienberichte über angebliche Zahlungen aus Russland an Seipel stoppt der Verlag Hoffmann und Campe den Verkauf seiner Bücher über Wladimir Putin. In den vergangenen Jahren waren zwei Sachbücher des Autors und Journalisten über den russischen Präsidenten Putin erschienen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • correctiv.org: "Skandal um deutschen Putin-Biograf: WDR hatte schon 2012 Hinweise zu Seipels Kreml-Nähe"
  • focus.de: "Verräterische Mail: WDR-Mann bekam Geld aus Russland – und der Sender ignorierte alle Warnungen"
  • spiegel.de: "Preisgekrönter deutscher Journalist erhielt Hunderttausende Euro aus Russland" (kostenpflichtig)
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