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Charles III. bringt wichtige Botschaft nach Deutschland: "Dinge wenden sich"


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Charles' Besuch wirft Schatten voraus
"Die Dinge wenden sich"


Aktualisiert am 29.03.2023Lesedauer: 4 Min.
imago images 0239116131Vergrößern des Bildes
König Charles III.: Der 74-Jährige tritt seine erste Auslandsreise nach Deutschland an. (Quelle: IMAGO/WIktor Szymanowicz)

Dieser Staatsbesuch wird etwas Besonderes. König Charles III. und seine Frau Camilla sind für drei Tage in Deutschland – und haben eine wichtige Botschaft im Gepäck.

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. So oder so ähnlich wird König Charles III. am Freitag auf die Absage seiner Frankreichreise reagiert haben. Gemeinsam mit seiner Frau Camilla weilt er nun drei Tage länger in der britischen Heimat als geplant. Die Proteste gegen die Rentenreform von Emmanuel Macron verhinderten eine gesicherte Reise ins Nachbarland.

Das Risiko war zu groß. Für Charles ist das eine Enttäuschung, urteilt Queen-Biograf und Royalexperte Thomas Kielinger bei t-online, für Macron eine "furchtbare Blamage". Doch das ist noch nicht alles. Die durcheinandergewirbelten Reisepläne sorgen für einen unverhofften Eintrag Deutschlands in die royalen Geschichtsbücher: Charles' erste Auslandsreise als König führt nun nach Berlin, Brandenburg und Hamburg.

"König Charles spielt die politische Karte"

"Charles wäre lieber zuerst in Frankreich gewesen. Die kurzfristig geänderten Pläne werden dem König gar nicht schmecken, denn die Auswahl einer ersten Auslandsreise als neuer Monarch ist von höchster Bedeutung – und die Wahl fiel eben auf Frankreich, nicht auf Deutschland", so Thomas Kielinger. Es gebe vielfältige Gründe für die besondere Beziehung zwischen Großbritannien und Frankreich, vor allem historisch seien die Nationen eng miteinander verbunden. "Frankreich ist nicht nur geografisch der gegenüberliegende Nachbar, es ist der natürliche Partner."

Kielinger spricht von einer "Hierarchie der Gründe", warum erst Frankreich und dann Deutschland bereist werden sollte. "König Charles spielt die politische Karte, ohne es zu sagen. Qua seines Amtes muss er neutral bleiben, darf sich nicht politisch äußern. Aber durch die Entscheidung, nach Frankreich und Deutschland zu kommen, sendet Charles ein unverkennbares politisches Signal."

Dabei gehe es vor allem um das zerbrochene Porzellan der vergangenen Jahre, um den Elefanten im Raum: den Brexit. Die Beziehungen zu Großbritannien hätten im Zuge der politisch-wirtschaftlichen Abspaltung gelitten. Jetzt sei es an der Zeit, die Risse zwischen den Ländern zu kitten. "Für eine solche Heilung ist Charles genau der Richtige. Es ist wichtig, dass er nun Gespräche führt, Einigkeit symbolisiert. Das gilt heute ganz besonders im Angesicht des russischen Kriegs in der Ukraine."

Tatsächlich gilt das auch andersherum. Deutschlands Gastgeber, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender, messen der Visite herausragende Bedeutung zu. Aus Steinmeiers Sicht geht es um nicht weniger als darum, ein "neues Kapitel in den deutsch-britischen Beziehungen aufzuschlagen", wie es im Bundespräsidialamt heißt. Das scheint kein Lippenbekenntnis, sondern gelebtes Mantra von Mittwoch bis Freitag zu sein, denn Steinmeier wird Charles alle drei Tage begleiten –alles andere als üblich bei Staatsbesuchen und ein Zeichen für die Sympathie und persönliche Zuneigung zwischen den beiden Staatsoberhäuptern.

Die beiden Männer sind sich schon oft begegnet, zuletzt 2019 bei einem Besuch von Charles, damals noch als Prinz von Wales. Der 74-Jährige gilt als sehr guter Kenner Deutschlands, war bereits rund 40 Mal hier. Erstmals kommt er jedoch in seiner neuen Rolle als König – und das noch vor seiner Krönung am 6. Mai. "Dieser frühe Besuch unterstreicht die enge und herzliche Freundschaft zwischen unseren Ländern und unseren Bürgerinnen und Bürgern", lässt Steinmeier deshalb vorab mitteilen.

Laut Thomas Kielinger, der in London lebt, wird die Reise von Charles auch in dessen Heimat genau beäugt. Schließlich ist es seine erste überhaupt: "Es ist positiv, dass Charles jetzt schon ins Reisen kommt, noch vor seiner Krönung. Er ist ja nicht mehr der Jüngste, umso wichtiger ist es, nun mit seinen Plänen, mit seiner Agenda in die Gänge zu kommen."

Dazu gehöre laut dem Royalexperten auch die bereits erwähnte thematische Abkehr vom Brexit, vom übellaunig geprägten Umgangston zu Zeiten Boris Johnsons. "Der ist jetzt weg vom Fenster, und die Dinge wenden sich nach dem Brexit. Das laute Wettern gegen Europa ist auch in Großbritannien nicht mehr populär. Boris Johnson ist ein Mann von gestern, seine polemische Linie Geschichte."

Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak tritt gemäßigter auf, übt sich in Zurückhaltung. Seine Regierung, in dem Fall vor allem das Außenministerium, knüpfe laut Kielinger nun hohe Erwartungen an die erste Reise von Charles und Camilla. "Es ist ein sehr günstiger Zeitpunkt – auch um die Weichen für die weitere Zusammenarbeit in der Ukraine-Frage zu stellen", so Kielinger.

"Der russischen Aggression mit Geschlossenheit entgegentreten"

Passend dazu hat Frank-Walter Steinmeier das Programm des Staatsbesuchs betitelt. Es werde "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der beiderseitigen Beziehungen widerspiegeln", heißt es vom Bundespräsidenten. Auch eine Rede vor dem Deutschen Bundestag ist am Donnerstag geplant, Charles wolle diese teilweise auf Deutsch halten. Was seiner Mutter verwehrt blieb, darf der neue britische König nun also tun: Zu den deutschen Abgeordneten sprechen, eine womöglich visionäre Rede halten.

So unpolitisch sich die Monarchie in Großbritannien auch kleidet, kann sie trotzdem nicht über den Eindruck hinwegtäuschen, das auch solche Besuche wie der von Charles immer von höchster politischer Bedeutung sind. "Man darf nicht vergessen, dass der König immer im Sinne der außenpolitischen Interessen der Downing Street reist", stellt Thomas Kielinger klar.

So wie es Queen Elizabeth II. nach dem Fall der Mauer mit zwei Besuchen hierzulande wichtig war, ein vereintes Deutschland nach außen hin als Idealzustand darzustellen, sei der Auftrag von Charles nun laut Kielinger auch eindeutig: "Man will der russischen Aggression mit Geschlossenheit entgegentreten: Wir lassen die Ukraine nicht allein. Diese Entschlossenheit des Westens soll auch mit Charles' Besuch betont werden." Hinter den Kulissen seien in diese Richtung viele Gespräche zu erwarten – auch wenn der Besuch in seiner Außenwirkung rein freundschaftlich daherkomme.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Thomas Kielinger
  • Eigene Recherchen
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