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Furcht vor Prinz Harry: "Die gleiche Art von Doppelangriff erwartet"


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"Gleiche Art von Doppelangriff erwartet"
Die Furcht vor Prinz Harry

  • Steven Sowa
Von Steven Sowa

25.09.2022Lesedauer: 6 Min.
Prinz Harry: Der 38-Jährige plant seine Biographie noch in diesem Jahr zu veröffentlichen.Vergrößern des Bildes
Prinz Harry: Der 38-Jährige plant seine Biographie noch in diesem Jahr zu veröffentlichen. (Quelle: James Manning/WPA Pool/Getty Images)
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Die Trauerphase der Royals endet in wenigen Stunden. Nach dem Tod der Queen steht damit nun wieder ein Konflikt im Fokus: der zwischen Harry und seiner Familie.

Manchmal lassen die aufgeregten Schlagzeilen der britischen Boulevardpresse erahnen, wie unruhig es derzeit im Buckingham-Palast zugehen muss. Es ist noch keine Woche her, dass Queen Elizabeth II. für immer verabschiedet wurde – und schon überschlagen sich täglich die Nachrichten. Auffallend oft die Protagonisten in den Geschichten: Harry und Meghan.

"Harry wollte Streitschlichter engagieren: Camilla spuckte ihren Tee aus", "Meghan verlangte Geld für ihre Auftritte", "Mitarbeiter geißeln Harrys Ehefrau als 'narzisstische Soziopathin'" und vieles mehr geistert derzeit in großen Buchstaben durch die Medien. Mehrere "Enthüllungsbücher" sind angekündigt, darunter "The New Royals" von Katie Nicholl oder eine Camilla-Biographie von Angela Levin, die darin unter anderem eine einstige Diana-Andrew-Verschwörung gegen den heutigen König Charles III. skizziert.

Von der siebentägigen Trauerphase, die nach dem Staatsbegräbnis der Queen gilt, ist in der Öffentlichkeit wenig zu spüren. Vor allem seit der Rückreise von Prinz Harry und seiner Ehefrau, die am vergangenen Dienstag nach 17 Tagen Europa zu ihren zwei Kindern nach Kalifornien geflogen sind, dreht sich nun wieder vieles um ein altes Narrativ: das Königshaus gegen die Attacken der Sussexes. Charles, William und Co. auf der Seite Großbritanniens, Harry und Meghan, die Hollywood-Schickeria mit ihrer Geltungssucht auf der anderen.

Prinz Harrys geplante Memoiren mit Spannung erwartet

Dabei könnte eine gewisse Aufgeregtheit sowohl in der Presse als auch innerhalb der königlichen Familie mit dem Umstand zusammenhängen, dass nicht nur Bücher von vermeintlichen Insidern im Jahr des Queen-Tods die britischen Buchläden überschwemmen werden, sondern auch die Veröffentlichung eines tatsächlichen Insiders. Prinz Harry höchstselbst plant, noch Ende dieses Jahres seine Biographie auf den Markt zu bringen.

"Ich schreibe dies nicht als der Prinz, als der ich geboren wurde, sondern als der Mann, der ich geworden bin", heißt es in der Ankündigung seines Buches und weiter erklärt der 38-Jährige: "Ich bin zutiefst dankbar für die Gelegenheit, das zu teilen, was ich im Laufe meines bisherigen Lebens gelernt habe, und freue mich darauf, dass Menschen einen Bericht aus erster Hand über mein Leben lesen, der genau und absolut wahrheitsgemäß ist."

"Absolut wahrheitsgemäß", "aus erster Hand": Es sind Ankündigungen wie diese, die schon vor einem Jahr für Unruhe sorgten – so lange ist bereits bekannt, dass Harry seine Memoiren vorlegen will. Doch nach dem Tod seiner Großmutter stellt sich die Frage: Wie werden Leser mit Kritik am neuen König umgehen? Künftig werden es nicht mehr nur brisante Vater-Sohn-Geschichten sein, sondern eben auch Berichte, die an der Legitimität des britischen Monarchen kratzen könnten.

Dabei gilt es als sicher, dass Harry über seinen Vater Charles schreiben wird. Einerseits aus der inneren Logik einer Biographie heraus, in der die Kindheit naturgemäß viel von den Erziehungsberechtigten geprägt wird. Zumal bei einem Jungen, der mit zwölf Jahren seine Mutter verlor. Andererseits nährt ein anderes Detail die vermeintliche Gewissheit, dass Charles III. zu einer zentralen Handlungsfigur werden könnte: der Ghostwriter des Buches.

J.R. Moehringer und sein gefürchteter "Vaterkomplex"

Denn Harry hat sich für sein Projekt einen Autor an die Seite geholt, der für seine Vatergeschichten berüchtigt ist: J.R. Moehringer. Der Pulitzerpreisträger hat in dem inzwischen von George Clooney gleichnamig verfilmten Buch "The Tender Bar" seine eigene Geschichte erzählt. Die von einem Vater, der sich davon gemacht hat, als Moehringer noch klein war, woraufhin sich dieser in der örtlichen Kneipe nach Ersatzvätern umsah. Und natürlich wäre da noch die viel gelobte Biographie des Tennisspielers Andre Agassi. In "Open" erzählt Moehringer von der Tyrannei des Vaters und den psychischen Auswirkungen auf Sohn Andre.

Dem Verlag Penguin Random House soll diese Kombination aus Nicht-Mehr-Senior-Royal und preisgekröntem Autor angeblich 20 Millionen Dollar wert gewesen sein. Der Gewinn allerdings, so kündigt es Harry an, werde wohltätigen Zwecken zugute kommen. Dabei ist es weiterhin unklar, wann genau das Buch erscheint. Von "Ende 2022" spricht die offizielle Seite des Verlags ohne detailliertere Angaben zu machen.

Zeit, die Gerüchte um den Inhalt des Buches weiter zu befeuern. Sind es die Alkoholeskapaden aus seiner Vergangenheit, sein Auftritt in Naziuniform, seine Affären? Oder liegt der Fokus auf seinen prägenden Kindheitserinnerungen, dem Tod seiner Mutter – und dem schwierigen Verhältnis zu seinem Vater?

Hinweise auf Letzteres gibt es immer wieder, auch von Harry selbst. In dem explosiven Oprah-Winfrey-Interview und zuletzt in einem Podcast von Dax Shepard berichtete der Queen-Enkel von den "genetischen Schmerzen" im Haus Windsor aufgewachsen zu sein, und dass Charles ihn "so behandelt habe, wie er selbst behandelt wurde".

Der "Guardian" hat diese Aussagen mit Blick auf die geplante Biographie von dem Historiker und Königshausexperten Robert Lacey einschätzen lassen. Der kommt zu dem Schluss: "Man erwartet ein Buch, das neue Maßstäbe in der königlichen Analyse setzt. Bei Agassi zerstörte er nicht nur Agassis Eltern und deren Erziehung, er setzte einen harten Schlag gegen die Welt des professionellen Tennis. Daher würde man die gleiche Art von Doppelangriff in dem erwarten, was er über Harry und die Monarchie schreibt."

"Man muss also immer liefern, liefern, liefern"

Auch Royalexperte Jürgen Worlitz schätzt bei t-online, dass die Biographie explosives Material enthalten werde: "Dass sich Harry für behinderte Soldaten einsetzt, ist ein lobenswerter Zug. Aber das ist nicht das, wovon man in Amerika leben kann oder Millionen scheffeln kann", erklärt er und fügt an: "Die Leute wollen irgendetwas hören. Man muss also immer liefern, liefern, liefern. Interessante, intime Details und deshalb kann es keine Annäherung geben." Keine Annäherung zwischen Harry und seinem Bruder, seinem Vater, aber auch zu seiner Stiefmutter?

Die neue Königsgemahlin Camilla soll das Buch fürchten. Schließlich gilt das Verhältnis zwischen ihr und Harry als angespannt. Sie füllt die Lücke an der Seite von Charles nach Dianas Tod. Die schon zuvor bestehende Verbindung, die Affäre seines Vaters mit der damals noch als Camilla Parker Bowles bekannten Aristokratentochter: All das soll die Verbindung der beiden so kompliziert machen.

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Die Diana-Biografin Tina Brown erklärte bereits Ende August im Interview mit "The Daily Beast": "Die Queen konnte sich nach dem Tod von Diana wieder stabilisieren, während Charles ständig darum gekämpft hat, vor diesen Geistern zu fliehen. Die Rehabilitierung von Camillas Image war äußerst erfolgreich, aber sie lebt nun in Angst vor Harrys Buch. In gewisser Weise rüttelt Dianas Geist noch immer an der Tür."

Die Frage ist nur: Wie wird Charles damit umgehen, sollte sein Sohn tatsächlich intime Details mit der Öffentlichkeit teilen oder auch nur ein Psychogramm des Vaters offenlegen, das einiges an Interpretationsspielraum bietet? "Charles geht genauso damit um wie die Queen", ist sich Jürgen Worlitz auf Nachfrage von t-online sicher. "Auch indem man es einfach ignoriert, weitgehend indem man nicht darauf eingeht, nicht Stellung bezieht, aber dann eben Konsequenzen vielleicht innerhalb der Familie zieht."

Also frei nach dem Motto: "never complain, never explain". Ein Credo, das auch auf die 2002 verstorbene Charles-Großmutter Queen Mom zurückgeht. "Beschwere dich nie, liefere keine Erklärungen", aber dafür reale Konsequenzen? Worlitz konkretisiert: "Charles wird im Grunde genommen alles erben. Aber die anderen? Die werden bei so einer Erbmasse auch etwas bekommen. Das könnte bedeuten, dass Harry und Meghan von der Queen vielleicht einen Dauerwohnsitz gespendet bekommen. Damit ist es ja schon so, dass die Verbindung zum Königshaus bestehen bleibt."

Harry sei nun "sehr an Verfeinerungen" interessiert

Ein Wohnsitz in Großbritannien als Faustpfand, um die Enthüllungen abschwächen zu können? Oder noch viel relevanter für Harry und Meghan: die Titel für ihre Kinder Archie und Lilibet. Es ist immer noch nicht klar, ob die Enkel des neuen Königs künftig als "königliche Hoheiten" angesprochen werden dürfen – und damit unter anderem auch Anspruch auf von der Krone finanziertes Sicherheitspersonal haben werden.

Die britische Presse jedenfalls ist sich nicht sicher, wie der Tod von Elizabeth II., zu der Harry immer ein sehr gutes Verhältnis gehabt haben soll, die Brisanz der Memoiren womöglich beeinflusst. Am Wochenende ist in einem neuen Bericht der "Daily Mail" plötzlich von "Harrys U-Turn" die Rede. Angeblich habe er nun eine "Umschreibung" des Buchs in Auftrag gegeben, weil er befürchte, dass seine Version nach der nationalen Trauer "nicht allzu gut ankommen würde". "Harry hat einen Strich durch die Rechnung gemacht", wird eine nicht näher genannte Quelle zitiert. "Angesichts des Todes der Königin, ihrer Beerdigung und der Thronbesteigung seines Vaters Charles ist er sehr an Verfeinerungen interessiert."

Zwei Sachen scheint es demnach auf beiden Seiten zu geben: Furcht und Druckmittel. Charles III. ist im Besitz der königlichen Macht, Harry verfügt über den Sprengstoff, der mit dem Einfluss auf die öffentliche Meinung einhergehen kann. Bleibt zu befürchten, dass aus dieser Kombination keine Familienharmonie mehr erwächst. Fast schon ironisch wirkt es da, dass die Biographie ursprünglich mal für das Weihnachtsgeschäft geplant war. Denn wer könnte da noch die Fantasie aufbringen, Charles, Camilla, Harry, Meghan und Co. in glücklicher Eintracht am royalen Festtisch zusammen Pastete essen zu sehen?

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