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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein Jahr nach dem Tod der Queen "Wir werden es nie erfahren"
Heute vor einem Jahr starb Queen Elizabeth II. Im Interview mit t-online würdigen Promis und ehemalige Wegbegleiter die Jahrhundert-Königin.
"Die Queen schlief friedlich heute Nachmittag in Balmoral ein" – mit diesem Satz aus der offiziellen Stellungnahme des Buckingham-Palasts endete am 8. September 2022 eine Ära. Mit 96 Jahren war Elizabeth Alexandra Mary Windsor nach 70 Jahren auf dem Thron gestorben. Damit war sie die älteste und am längsten herrschende Monarchin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien – nur einer von vielen Superlativen und Fakten, mit denen heute versucht wird, dieser Jahrhundert-Königin gerecht zu werden.
Außerdem soll Elizabeth II. auch die meistfotografierte Frau der Welt gewesen sein, erlebte sieben Päpste und 15 Premierminister. Heruntergebrochen bleibt da wohl immer dieses eine Gefühl: Eine wie sie wird es nie mehr geben.
Zum ersten Todestag der Queen hat t-online mit prominenten Persönlichkeiten gesprochen.
Königin Elizabeth II. war wie eine Säule der Verlässlichkeit auf Werte und Tradition. Zu ihrem Todestag gedenken wir ihrer und ihrer deutschen Vorfahren mit einer Heiligen Messe.
Fürstin Gloria von Thurn und Taxis
Mit dem Tod von Königin Elizabeth verlor die Welt eine außergewöhnliche Persönlichkeit, deren Engagement für Großbritannien und das Commonwealth absolut war. Im vergangenen Jahr wurde so viel über die Bedeutung ihrer historischen Regierungszeit gesagt, und ich für meinen Teil bin sehr dankbar, dass ich von der Weisheit und Arbeitsmoral der Königin profitieren konnte, da ihre Einstellung mir persönlich in meinem eigenen Leben geholfen hat.
Malcolm Crowson, ehemaliger Butler im Buckingham-Palast
Auf einmal hatte ich eine geliebte Protagonistin meiner Filme und Berichte verloren. Die Queen hatte mich oft zum Nachdenken und Schmunzeln gebracht. Ich hätte so gerne gewusst, was sie über das Geschehen um sie herum dachte: den Wandel in der Gesellschaft, die unterschiedlichen Positionen in der Politik, die Turbulenzen in der eigenen Familie. Natürlich muss auch Elizabeth II. Gefühle und eine Meinung gehabt haben, aber sie ließ uns nie daran teilhaben. Damit wurde sie ihrer Rolle als neutrales Staatsoberhaupt in Perfektion gerecht. Aber das verlieh ihr auch etwas Mystisches, fast Religiöses. Sie war unantastbar und hatte dabei eine einende Kraft. Man mag in vielen Punkten unterschiedlicher Meinung sein, aber wenn es um die Queen ging, waren sich alle einig. Sie verdiente Respekt. Jeder, egal welcher Generation, Herkunft oder Überzeugung, brachte der Queen Respekt entgegen.
Julia Melchior, Königshaus-Expertin
Jeder Engländer ist mit ihr aufgewachsen, sie war für viele eine Konstante, eine Person, die immer da war. Jetzt erst merkt man wirklich, wie viel sie für unser Land getan hat. Es ist schön zu sehen, dass Charles und Camilla es auch schaffen, dieses Vermächtnis weiterzuführen und zu ehren. Ich vermisse sie sehr, sie war ein bisschen wie eine zweite Großmutter für mich. Sie konnte uns Engländern immer ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Sie hatte diesen typischen englischen Humor, war dabei aber trotzdem eine perfekte Dame.
Ross Antony, Entertainer, Sänger und gebürtiger Engländer
Die Queen war eine Ausnahmepersönlichkeit, die jeder kannte, und eine Konstante, die immer da war – fast als wäre sie unsterblich. Von daher fühlt es sich komisch an, dass sie nun nicht mehr präsent ist. Vermutlich wird es kaum jemand schaffen, diese Fußstapfen auszufüllen.
Jule Gölsdorf, Nachrichtensprecherin und Moderatorin
Königin Elizabeth war eine Ikone, eine Figur aus einem anderen Zeitalter, wie wir sie nie wieder sehen werden. Ich werde nie vergessen, wie sie zur Eröffnung des Parlaments im Jahr 2017, nachdem Großbritannien für den Brexit gestimmt hatte, einen königsblauen Anzug mit einem Hut mit gelben Blumen trug, der eine unheimliche Ähnlichkeit mit der EU-Flagge hatte. Ein Zufall oder eine verschlüsselte Sympathiebekundung für Europa? Wir werden es nie erfahren, aber wir wissen, dass sie einen ziemlich frechen Sinn für Humor hatte. Sie war pflichtbewusst und würdevoll, was lange Zeit als eine sehr britische Eigenschaft angesehen wurde und was viele mit einer wehmütigen Nostalgie zurücklässt. Die langfristige Zukunft der königlichen Familie scheint immer ungewisser zu werden – in einer Welt, in der ihre Mitglieder und ihr Privatleben zu einem gefundenen Fressen für die Boulevardpresse werden. Königin Elizabeth war die Mauer, die ihre Gegner davon abhielt, zu weit vorzudringen.
Anna O’Neill, BBC-Reporterin
Die siebzigjährige Regentschaft der Königin war untrennbar mit zwei großen Führungspersönlichkeiten verbunden: Winston Churchill und der Königin selbst. Als sie jung und unerfahren auf den Thron kam, war Churchill ihr Mentor. Nach Churchills Tod erbte die Königin die Führung eines historischen Zeitalters, das man als das Zeitalter von Churchill und Elizabeth bezeichnen könnte. Obwohl sich Großbritannien mit dem Ende seiner imperialen Macht veränderte, vertrat die Königin den stabilen Sinn für das, wofür ihr Land immer noch stand: seine Kontinuität. Doch am Ende des Lebens der Königin war das Zeitalter von Churchill und Elizabeth ein abgeschlossenes Stück Geschichte und nicht mehr Teil der gelebten Erfahrung ihrer Untertanen.
Clive Irving, Autor des Buches "The Last Queen"
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