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Punkrocken, bis der Arzt kommt: Zum 50. Geburtstag von Bela B.


Musik
Punkrocken, bis der Arzt kommt: Zum 50. Geburtstag von Bela B.

t-online, Nina Bogert-Duin

13.12.2012Lesedauer: 4 Min.
Ärzte-Schlagzeuger Bela B. feiert seinen 50. Geburtstag.Vergrößern des Bildes
Ärzte-Schlagzeuger Bela B. feiert seinen 50. Geburtstag. (Quelle: dpa-bilder)

Am Anfang war Barney. Barney Geröllheimer. Ein Spitzname aus der Schulzeit, den Dirk Albert Felsenheimer als großes B mit Punkt in seinem Künstlernamen unsterblich gemacht hat. Dirk Albert ist Mitglied der von unzähligen Fans so bezeichneten besten Band der Welt, Die Ärzte, und besser bekannt als Bela B. Auch wilde Punkrocker werden älter. Am 14. Dezember wird der Mann mit dem Steh-Schlagzeug unglaubliche 50 Jahre alt.

Mit 15 hat Dirk Albert die Idee, zur Polizei zu gehen, bricht die Ausbildung aber nach kurzer Zeit ab. Er lernt Dekorateur, trägt mit Vorliebe einen kunterbunten Klamottenmix und entdeckt seine Leidenschaft für die Musik. Er nennt sich Bela B. - Bela steht für den von ihm verehrten Dracula-Darsteller Bela Lugosi - und schließt sich der Punk-Bewegung an. Sein Faible für das Schlagzeugspielen wird von seinen Eltern bereits in der Jugend unterstützt - Bela mag es jedoch ungewöhnlich, und spielt, seit er es bei einem Konzert der Stray Cats 1983 gesehen hat, die Schießbude lieber im Stehen.

Karrierestart mit Hindernissen

Zu Beginn der 1980er Jahre stellt der gebürtige Spandauer zunächst die Punk-Formation Soilent Green auf die Beine und wird Stammgast in den besetzten Häusern in Berlin-Kreuzberg. Nach dem Album "Die Fleisch EP" geben Soilent Green 1982 jedoch ihr Abschiedskonzert, und zusammen mit seinen Freunden Jan Vetter alias Farin Urlaub und Hans Runge alias Sahnie gründet Bela die Punkband Die Ärzte. Der musikalische Ball gerät allmählich ins Rollen.

Mühsame Produktionen, Trennungen, Song-Verbote ("Claudia hat nen Schäferhund"), Indizierungen von Alben wegen umstrittener Texte ("Geschwisterliebe"), Auftrittsverbote und finanzielle Durststrecken markieren die frühe Karriere der Berliner Musiker. Um der wachsenden Unzufriedenheit Herr zu werden, beschließen Urlaub und Bela B. 1989, sich zu trennen. Beide versuchen, in Soloprojekten Fuß zu fassen, doch der kommerzielle Erfolg bleibt aus. Dafür verkaufen sich die bisherigen Alben der Ärzte plötzlicher besser denn je.

Der Phönix steigt aus der Asche

Bereits 1988 hat Bela den Gitarristen Rodrigo Gonzálezund kennengelernt und in dieser Solo-Phase mit ihm die Band Depp Jopnes gegründet. Er bittet ihn schließlich, bei einer Reunion der Ärzte mitzumachen - als Bassist. 1993 gehen Die Ärzte in neuer Formation an den Start und legen mit dem Album "Die Bestie in Menschengestalt" ein echtes Glanzstück vor. Die erste Singleauskopplung "Schrei nach Liebe" greift die damaligen Übergriffe Rechtsradikaler gegen Ausländer in Deutschland auf (Rostock, Solingen, Mölln). Bela dazu bei MTV: "Nach Hoyerswerda (...) konnten wir halt nicht mehr schweigen."

Von diesem Zeitpunkt an geht es mit der Karriere der Berliner stetig nach oben. Sie beglücken ihre immer größer werdende Fangemeinde mit unzähligen Live-Auftritten, spielen 1996/97 auf einer Exklusivtournee als Vorgruppe der Band Kiss. Als ein Höhepunkt der Bandgeschichte kann sicherlich der 21. Juni 2002 gesehen werden, als Die Ärzte auf dem Mariannenplatz in Kreuzberg vor etwa 35.000 Zuschauern ihr Jubiläumskonzert zum 20-jährigen Bestehen geben. Für den Eintrittspreis von schlichten sieben Euro spielen Die Ärzte drei Stunden lang ihre größten Hits.

Ist das noch Punkrock?

Ein stetig fließender Geldstrom macht Die Ärzte zu Großverdienern und provoziert Bela B. zu einem legendären Statement. Gegenüber dem "Stern" sagt er 2003: "Okay, ich gestehe: Meine Prostata ist verchromt. Erst vergoldet und dann verchromt. Punk ist nur die Idee, die hinter den Ärzten steht. Alles andere machen wir so, wie wir es für richtig halten." Die zunehmende Kommerzialisierung der Ärzte hatte in ursprünglichen Punk-Kreisen stets für Unzufriedenheit gesorgt. Ist das noch Punkrock?

Richtig für den Musiker Bela B. ist es, sich in dieser Zeit auch auf anderen Feldern auszutoben. So versucht er sich immer wieder als Schauspieler ("Tatort", "Ein Göttlicher Job", "Alarm für Cobra 11", ein Cameo-Auftritt in "Inglorious Basterds"), Synchronsprecher und Comic-Verleger. Die Ärzte bleiben jedoch die Hauptkonstante und der beste Grund für ihn, immer wieder die Bühne zu erklimmen und das Steh-Schlagzeug zu malträtieren.

Auf den aktuelleren Alben der Band mit gewohnt provokant-spaßigen Titeln wie "Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer" (2000), "Geräusch" (2003) oder "Jazz ist anders" (2007) lösen politische Inhalte immer häufiger den Klamauk früherer Liedtexte ab. Werden Die Ärzte seriös?

"Mit 20 ist es deine verdammte Pflicht, Hass zu haben"

Das zunehmende Alter scheint insbesondere Bela dabei kaum zu stören. In einem Interview mit der Berliner Morgenpost sagt er 2011: "Im Alter von 19 Jahren musste ich mich ja schon in besetzten Häusern dafür rechtfertigen, dass es 'Bravo'-Poster von mir gab. Insofern ist auch das Älterwerden nicht so schwer." Heute sei er "konsequenter als ich es mit 20 war, aber auch ein bisschen milder und rege mich nicht mehr so schnell auf. Mit 20 ist es deine verdammte Pflicht, dich aufzuregen und Hass zu haben."

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