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Eloy de Jong: "Nach Caught in the Act bin ich in ein tiefes Loch gefallen"


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Eloy de Jong
"Ich musste erst wieder lernen, mich gut zu fühlen"

InterviewVon Elke Habekost

05.11.2018Lesedauer: 6 Min.
Von 1992 bis 1998 feierte die Band Caught in the Act Erfolge: Eloy de Jong war eines der Mitglieder der Boyband.Vergrößern des Bildes
Von 1992 bis 1998 feierte die Band Caught in the Act Erfolge: Eloy de Jong war eines der Mitglieder der Boyband. (Quelle: M. Kremer / Future Image/imgao)

Früher war er ein gefeierter Boyband-Star, heute steht Eloy de Jong solo auf der Bühne. Mit t-online.de hat er über seine Vergangenheit, seine große Liebe und das Familienleben mit Töchterchen Indy gesprochen.

Die glorreichen Neunziger, die Zeit der Boybands – und mittendrin Eloy de Jong. Im November 1994 hatte die Gruppe Caught in the Act ihren großen Durchbruch in Deutschland. Nach ihrem Auftritt in der Daily Soap "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" ging es für die vier jungen Musiker steil bergauf.

Bastiaan Ragas, Benjamin Boyce, Lee Baxter und Eloy de Jong wurden gefeiert, bejubelt und von den Fans verehrt. Millionen Kinderzimmer wurden mit Postern der Boyband verziert und der damals erst 24-jährige Eloy wurde in eine Rolle gedrückt, die ihm gar nicht gerecht wurde. Denn was lange Zeit niemand wusste: Der Niederländer ist homosexuell. Das aber wurde erst bekannt, nachdem sich Caught in the Act aufgelöst hatte. 1999 machte der Musiker seine Liebe zu Männern öffentlich.

Heute lebt er mit seinem Partner Ibo und der gemeinsamen Tochter Indy zusammen und steht auch wieder auf der Bühne – vorwiegend jedoch ohne seine damaligen Kollegen. Mit t-online.de hat Eloy de Jong jetzt ganz offen über sein Leben gesprochen.

t-online.de: Früher hast du in einer Boygroup gesungen, jetzt singst du auf deinem Album "Kopf aus, Herz an" Schlager. Wie haben deine Fans darauf reagiert?

Eloy de Jong: Ich bin super dankbar, dass viele Fans von früher mit mir mit gewachsen sind. Aber es sind auch viele neue Fans dazu gekommen. Mein Partner Ibo hat letztens erst gesagt, wie cool er es findet, dass jetzt auf den Konzerten alles dabei ist: Männer, Frauen, Jung und Alt. In den Neunzigern waren es ja nur Mädchen und dass ich es jetzt geschafft habe, ein neues Publikum zu bekommen – dafür bin ich sehr dankbar. Aber ich freue mich auch über die alten Fans von früher, die mich immer noch unterstützen. Denn ich sehe das alles nicht als selbstverständlich an. Wenn man das nämlich macht, hat man ein Problem.

Jetzt hast du dich seit deiner Zeit bei Caught in the Act natürlich auch verändert. Was ist heute besser als damals?

Ich habe heute die Möglichkeit, so zu sein, wie ich bin und das spüren die Menschen. Damals hatte ich ganz viel Druck, das war eine schwierige Zeit für mich. Auf meinem Album "Kopf aus, Herz an" ist ein Song der "Schritt für Schritt" heißt. Da singe ich: Du bist perfekt, wie du bist. Das weiß ich heute, aber damals habe ich das nicht gedacht. Damals hatte ich seit meiner Jugendzeit das Gefühl, dass ich anders bin als andere und dass das nicht gut ist. Ich habe niemals von meinem Vater die Bestätigung bekommen, dass ich so gut bin, wie ich bin. Dabei ist das so wichtig für den Menschen – nicht nur für einen Künstler.

Du hast gerade gesagt, dass es eine schwierige Zeit war. Inwiefern?

Die Boyband-Karriere war super, aber auch eine Achterbahnfahrt. Vier, fünf Jahre lief alles super. Die Verarbeitung kam erst danach. Denn wenn man wirklich viel Arbeit hat, hat man ja die perfekte Ausrede, um sich nicht wirklich mit der persönlichen Verarbeitung zu beschäftigen.

Wie meinst du das?

Ich habe immer überlegt, ob ich männlich genug sitze, ob ein Witz vielleicht etwas zu weiblich war – es hat mich so viel Energie gekostet, mich zu verstecken, damit niemand merkt, dass ich schwul bin. Außerdem war es für mich als junger Mensch schwierig, so früh so viel Erfolg zu haben, der dann wieder über Nacht vorbei ist.

Wie ging es dir denn, nachdem sich die Band aufgelöst hatte?

Nach Caught in the Act bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Plötzlich war der Erfolg weg und ich musste erst mal lernen, ohne Hits und ohne schreiende Leute zu leben. Ich musste erst wieder lernen, mich gut zu fühlen, ohne etwas von draußen zu bekommen. Und deshalb habe ich die letzten zehn Jahre wirklich viel für mich selbst gemacht. Heute liebe ich das, was ich mache und bin total stolz darauf, wie viel Erfolg ich wieder mit meiner Musik habe. Aber das Gute ist, dass ich auch weiß, dass ich ohne mein Hitalbum bereits das Glück zuhause habe. Das gibt mir viel Kraft.

Damit meinst du sicher deinen Partner Ibo und deine siebenjährige Tochter Indy, oder?

Genau, Indy lebt die Hälfte der Zeit bei uns und die andere Hälfte bei ihrer Mutter. Wir ändern nie den Plan, denn Indy muss Struktur haben. Das ist ganz wichtig.

Kannst du mir einen kleinen Einblick in euer Familienleben geben?

Natürlich. (lacht) Zuhause sind wir Papa Ibo und Papa Eloy. Wir haben beide unsere Jobs. Ich stehe auf der Bühne und mache mein Ding – und er hat ebenfalls eine Leidenschaft für das, was er macht. Auch wenn das nichts mit dem Showbusiness zu tun hat. Wir sind stolz aufeinander und ich bin froh, dass ich keinen Partner habe, der sagt: "Ach, bist du jetzt wieder weg?" Er versteht mein Leben und wenn er Zeit hat, kommt Ibo mit unserer Tochter Indy zu meinen Auftritten und umgekehrt besuchen Indy und ich auch Papa Ibo bei seiner Arbeit.

Jetzt zeigst du Indy auch ab und zu auf deinem Instagram-Profil. Aber wie sie wirklich ist, wissen wir leider nicht. Verrätst du uns ein wenig?

Eigentlich ist sie wie jedes siebenjährige Mädchen. Indy spielt Klavier, liebt Tiere und ist immer mit unserem Hund und unserer Katze beschäftigt. Sie ist auch eine begnadete Malerin und wir lieben es, zu Hause zum Beispiel auch mal zu tanzen. Sie sagt dann immer: "Wenn ich noch ein bisschen übe, kann ich mit dir zusammen einen Auftritt machen."

Das klingt fast so, als könnte Indy einmal in deine Fußstapfen treten ...

Ich hoffe auf jeden Fall, dass sie etwas findet, wofür sie Leidenschaft empfindet. Sie braucht für mich keine super Geigen-, Klavierspielerin oder was auch immer zu werden, aber was auch immer sie macht und liebt – es wäre schön, wenn sie sich Mühe gibt. Ich habe ihr auch immer gesagt, dass Papa Ibo in der Schule immer gut im Rechnen und Papa Eloy immer besser in Musik und Malen war. Und dann hat sie gesagt: "Ich glaube, ich bin eher ein bisschen so kreativ wie du, Papa Eloy."

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Jetzt ist deine Tochter ja auch auf deinem Album zu hören. Wie war das für sie?

Ja, ich singe den Song "An deiner Seite" und am Ende sagt Indy ein kleines "Ich liebe dich, Papa". Das ist schon sehr süß, aber wir müssen mal sehen, ob daraus mehr wird. Wenn sie darauf Lust hat, ist das schön, wenn nicht, ist es auch okay. Aber sie findet es schon schön, wenn sie sich selbst irgendwo entdeckt. Ich möchte sie und uns als Regenbogenfamilie auch nicht verstecken, denn ich denke, dass wir ein harmonisches Beispiel dafür sind, das vielen Menschen schon die Augen geöffnet und gezeigt hat, dass es auch gut funktionieren kann, wenn es zwei Papas gibt.

Da hast du sicher recht – und doch gibt es immer noch Kritik und böse Kommentare. Wie geht ihr damit um?

Das ganze Leben besteht aus blöden Kommentaren. Auch auf Social Media kommt immer mal was – die Leute blockiere ich dann aber einfach. Aber gerade, wenn du wie Indy in jungen Jahren schon gelernt hast, dass du so, wie du bist, okay bist, dann kannst du auch mit den blöden Kommentaren umgehen. Wir haben natürlich bei der Suche nach einer Schule für Indy auch mit den Lehrern gesprochen und darum gebeten, dass sie bei Märchen auch mal von zwei Königen oder zwei Königinnen erzählen – und nicht immer nur von Mann und Frau. Und wenn die Leute heute trotzdem negative Kommentare machen, sage ich: "Kopf aus, Herz an – schau doch einfach mal bei uns vorbei, um zu sehen, wie wir leben. Wie harmonisch es bei uns ist und dass die Haare von Indy auch schön gepflegt sind, obwohl sie bei zwei Papas lebt."

Danke für das Interview, Eloy de Jong.

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