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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Krönung von Charles wirft Fragen auf "Das ist vollkommen absurd"
Jetzt steht das Datum fest: Am 6. Mai 2023 wird Charles III. seine Krönung feiern. Doch warum ausgerechnet dieser Tag? Ein Experte liefert Antworten.
Bereits seit einem Monat ist die Frage offen: Wann wird Charles III. offiziell zum König gekrönt? Fast genau 30 Tage nach dem Tod von Königin Elizabeth II. gibt es darauf nun eine Antwort. Die Krönungszeremonie wird am 6. Mai 2023 stattfinden – und damit an einem bedeutsamen Tag, aus vielerlei Hinsicht.
Es ist der Tag, an dem George V. im Jahr 1910 zum König wurde. Am 6. Mai 1935 feierte der Großvater von Elizabeth II. schließlich sein 25-jähriges Thronjubiläum mit einem Festakt im Herzen Londons. Außerdem Teil der Windsor-Geschichte: Die Hochzeit von Prinzessin Margaret mit Antony Armstrong-Jones. Elizabeths Schwester vermählte sich prunkvoll im Jahr 1960 – und das eben auch genau am 6. Mai.
Diese historischen Parallelen betrachtet der Royal-Experte Thomas Kielinger im Gespräch mit t-online als deutlich relevanter als einen anderen nun viel diskutierten Zusammenhang. Denn ausgerechnet am 6. Mai 2023 wird Prinz Harrys Sohn Archie seinen vierten Geburtstag feiern. Kritiker des Königshauses wittern hinter der Entscheidung des Palastes Kalkül oder gar eine bewusste Provokation. Eine Theorie, die Kielinger nicht nachvollziehen kann: "Das ist vollkommen absurd", urteilt er auf Nachfrage von t-online.
"Die Nabelschnur zur Königsfamilie ist abgeschnitten"
"Dieser Gedanke hat in der Planung des Königshauses keine Rolle gespielt", ist sich der Buchautor der Biografie "Elizabeth II.: Das Leben der Queen" sicher. Dabei steht Archie Mountbatten-Windsor nach seinem Onkel Prinz William, dessen Kindern George, Charlotte und Louis sowie seinem Vater Harry an sechster Stelle der britischen Thronfolge, ist also in der Hierarchie kein völlig belangloses Anhängsel der Königsfamilie.
Thomas Kielinger sieht das anders. "Harry und Meghan sind freiwillig ausgeschieden und haben nach freiem Willen auf ihre Privilegien verzichtet. Seitdem ist die Nabelschnur zur Königsfamilie abgeschnitten." Es gebe deutlich wichtigere Dinge zu beachten bei solch einem Datum wie dem der Krönungszeremonie. Laut Kielinger müsse sich der König mit seiner Gemahlin Camilla in erster Linie gemeinsam mit der britischen Regierung beratschlagen. Gibt diese mit Premierministerin Liz Truss an der Spitze ihren Segen, können Datum und alle daran geknüpften organisatorischen Herausforderungen bewerkstelligt werden.
Unter anderem werden nun Listen mit potenziellen Gästen für die Krönung angefertigt. Wie t-online bereits berichtete, kursieren für die anstehende Zeremonie deutlich verschlankte Pläne im Vergleich zum 2. Juni 1953, als noch über 8.000 Menschen bei Elizabeth II. in der Westminster Abbey zu Gast waren. Angeblich sollen nur rund 2.000 Gäste geladen werden. Wer genau unter diesen sein wird und welche Royals oder Staatsoberhäupter mit dem Fernsehgerät vorliebnehmen müssen, bleibt abzuwarten.
"Sie sind ja keine Personen non grata"
Harry, Meghan, Archie und Nesthäkchen Lilibet hingegen werden sicher eingeladen, erklärt Thomas Kielinger. "Keiner von ihnen ist eine Persona non grata", meint er und fügt hinzu: "Es ist durchaus denkbar, dass sie als vierköpfige Familie an der Krönung teilnehmen werden." Ob Großvater Charles dann dem Geburtstagskind eine besondere Ehre zuteilwerden lässt? Eher unwahrscheinlich, so Kielinger. Der Tag werde gänzlich im Zeichen der Krönung stehen – und damit Charles III. ins Zentrum rücken. Nur eine weitere Protagonistin stehe für diesen historischen Tag bereits fest.
Wer ist Thomas Kielinger?
Thomas Kielinger ist ein in London lebender Adelsexperte. Der 1940 in Danzig geborene freie Journalist hat mehrere Bücher über die Royal Family geschrieben. Kielinger erhielt 1995 den Order of the British Empire (OBE) sowie 2001 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.
"Der Tag der Krönung ist zugleich auch der Tag, an dem Camilla zur Königin wird", klärt Kielinger auf. Der Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass dies nicht ungewöhnlich ist. Queen Elizabeth, später vor allem bekannt als Queen Mom, wurde während der Krönung ihres Mannes im Jahr 1937 gesalbt und gekrönt.
Laut der Webseite der königlichen Familie ist das Teil der Tradition: "Eine Gemahlin des Königs wird mit dem König in einer ähnlichen, aber einfacheren Zeremonie gekrönt." Bei Prinz Philip war dies am 2. Juni 1953 hingegen nicht der Fall. "Dem Prinzgemahl kommt diese Rolle bei der Krönung einer Königin nicht zu", ordnet Thomas Kielinger den Unterschied für t-online ein.
- Eigene Recherchen
- Gespräch mit dem Royalexperten Thomas Kielinger
- royal.uk: "The Coronation of His Majesty The King" (englisch)