Was wird Charles von Deutschland bekommen? Geheimakten offenbaren teure Sonderwünsche der Queen
Unter Verschluss gehaltene Unterlagen zeugen vom Aufwand, der für die Besuche von Elizabeth II. betrieben wurde. Reiht sich Charles III. in diese Tradition ein?
Eigentlich hatte bisher vor allem eine Peinlichkeit als deutsches Geschenk an die Queen für Schlagzeilen gesorgt. Im Jahr 2015 überreichte der damalige Bundespräsident Joachim Gauck seinem Ehrengast eine Malerei: ein Acrylgemälde der Künstlerin Nicole Leidenfrost. Es zeigt die Queen als vierjähriges Mädchen auf dem Rücken ihres ersten Ponys Peggy, Vater George VI. hält die Zügel – Vorlage war eine Fotografie aus dem Jahr 1930.
Doch die Queen wirkte not amused. "Komische Farbe für ein Pferd", kommentierte sie das Bild und fragte dann verwundert: "Soll das mein Vater sein?" Ihr Gatte Prinz Philip bewies Humor, fragte: "Erkennst du ihn denn nicht?" Die Antwort der Queen kam in typisch britischem Gewand daher: "Nein, nicht wirklich."
Doch angesichts neuester Enthüllungen geht diese deutsch-britische Posse unter dem Prädikat Belanglosigkeit in die Geschichtsbücher ein. Denn das Magazin "Spiegel" konnte nach Angaben vom Montag Tausende Blätter bisher unter Verschluss gehaltener Akten einsehen und recherchieren: Deutschland hat sich solche Queen-Besuche in der Vergangenheit einiges kosten lassen. Vermerke für die Treffen der Queen mit Bundespräsidenten und Bundeskanzlern, Briefe der Monarchin und ihrer Berater sowie Unterlagen des Protokolls geben darüber Aufschluss.
Queen bekam zwei Pferde für rund 60.000 Euro
Bei einem Staatsbesuch im Mai 1978 etwa hatte Elizabeth II. demnach genaue Vorstellungen von ihrem Gastgeschenk. Dem von 1974 bis 1979 amtierenden Bundespräsidenten Walter Scheel ließ sie dem Bericht zufolge den Wunsch nach zwei Pferden ausrichten – ein Holsteiner, "nicht zu hell, auf keinen Fall zu dunkel", und ein Schimmel, "möglichst weiß, auf keinen Fall schmutziges Grau".
Die Bundesregierung erfüllte ihr den Wunsch und kaufte die Tiere im Wert von umgerechnet rund 60.000 Euro. Laut "Spiegel" hatte bis dahin nie zuvor ein Staatsoberhaupt ein derart wertvolles Geschenk erhalten. Später führte das teure Präsent zu "erheblichen Beanstandungen" des Bundesrechnungshofs.
Wie das Magazin berichtet, dokumentieren die Unterlagen auch das Gerangel hinter den Kulissen. So hatte Elizabeth II. bei ihrem Besuch im Oktober 1992 eine Rede vor dem Bundestag geplant. Der Auftritt fiel jedoch aus. Die Entscheidung sei Sache des Bundestags, hieß es demzufolge damals. Bundeskanzler Helmut Kohl werde sich "nicht einmischen".
Charles darf nun nachholen, was seiner Mutter verwehrt blieb
Ein Dokument zeigt dem Bericht zufolge nun, dass das nicht stimmte: Auf dem Schreiben eines Referatsleiters an den Kanzler zu dem Wunsch der Queen notierte Kanzleramtschef Friedrich Bohl handschriftlich, dass Kohl sich gegen die Rede ausgesprochen hatte: "BK: Nein!" In dieser Woche – mehr als 30 Jahre später – soll nun mit Charles III. erstmals ein britischer Monarch vor dem deutschen Parlament sprechen. Der König hält sich von Mittwoch bis Freitag zu einem Staatsbesuch in der Bundesrepublik auf.
Er wird dabei ebenfalls ein Geschenk überreicht bekommen. Dem Vernehmen nach wird dieses allerdings weitaus zurückhaltender ausfallen als bei seiner Mutter – und peinlich werde es auch nicht. So schätzt Royalexperte Thomas Kielinger im Gespräch mit t-online: "Frank-Walter Steinmeier ist ein erfahrener Staatsmann, er wird ein passendes Präsent organisiert haben." Laut "Bild" könnte es sich dabei um ein Schwarz-Weiß-Foto handeln, das Charles im Alter von 13 Jahren gemeinsam mit seinem Vater Philip bei einem Besuch in Deutschland zeigt.
- spiegel.de: "Ein Gastgeschenk für 60.000 Euro" (kostenpflichtig)
- Bild: "BILD enthüllt das Gastgeschenk für Charles" (27. März 2023, kostenpflichtig)
- Eigene Recherchen