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Metal-Band Sodom im Interview: "Kenne viele Musiker mit Hartz IV"


Kultgruppe Sodom
So ergeht es kleineren Bands in der Corona-Krise

InterviewVon Sebastian Berning

28.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Sodom: Sänger Tom Angelripper (2.v.l.) ist wegen der Corona-Pandemie mächtig sauer.Vergrößern des Bildes
Sodom: Sänger Tom Angelripper (2.v.l.) ist wegen der Corona-Pandemie mächtig sauer. (Quelle: Mumpi Kuenster)
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Sie zählen seit 40 Jahren zu den angesehensten Bands der Szene. Trotzdem kommen die Gelsenkirchener Sodom wegen Corona ins Straucheln. Welche

Neben deutschen Bands wie Kreator, Accept oder Running Wild waren Sodom aus Gelsenkirchen eines der heißesten Metal-Eisen im Feuer. Mit "Genesis XIX" meldet sich die Gruppe, die 1982 von Sänger/Bassist Tom Angelripper gegründet wurde, zurück. Trotz dem unverkennbaren Sound kann von Normalität aktuell keine Rede sein.

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t-online: Besonders eindrucksvoll auf der neuen Platte finde ich "Nicht mehr mein Land". Dass der Song zudem auch auf Deutsch gesungen wird, macht es noch stärker. War früher denn wirklich alles besser?

Tom Angelripper: Ursprünglich war auf dem Song ein englischer Text geplant. Aber warum nicht mal wieder was "Deutsches"? Viele Dinge lassen sich für mich als Deutschen in meiner Muttersprache besser ausdrücken. Ich habe halt den Eindruck, dass viele Sachen in Deutschland, aber auch weltweit aus dem Ruder laufen. Ich hatte meine unbeschwerte Kindheit in den 60er und 70er Jahren, meine Jugend in den 80ern. Und allen Unkenrufen und Weltverbesserern zum Trotz: Da war wirklich alles besser.

Wie meinen Sie das?

Wir leben zurzeit in einer Welt voller Ängste und Unsicherheit. Ich denke aber eher an die nächsten Generationen, die unsere Fehlpolitik ausbaden und bezahlen müssen. Zu allem Elend dann noch die Corona-Krise. Sie lässt das Eis der Ignoranz schmelzen und eröffnet den Blick auf einen riesigen Haufen Scheiße voller sozialer Ungerechtigkeiten und Missstände.

Wie geht es Ihnen da als Musiker? Mit Thrash Metal füllt man selten die großen Hallen. Irgendwelche Hygiene-Konzepte, wie in der Berliner Wuhlheide spielen, aber nur 4.000 statt 20.000 Leute reinlassen, ist für Sodom wohl eher weniger realistisch...

Durch die Corona-Krise und die daraus resultierenden Absagen aller Shows haben wir die Zeit genutzt, um die neuen Songs zu schreiben. Das war aber wirklich das einzig Positive daran. Wir würden gerne mal wieder auf der Bühne stehen, aber wir haben ja bekanntermaßen Berufsverbot. Keiner weiß, wie lange das noch anhalten wird. Ich habe auch keinen Bock auf Gigs im Autokino oder in Kirchen. Eine Metal-Show lebt zu 50% vom Publikum. Ich brauche den direkten Kontakt zu den Fans, das geht dann so leider nicht. Wir müssen abwarten, bis sich alles wieder normalisiert, aber das kann wohl noch lange dauern.

Konnten Sie als Band irgendwelche Hilfspakete der Bundesregierung in Anspruch nehmen?

Es ist ein Problem für viele Künstler. Die Anträge sind schwer auszufüllen, manches geht nur über den Steuerberater, der auch wieder die Hand aufhält. Das ist alles eine Katastrophe. Die Hilfen, wenn man sie denn bekommt, sind völlig unzureichend. Ich kenne viele Musiker, die Hartz 4 beantragen mussten... Eine Schande. Die Kunst zählt offenbar nicht viel im Lande.

Hätten Sie denn eine Idee, wie eher kleinere Bands, die zum Großteil vor 500 bis 2.000 Leuten spielen, trotz Pandemie auftreten könnten?

Es gibt da keine vernünftige Lösung. Eine 4.000er Halle mit 500 Leuten füllen? Wie soll sich das finanzieren? Musiker, Backliner, Techniker und Veranstalter wollen doch auch etwas verdienen. Oder wir nehmen 150€ Eintritt. Das wäre aber Abzocke…

Immerhin, mit "Genesis XIX" gibt es neuen Stoff. Es ist das erste Album mit der neuen Mannschaft. Bringt so ein Personalwechsel viel frischen Wind oder wirft es einen zurück?

Klar, eine neue Besetzung ist immer wie ein Neuanfang und wirft einen natürlich wieder zurück. Andererseits bringt es tatsächlich frischen Wind rein. Es entstehen neue Idee, ein neues Gefühl und viele positive Veränderungen.

Nach den EPs ist es jetzt auch das erste Mal, dass bei Sodom zwei Gitarristen auf einem Album zu hören sind. Haben Sie sich beim Komponieren manchmal gedacht "Mensch, warum hatten wir nicht eher zwei Gitarristen?!"?

Ich hatte schon länger mal diese Idee, aber mein damaliger Gitarrist war davon nicht so sehr begeistert. Nach der Trennung war dann der Weg offen und ich bereue es keine Minute. Wir sind jetzt viel flexibler, besonders was das Live-Programm angeht. Auch der Livesound hat sich erheblich verbessert.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Sodom
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