Motörhead-Frontmann spricht Tacheles Lemmy Kilmister: "Ich kann Heavy Metal eigentlich nicht leiden"
Lemmy Kilmister
Am 1. August wird er gemeinsam mit seiner Band beim legendären Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken spielen - mit seinen 68 Jahren scheint der gesundheitlich angeschlagene Lemmy Kilmister umtriebiger zu sein denn je.
Wildes Leben wie eh und je
Seine Diabetes und ein noch recht neuer Herzschrittmacher sollten den Musiker eigentlich zwingen, etwas langsamer zu machen, doch laut "Spiegel" benimmt sich Lemmy ganz nach Rock'n Roll-Manier und bestellt sich zum Interview um 15 Uhr am Nachmittag erst einmal einen Wodka-Orange.
Modeerscheinung Heavy Metal
Seine Band Motörhead erlebte in den letzten Jahren eine Art Revival, obwohl Lemmy als einziges verbliebenes Gründungsmitglied noch dabei ist. Alle anderen Mitglieder kamen nach ihm. Es schien plötzlich schick zu sein, Heavy-Metal zu hören. Sogar die Shirts einer bekannten schwedischen Modehauskette tragen neuerdings den "Motörhead"-Schriftzug quer über der Brust.
Glücklich ist Frontmann Lemmy damit allerdings gar nicht: "Ich finde das etwas lächerlich. Weißes T-Shirt mit schwarzem Schriftzug, ich bitte Sie. Das ist nicht richtig. Schwarz muss das Hemd sein, die Schrift in Silber."
"Ringo Starr ist einer der besten Drummer der Welt"
Ohnehin nimmt der Sänger ein wenig Abstand von seinem Heavy-Metal-Dasein: "Ich kann Heavy Metal eigentlich nicht leiden. Die Beatles sind die beste Band, die es je gegeben hat und je geben wird. Lennon und McCartney konnten an Gitarre und Klavier Songs schreiben und sie hatten mit Ringo Starr einen der besten Drummer der Welt. Es gibt Menschen in unserem Geschäft, die behaupten, er sei eine Flasche am Schlagzeug. Blödsinn, sage ich, Ringo ist exzellent. Sie waren die Ersten, die in Großbritannien als Band auftraten, nicht als Sänger mit Begleitmusikern. Und sie hatten Humor."
"Die Beatles waren toughe Jungs"
Sogar frühe Liveauftritte der Fab Four hat Kilmister hautnah miterlebt. Im "Spiegel"-Gespräch schwärmt er: "Als sie aus Hamburg zurückkamen, bin ich drei Mal nach Liverpool getrampt, wo ich sie im Cavern sah. Die Beatles waren toughe Jungs." Es sei in seinen Augen einer der größten Irrtümer der Popgeschichte zu glauben, die Stones waren die harten Kerle und die Beatles die Weicheier. "Es war genau anders herum. Die Stones wurden in den Vorstädten von London verhätschelt, die Beatles boxten sich in Liverpool durch. Glauben Sie mir, es war kein Spaß dort aufzuwachsen."
Drei LSD-Trips von Hendrix als Provision
Dass Lemmy sich Zeit seines Lebens in den Kreisen der musikalischen bad boys aufgehalten hat und einem guten Schluck niemals abgeneigt war, ist bekannt. Dass er jedoch gemeinsam mit Hippie-Ikone Jimi Hendrix Drogen konsumierte, weniger. Kilmister jobbte zunächst als Gitarrenträger von Hendrix. Doch dabei blieb es nicht. "Ich war auch für die Drogenbeschaffung bei ihm zuständig. Wenn ich ihm zehn LSD-Trips beschaffte, gab er mir drei davon als Provision."
Seinen Rücktritt aus dem aktiven Musikbusiness sieht Kilmister übrigens längst noch nicht. "In meinem Beruf gibt es nicht den Zeitpunkt, an dem man in den Ruhestand geschickt wird mit ein paar freundlichen Worten und einer goldenen Uhr."