t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeUnterhaltungStars

Schauspielerin Mina Tander über Einflussnahme in Politik: "Das ist absurd"


Interview
Unsere Interview-Regel

Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Schauspielerin wütend auf die Politik
Mina Tander: "Das ist einfach absurd. Das tut weh"

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 09.09.2023Lesedauer: 4 Min.
Mina Tander: Die Schauspielerin lebt vegan.Vergrößern des Bildes
Mina Tander: Die Schauspielerin lebt vegan. (Quelle: IMAGO / Eventpress)
News folgen

Schaltet man zur Primetime den Fernseher ein, so begegnet einem nicht selten Mina Tander. Im t-online-Interview richtet die Schauspielerin kritische Worte an Gesellschaft und Politik.

Schauspielerin Mina Tander startete ihre Karriere Ende der Neunzigerjahre. In der Filmbranche hat sich seither viel getan – insbesondere beim nachhaltigen Drehen. Tander sieht den Wandel positiv. Doch die 44-Jährige stellt im Gespräch mit t-online klar, wie wütend es sie macht, dass in der Politik nicht mehr passiert, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen.

t-online: "Hotel Barcelona" wurde in Spanien gedreht. Wie ist ein Filmdreh im Süden Europas mit Nachhaltigkeitsgedanken vereinbar?

Mina Tander: Wir haben uns alle bemüht, so wenig wie möglich hin und her zu fliegen. Die meisten Schauspieler, auch die mit wenigen Drehtagen, waren beinahe die gesamte Zeit in Barcelona. Ansonsten sind die Parameter gleich wie beim grünen Drehen in Deutschland. Wobei es auch immer noch Schauspieler gibt, die unbedingt innerdeutsch fliegen müssen. Beim Dreh in Barcelona war die Stecke weiter, sodass alle deutschen Schauspieler eingeflogen werden mussten. Die kleineren Rollen sind aber sowieso mit Spaniern besetzt.

Im Abspann von Filmen wird immer häufiger darauf hingewiesen, dass sie grün gedreht wurden. Eine positive Entwicklung, oder?

Ja, auf jeden Fall. Aber am Ende können wir so viel grün drehen, wie wir wollen, wenn nicht von politischer Seite Dinge angepasst werden. Es ist wichtig, dass wir alle etwas tun, aber letztlich liegt es bei der Politik. Allein, dass es kein Tempolimit auf Autobahnen gibt, ist einfach absurd. In allen anderen Ländern gibt es das längst, aber nein, bei uns sitzt die Autoindustrie am längeren Hebel. So werden die Interessen von einigen wenigen bedient, die Einfluss haben. Das tut weh.

Inwiefern sind die Auflagen für grünes Drehen relevant, wenn Sie sich für oder gegen eine Rolle entscheiden?

Wenn ich eine Rolle bekomme, steht es häufig noch nicht fest, ob grün produziert wird oder nicht. Das entscheidet sich häufig erst Monate später. Wenn ich den Luxus hätte, darauf achten zu können, wäre ich von Haus aus Millionärin. Das ist also ein schöner Gedanke, aber leider nicht umsetzbar. Dafür kann ich umso mehr selbst auf Nachhaltigkeit am Filmset achten.

Wie denn?

Ich esse vegan, nehme mir eigene Becher mit, sodass ich keine Wegwerfbecher benutzen muss. Ich reise mit der Bahn an. Diese Kleinigkeiten fallen mir spontan ein und gehören auch zu den Auflagen für grünes Drehen.

Sie leben nachhaltig, sind seit Ihrem zwölften Lebensjahr Vegetarierin und leben inzwischen seit drei Jahren vegan. Was hat Sie dahingehend geprägt?

Ich sage jetzt mal platt: mein klarer Verstand. Wenn ich mich umschaue, merke ich schnell, dass etwas schiefläuft. Wir reden jetzt über Umweltthemen, aber das betrifft ja auch gesellschaftliche Themen, wie die ungerechte Verteilung von Vermögen. Vielen Leuten sind die Ungerechtigkeiten bewusst, aber sie gucken weg, weil sie es nicht aushalten. Die bauen sich ihre eigene, angenehme Wahrheit, damit sie weitermachen können wie bisher. Das ist nachvollziehbar, weil es ein Überlebensmechanismus ist. Aber nachhaltig ist es nicht. Deswegen denke ich, es hat mich geprägt, dass ich offen geblieben bin.

Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder. Lebt Ihre ganze Familie mit Ihnen vegan?

Nein, meine Familie isst vegetarisch, nur ich ernähre mich vegan. Ich diktiere nichts, das geht komplett gegen meine Lebenseinstellung. Das ist auch beim Klimathema ein Riesenpunkt. Warum muss es immer ein Kampf sein? Ich verstehe die Verzweiflung, ich bin auch verzweifelt, aber ich glaube, wir können die Verhältnisse nicht mit den Mitteln der Verhältnisse ändern, wir müssen das aus einem anderen Blickwinkel angehen.

Sie haben kürzlich berichtet, dass es im Urlaub nicht leicht war, veganes Essen zu finden. Sind Sie dann trotzdem strikt und essen wirklich nur das, was Sie bekommen?

Nein, in solchen Fällen mache ich vegetarische Ausnahmen. Wenn ich gar nichts finde, bin ich keine Hardlinerin und keine Fundamentalistin, aber ich bemühe mich.

Mina Tander

Die Schauspielerin schaffte ihren Durchbruch im Jahr 2000 mit Rollen in den Jugendfilmen "Harte Jungs" und "Schule". Daraufhin spielte sie in zahlreichen preisgekrönten Produktionen mit. Etwa "Männerherzen und die ganz, ganz große Liebe" oder "Maria, ihm schmeckt’s nicht!". Hinzu kommen Auftritte in TV-Serien wie "jerks" oder "Unterleuten – das zerrissene Dorf". Mina Tander ist mit dem Regisseur Elmar Fischer verheiratet, mit dem sie zwei gemeinsame Kinder hat.

In "Hotel Barcelona" fällt der Satz "Ich kämpfe für das, woran ich glaube." Sie sagten eben, es müsse nicht immer ein Kampf sein. Wie würde der Satz in Ihrem Fall lauten?

Ich versuche einzustehen für das, woran ich glaube. Das mache ich schon immer. Vielleicht nicht immer gleich konsequent, aber wirklich schon immer.

Für was stehen Sie noch ein?

Wichtig ist für mich, Afghanistan nicht zu vergessen. Ich bin Halb-Afghanin, deshalb ist das etwas, wofür ich einstehe und mich engagiere. Außerdem versuche ich, wahrhaftig zu sein. Das heißt, ich stehe für all das ein, worüber wir vorhin gesprochen haben. Nicht immer kann ich damit erfolgreich sein, aber wenn mir Sachen wichtig sind – und das ist relativ viel –, dann stehe ich dafür.

Wie nehmen Sie sich da Auszeiten?

Ich mache es einfach. Ich versuche, mir jeden Tag Auszeiten zu nehmen und zur Ruhe zu kommen, auch mithilfe von Mediation, ich gehe gerne in die Natur, bewege mich. Und ich versuche, nicht so streng mit mir und meinen Ansprüchen zu sein. Das ist für mich noch wichtiger, als mir bewusste Auszeiten zu nehmen. Einfach zu sagen: Wenn ich das nicht schaffe, ist es okay. Ich bin in einem grundsätzlichen Vertrauen zum Leben, renne dem Nonplusultra nicht hinterher. Das ist allerdings ein Prozess – ich muss mich immer wieder daran erinnern, aktiv den Drang nach Perfektionismus rauszunehmen.

Der Zweiteiler "Hotel Barcelona" läuft am Sonntag, dem 10. September 2023, und am Sonntag, dem 17. September 2023, jeweils um 20.15 Uhr im ZDF. Beide Folgen sind ab Samstag, den 2. September um 10 Uhr, in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Verwendete Quellen
  • ZDF: "Hotel Barcelona" vom
  • Telefonisches Interview mit Mina Tander
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website