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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Es kommt immer wieder hoch" So geht es den Briten nach dem Tod der Queen
Der Schock im Empire sitzt tief. Der Tod von Queen Elizabeth II. reißt tiefe Wunden. Wie sieht es im Herzen des Vereinigten Königreichs aus?
Die Briten strömen zu Hunderttausenden nach London, um hier gemeinsam zu trauern. Wie geht es der trauernden Nation? t-online hat sich auf den Straßen der Metropole umgesehen.
Inmitten des Londoner Großstadttrubels ist ihr Tod aber zunächst kaum präsent. Ihr Porträt flimmert über Screens an den Bushaltestellen, in der Bahn lesen Menschen Zeitungen mit Bildern von ihr auf der Titelseite. Viel mehr lässt sich an der Oberfläche nicht sehen.
Die Stimmung ist gedrückt
An den royalen Hauptschauplätzen sieht es anders aus. Am Freitag um 13 Uhr versammelt sich am Tower of London eine riesige Menschenmenge, um sich von der Frau zu verabschieden, die über 70 Jahre lang auf dem Thron saß. Ihr zu Ehren werden dort Salutschüsse abgefeuert – insgesamt 96. Während alle paar Sekunden ein Knall ertönt, ist die Stimmung gedrückt, es wird kaum geredet.
Nach dem Ende dieser Zeremonie löst sich die Menge wieder auf, während der Trubel am Buckingham-Palast seit Donnerstag nicht aufhört. Am Rand hat sich dort unter Pavillons die Presse stationiert, während der Platz vor den Palastmauern voller Menschen ist. Durchweg schlängeln sich Leute mit Blumen zu den Toren durch. Die Gitterstäbe sind bereits mit unzähligen Sträußen bestückt, und es werden immer mehr. "Die Königin war die inspirierendste Führungspersönlichkeit unserer Zeit", heißt es da auf einer Trauerkarte.
"Sie war wie eine Großmutter"
Marc und Carry aus Surrey legen auch Blumen nieder. "Es war schon ein Schock, auch wenn du es natürlich erwartest, weil sie schon ziemlich alt war", sagen sie. Sie seien große Fans der 96-Jährigen gewesen. "Sie war wie eine Großmutter. Sie war eine Konstante. Sie sagte uns, sie werde uns dienen und das hat sie auch getan", erklären sie. Eine weitere Britin schaut nachdenklich Richtung Palast, während sie noch immer versucht, den Verlust zu realisieren. "Selbst die kleinen Kinder kennen sie. Jeder ist mit ihr aufgewachsen", schildert sie.
In der Menge kommen schließlich auch ein hochgewachsener älterer Mann und eine jüngere Frau ins Gespräch. Sie tauschen sich aus, finden über die Trauer um die Queen zueinander. "Das hier ist gerade der Mittelpunkt der Welt, oder?", fragt der Mann aus Sussex, der Anzug und Melone trägt. Er wirkt emotional, gibt zu: "Es kommt immer wieder hier hoch", und legt eine Hand auf seine Kehle. Er erinnere sich noch an die Krönung der Queen, er sei damals noch klein gewesen. Jetzt, so sagt er, habe er das Gefühl, die Queen vom Anfang bis zum Ende begleitet zu haben.
In den Gesprächen wird klar, dass mit Elizabeth II. nicht nur eine Königin verstorben ist. Sondern eine Persönlichkeit, die eine wichtige Rolle im Leben vieler Briten eingenommen hat. Sie hat eine Sicherheit ausgestrahlt. Unter anderem, weil sie seit sieben Jahrzehnten das Oberhaupt der royalen Familie war – und damit ein fester Bestandteil nicht nur für ihr eigenes Volk, sondern für die ganze Welt.
- Eigene Beobachtungen