Mitarbeiter beschwerten sich seit 2013 Hakenkreuzskandal in Adidas-Zentrale bei erstem Treffen mit Kanye West
Zuletzt sorgte Kanye West vor allem für Skandale. Jetzt enthüllt die "New York Times" antisemitisches Verhalten des Rappers hinter den Kulissen von Adidas.
2022 trennte sich der deutsche Sportkleidungshersteller Adidas nach jahrelanger erfolgreicher Zusammenarbeit von Rapper Kanye West. Grund dafür waren antisemitische und rassistische Äußerungen des 46-Jährigen in der Öffentlichkeit. Nun schreibt die "New York Times", dass sich Kanye West schon vor fast zehn Jahren und im Laufe der Kooperation immer wieder dahingehend hinter den Kulissen von Adidas geäußert habe. Der Konzern schien dies zu dulden.
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Dem Bericht zufolge sei Kanye West in 2013 nach Deutschland gereist, um in der Adidas-Zentrale Designs und Stoffauswahl für seine Yeezy-Sneaker zu besprechen. Nichts davon habe ihm gefallen, wütend habe er ein Hakenkreuz auf die Skizze des Schuhs gemalt. Dies bestätigen zwei bei dem Treffen anwesende Personen der "New York Times". Alle Teilnehmenden, insbesondere die Deutschen, seien schockiert gewesen.
Neben antisemitischem Verhalten von Kanye West, der sich inzwischen Ye nennt, soll Adidas dem Bericht nach auch sexuelle Beleidigungen, unberechenbares Verhalten – er habe einmal Schuhe durch den Raum geworfen als er nicht bekam, was er wollte – und überhöhte Forderungen toleriert haben. Kanye West soll Mitarbeitenden zudem mehrfach pornografische Filme gezeigt haben, wie mehrere Personen bestätigen. Auch, dass er einem jüdischen Mitarbeiter geraten habe, täglich ein Bild von Hitler zu küssen, schien die Adidas-Chefetage durchgehen zu lassen. Genauso wie verschwörungstheoretische Aussagen über Juden oder bewundernde Aussagen über Hitler. Immer wieder habe es Beschwerden von Mitarbeitenden an die Führungskräfte über sein Verhalten im Hintergrund und in der Öffentlichkeit gegeben. Denn schon vor dem großen Skandal in 2022 hatte er regelmäßig mit rassistischen, sexistischen oder antisemitischen Aussagen für Aufsehen gesorgt. Doch die Sorgen wurden offenbar ignoriert.
Die Zusammenarbeit beendete der Konzern dennoch erst im vergangenen Jahr, als der Druck von außen immer größer wurde, da Kanye West über Wochen hinweg öffentlich hetzte. So hatte er sich etwa bei der Paris Fashion Week Anfang Oktober 2022 in einem T-Shirt mit "White Lives Matter" gezeigt – eine rassistische Reaktion auf die "Black Lives Matter"-Bewegung, die sich gegen Gewalt gegen Schwarze einsetzt. Adidas beendete daraufhin im Oktober 2022 die Zusammenarbeit, bereits produzierte Produkte nahm man vom Markt. Dass das Geschäft mit von Kanye West beworbenen Produkten wegfiel, traf das Unternehmen wirtschaftlich hart. Immerhin hatte die Kooperation insbesondere in den USA nach mauen Jahren für einen deutlichen Aufwind gesorgt.
Adidas verkauft doch weiter Yeezy-Produkte
Adidas prognostizierte daraufhin erstmals seit Jahrzehnten einen Jahresverlust. Im Mai kündigte Adidas an, die Yeezy-Produkte aus dem Lager doch verkaufen und die Einnahmen spenden zu wollen. Ein Großteil geht aber weiterhin an Adidas. Ebenfalls im Mai gab es schon einmal Vorwürfe gegen das Unternehmen. Es habe schon seit Jahren von problematischen Verhaltensweisen Kanye Wests gewusst und keine ausreichenden Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um finanzielle Verluste in Grenzen zu halten. Adidas wies dies zurück.
Aktuelle und ehemalige Führungskräfte von Adidas haben sich auf Nachfrage der "Times" weder Fragen der Zeitung stellen, noch sich zu finanziellen Punkten der Kooperation mit Kanye West äußern wollen. Eine Interviewanfrage lehnte der Konzern ab. Er erklärte aber auf Nachfrage, dass man "keine Toleranz für Hassreden und beleidigendes Verhalten [habe], weshalb das Unternehmen die Adidas Yeezy-Partnerschaft beendet hat". Kanye West habe nicht auf Anfragen reagiert.
- nytimes.com: "Kanye and Adidas: Money, Misconduct and the Price of Appeasement" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa