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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kontroverse um Philosoph So tickt Richard David Precht privat
Der Autor steht aufgrund umstrittener Aussagen in der Kritik. Der Vorwurf des Antisemitismus steht im Raum. Was weiß man über die Privatperson Richard David Precht?
Richard David Precht beherrscht gerade die Schlagzeilen – doch sicher anders, als es sich der Autor und Philosoph gewünscht hätte. Hintergrund sind kontroverse Äußerungen, die er in seinem gemeinsamen ZDF-Podcast mit Moderator Markus Lanz getätigt hat. Er behauptete, die Religion verbiete es orthodoxen Juden zu arbeiten. "Ein paar Sachen wie Diamanthandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen", so der 58-Jährige.
- Er wird zum Risiko: Kommentar zu Richard David Precht
Die Reaktionen aus der Öffentlichkeit folgten schnell und laut. Den Männern, und vor allem Precht, wurde Antisemitismus vorgeworfen. ZDF schritt ein und entfernte die entsprechende Stelle aus der Episode. Auch Lanz und Precht reagierten, räumten Fehler ein und entschuldigten sich.
Die Kontroverse wirft die Frage auf, wie der erfolgreiche Autor, Publizist und Philosoph Richard David Precht eigentlich wirklich tickt. Was weiß man über den Menschen, den seine Agentur als "einen der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum" betitelt und der doch immer wieder für seine Standpunkte kritisiert wird?
"Das hat mich stärker geprägt"
Precht wird 1964 in Solingen als eines von insgesamt fünf Kindern geboren. Seine Mutter bezeichnet er vor zehn Jahren bei der "Berliner Morgenpost" als diejenige, die die "stärkere Rolle" in der Erziehung eingenommen habe. Sein Vater sei hingegen nie hinterher gewesen, seinen Kindern seine Grundüberzeugungen zu vermitteln. "Mein Vater war kein Vater, der seinem Sohn ins Gewissen geredet hat. Er hat nicht gesagt, das will ich weitergeben, das sind meine Prinzipien, darauf musst du achten." Seine Eltern trennen sich, als er 20 Jahre alt ist. "Meine Geschwister und ich fanden das richtig", sagt er rückblickend.
Sich selbst empfindet er damals als "kaum klassisch pubertär". "An der rebellischen Jugendkultur habe ich nicht teilgenommen." Stattdessen habe er dank seiner Erziehung ein gutes Selbstwertgefühl entwickelt. Seine Eltern geben ihm und seinen Geschwistern mit auf den Weg, "für das einzustehen, was wir für richtig halten. Das hat mich stärker geprägt", so der Autor.
So kam Precht zur Philosophie
Precht studiert später in Köln Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte, gefolgt von einer Promotion. Dass er Philosoph werden möchte, habe er 1985 gemerkt, als er ein Buch gelesen habe, "in dem die Verteidigungsrede vorkam, die Sokrates gehalten hat, als er zum Tode verurteilt wurde. Das hat mich tief beeindruckt", sagt er 2010 dem Magazin "Gala". Die Lektüre habe ihm für einige Zeit die Angst vor dem Tod genommen. "Die Angst ist zwar irgendwann wieder zurückgekommen, aber trotzdem hat die Beschäftigung mit Philosophie nie mehr nachgelassen."
Die Philosophie macht er schließlich zu seinem Beruf, ist bis heute auf dem Gebiet erfolgreich. Doch auch wenn er öffentlich immer über wichtige gesellschaftliche Themen, Ethik, Moral und das Wesen der Menschen spricht – es ist nicht so leicht, Details über sein Privatleben herauszufinden. Dieses hütet Precht gut.
Öffentlich bekannt ist Prechts vergangene Beziehung mit der luxemburgischen RTL-Moderatorin Caroline Mart. Das Paar heiratet, Mart brachte damals drei Kinder mit in die Ehe. Über sie verrät er einmal: "Meine jetzige Frau habe ich in Luxemburg kennengelernt, als ich einen Vortrag gehalten habe." Wann genau die Scheidung folgt, macht Precht bis heute nicht publik.
Über seine Rolle als Vater spricht er in der Vergangenheit etwas ausführlicher als über seine Partnerschaften. Er hat einen mittlerweile erwachsenen Sohn namens Oskar. "Wir verbringen unglaublich viel Zeit damit, über Fußball zu reden. Das ist etwas, das er mit seiner Mutter nicht kann. Es ist wichtig, dass man als Sohn eine Welt hat, die man mit seinem Vater teilt und die eine andere ist als mit seiner Mutter", sagt er 2013, als sein Kind zehn Jahre alt war.
Die Mutter ist nicht bekannt. Über sie sagt er nur: "Seine Mutter und ich haben einen sehr freundlichen, sehr respektvollen Umgang miteinander. Er hat uns nie streitend erlebt. Er musste sich nie entscheiden, ob er auf der einen oder anderen Seite steht."
Das denkt Precht über die Liebe
So wenig er über seine Beziehungen preisgibt, so viel sprach er in der Vergangenheit dann doch von der Liebe. Seine Meinung ist: "Ich glaube, dass die Liebe ein Umweg ist. Die Liebe kommt aus der Beziehung der Eltern, vorwiegend der Mütter, zu den Kindern. Beim Menschen haben wir das Problem, dass dieses Band abreißt, wenn wir in die Pubertät kommen und wir unsere Liebesbedürftigkeit dann auf einen geschlechtlichen Partner projizieren."
Sein persönliches Rezept für eine erfolgreiche, langjährige Partnerschaft: Sie dürfe "nicht zu harmonisch werden, dass man sich zwar in den wichtigen Dingen einig ist, aber im Naturell unterscheidet". Das sei gut für den Sex in der Beziehung. "Wenn man sich sowieso schon gut versteht, dann leidet die Erotik darunter", ist er überzeugt.
Ob Precht aktuell selbst in festen Händen ist, ist nicht sicher zu sagen. Jedoch erwähnt er in der jüngsten Vergangenheit hin und wieder in Podcast-Folgen seine Freundin. Zu Details lässt er sich nicht hinreißen – und hält sein Privatleben auch heute noch größtenteils von den neugierigen Augen der Öffentlichkeit fern.
- Eigene Recherchen
- lanz-precht.podigee.io
- gala.de: "'Mein Ego? Sehr gut entwickelt'"
- referentenagentur-bertelsmann.de
- morgenpost.de: "Sind Sie ein guter Vater, Herr Precht?"
- "Die Presse": "Richard David Precht: 'Die Treue ist fürchterlich'" (Ausgabe vom 21. Juni 2009)